Inhalt
Als der Ring der Macht erwacht, ist das Land aufgeschreckt. Gut und Böse trachten nach dem Schmuckstück, welches über Umwege in den Händen des Hobbits Frodo landet. Gemeinsam mit einer schlagkräftigen Truppe macht er sich auf die Reise zur Vernichtung des unheilvollen Erbes…
Fazit
Für meine eher überdurchschnittliche Bewertung (6/10) des ersten Teiles wurde ich damals von mehreren Bekannten und Lesern kritisiert. Ich habe zuvor (und bis heute) weder die Bücher gelesen, noch hat mich diese Fantasywelt großartig abgeholt. Durch die aktuelle Amazon-Serie habe ich jedoch wieder Lust auf die Thematik gefunden und wollte mir nach all den Jahren noch einmal das Komplettpaket inkl. dem „Hobbit“ zu Gemüte führen.
Es sei gesagt, dass mich die kreative und vielschichtige Welt noch immer nicht vollends in ihren Bann ziehen konnte, ich aber den Hype und den Kultstatus darum verstehen kann. Der Kosmos von Tolkien gibt viel her und zeugt von einer langen Ausarbeitung selbiger. Ähnlich wie bei Pratchett („Scheibenwelt“) werden politische Themen aufgegriffen, Konflikte und unterschiedliche Spezies anschaulich präsentiert.
Der eigentliche Handlungsrahmen entspricht weitestgehend der typischen Heldenreise und blieb auch recht vorhersehbar. Mich hat etwas gestört, dass unsere Hauptfigur ständig etwas abbekommt und wieder immer aufgepäppelt wird – was jedoch der Buchverlage geschuldet sein dürfte. Ansonsten war dies optisch immer wieder prächtig in Szene gesetzt und die vielen kleinen Details am Rande (Kostüme, Ausstattung) atemberaubend. Hier ließ sich die Hingabe der Macher deutlich erkennen, wobei manch angestaubte Computereffekte den tollen Eindruck minimal trübten.
Grade im 4K-Zeitalter mit großer Leinwand im heimischen Wohnzimmer wirken manche Hintergründe unscharf und „zittrig“. Hier konnten die neueren „Hobbit“-Filme mehr überzeugen, wobei man auch hier die großartigen Massenschlachten nicht unerwähnt lassen sollte. Das Aufgebot an Darstellern war beachtlich und deren Koordination sicherlich eine Sache für sich. Aufgrund merkwürdigen „Frame-Timings“ wirkten diese hin und wieder allerdings besonders künstlich, denn deren „zu flüssigen“ Animationen brachen mit dem restlichen Stil. In Etwa mit dem „Soap-Effekt“ vergleichbar, der bei einigen Fernsehern oder Projektoren das Bild zu schnell berechnet und somit gewöhnungsbedürftig erscheint.
Überhaupt hat der sympathische Cast und dessen harmonisches Zusammenspiel gefallen. Die unterschiedlichen Charaktere wurden passend besetzt und selbst altbekannte Gesichter (Sean Bean, Ian McKellen, Orlando Bloom) konnten sich hier mit neuen Rollen im Kopf der Filmfreunde festbrennen. So denke ich bei deren Namen zuerst an diese Streifen und nicht erst an andere Werke der Akteure. Stiller und heimlicher Star bleiben jedoch die Landschaften Neu Seelands, die perfekt zum Szenario passen und richtige Reiselust hervorrufen. Dazu gesellte sich ein bombastischer Soundtrack, dessen Hauptstücke hohen Widererkennungswert besaßen.
Für mich haben alle Teile der Trilogie leichte Pacing-Probleme. Gerade bei den Langfassungen dreht man gefühlt immer wieder kleinere Schleifen und kommt nicht so recht von der Stelle. Manch Nebenereignis und viel an Dialog hätte man raffen und kompaktere Ergebnisse abliefern können. Kultisten freuen sich über jede Sekunde an Material, Außenstehenden macht es das warm werden nicht leichter. Eigentlich bin ich ja fast immer ein Befürworter von Langfassungen, hier könnte man das Sichten der normalen Kinofassungen in Betracht ziehen.
„Der Herr der Ringe“ ist ein großes Abenteuer, manchmal aufgrund seiner Längen und vielen Figuren auch ein wenig anstrengend. Ich sehe das Potential und den Kultfaktor der Werke, doch man möge meine mangelnde Kompatibilität bitte verzeihen. Die Filme an sich sind handwerklich gut gemacht und lassen bei Fans keine Wünsche offen, nur meine Welt ist es einfach nicht. Meine Liebe liegt wohl eher in Ergüssen von Jul Verne oder Szenarien im Weltall und eben nicht bei Zwergen und Elfen. Die Streifen haben zurecht ihre Community und ganz nüchtern zücke ich für das Komplettpaket eine stabile 7 von 10. Wie beim „Hobbit“ erwähnt, hat mich dessen Reise ein bisschen mehr in den Bann gezogen – vielleicht auch, weil sie etwas weniger komplex daher kam und entspannter „weggeschaut“ werden konnte.
7/10
Fotocopyright: Warner