Inhalt
Eigentlich sollte es für acht junge Menschen eine der Partys ihres Lebens werden, doch im abgelegenen Anwesen im tiefsten Wald geschehen merkwürdige Dinge. Ob das Verschwinden von zwei ihrer Freunde vor exakt einem Jahr wohl etwas damit zu tun hat?
Einleitung
Halloween steht vor der Tür und bis zur Fortsetzung von „Men of Medan“ ist auch noch ein paar Tage hin – und so habe ich mir zur Einstimmung auf Beide noch einmal in „Until Dawn“ gestürzt. Ich wußte, dass die Spielzeit recht überschaubar ist und so war ein rechtzeitiges Beenden also kein Thema.
Gameplay & Steuerung
„Until Dawn“ ist der unmittelbare Vorgänger des bereits besprochenen „Men of Medan“ (Link) und weißt exakt dieselbe Spielmechanik auf. Der Spieler übernimmt abwechselnd die Rolle eines der Jugendlichen und steuert die Figur durch hübsch gerenderte Kulissen im verschneiten Wald, in unheimlichen Gebäuden oder sogar düsteren Minen unter der Erde.
Das Gameplay an sich ist auf das nötigste reduziert – was bedeutet, dass man die Figuren zwischen langen Zwischensequenzen relativ gradlinig durch die Umgebung scheucht und hin- und wieder kleine Quicktime-Events absolviert.
Diese „Events“ bestehen dann aus dem schnellen Drücken der eingeblendeten Tasten und sind meist entscheidend über Leben und Tod bzw. den Fortgang der Story. Gelegentlich darf der Spieler sogar Entscheidungen treffen (z.B. Weglaufen oder den Weg versperren), deren unmittelbaren Konsequenzen sich oftmals als Glücksspiel erweisen und nicht unbedingt vorhersagt werden können. Dies fand ich insofern ärgerlich – hat man die schnellen Tastendrücke mit Bravour bestanden, verlor man durch nicht absehbare Entscheidungen plötzlich dennoch seine Figuren.
Der Tod der einzelnen Spielfiguren beendet das Spiel jedoch nicht vorzeitig, sondern verändert den Fortgang in Nuancen. Man kann eigentlich gar nicht „Game Over“-gehen, sondern erkennt spätestens im Abspann, wie viele der Jugendlichen letztlich überlebt haben. Dies soll zum mehrmaligen Durchgängen animieren, schließlich möchte man doch so viele Personen wie möglich „über die Ziellinie bringen“.
Die Steuerung ist simpel, aber manchmal auch bockig. So bewegen sich die Protagonisten etwas zäh und drehen sich bei Kameraschwenks (und dem damit verbundenen Richtungswechsel) auch gern mal im Kreis. Die Quicktime-Events sind hingegen relativ gut machbar, wobei mir das einfache Stillhalten des Controllers oftmals noch am schwersten fiel.
Präsentation
Zum Reviewzeitpunkt hat der Titel knappe 5 Jahre auf dem Buckel und schaut dafür immer noch sehr gut aus. Vielleicht nicht mehr so beeindruckend wie einst, aber trotzdem sehr solide.
Die Spielfiguren haben einen guten Wiedererkennungswert mit ihren realen Vorbildern (u. A. Hayden Panettiere, Rami Malek) und die Kulissen sind ordentlich gerendert. Das Hineinploppen oder zu späte Schärfen von Objekten ist nicht mehr so krass wie beim Nachfolger, der gelegentliche „Schluckauf“ jedoch der gleiche.
Das Geschehen ruckelt selbst auf der Playstation 4 Pro (R) teils massiv und beeinflusst durch die kleineren Stotterer auch die Steuerung. In den entscheidenden Momenten ist zwar alles im grünen Bereich, dennoch ist die Entscheidung (Ruckler vs. schönere Grafik) zu hinterfragen. Mehr war aus der Hardware anscheinend auch von Sony-nahen Studios nicht herausholbar.
Während die Macken in der visuellen Darstellung irgendwo noch zu verschmerzen sind, hat mich die Synchro stellenweise in den Wahnsinn getrieben. Ich habe für den letzten kompletten Durchgang mein hochwertiges Astro-Headset verwendet und hier wurde der zuweilen komische Hall und die schlechte Betonung einiger Dialoge extrem auffällig. Überdies waren nicht alle Sprecher perfekt gewählt bzw. haben sich nicht immer die gewünscht Mühe bei der Verkörperung der Gefühle unserer Akteure gegeben. Selbstredend war die Sprache oftmals nicht synchron zum Bild.
Spielzeit
Das Spiel besteht aus 10 Kapiteln, die jeweils für rund 30 Minuten unterhalten. Zwischen den einzelnen Abschnitten gibt es meist eine serientypische Rückblende („Was bisher geschah“) und bringt den Spieler nach kleineren Pausen wieder auf den Stand der Dinge.
Die Gesamtspielzeit beträgt also rund fünf Stunden und lädt nach dem Erblicken des Abspanns natürlich noch zum Erkunden anderer Entscheidungsmöglichkeiten ein.
Positiv:
– hübsche Grafik
– ansprechendes Setting
– halbwegs spannend präsentiert
– einfache Quicktime-Events
Neutral:
– viel Herumgelaufe
– Synchronisation mittelprächtig
– Wiederspielwert eher gering
– Umfang durchschnittlich (aber ausreichend)
– Steuerung nicht immer optimal
– Auflösung so lala
Negativ:
– beladen mit Klischees
– Ausgang einiger Entscheidungen eher Glückssache
– spielerisch insgesamt sehr stark eingeschränkt
Fazit
Die Mechanik des Titels ist wieder mal Fluch und Segen zugleich. Das Gameplay beschränkt sich auf das Nötigste und hält hierdurch seinen filmähnlichen Ablauf aufrecht. Wen das nicht sonderlich stört, erhält einen netten, aber sehr mit Klischees überfrachteten Thrill – der sich ungeniert an den üblichen Teenie-Horrorfilmen bedient und alles irgendwie semi-gut miteinander kombiniert.
In meinen Augen ist die überschaubare Spielzeit vollkommen ausreichend, um das Geschehen nicht mit Langeweile zu bereichern und seine Handlung nahezu in Echtzeit ablaufen zu lassen. Der Wiederspielwert ist allerdings eher gering, da die Handlung an sich ja nach einem Durchgang auserzählt ist und sich lediglich in kleinen Details ändert. Zwischen meinen Komplettierungen lagen knapp fünf Jahre und dies hat genau ausgereicht, um die meisten Ereignisse zu vergessen und den Titel einigermaßen neu zu erleben.
Ich habe das Game seinerzeit bei Release zum Vollpreis erworben und wusste, was auf mich zukommt. Da es mittlerweile für zirka 20 Euro erhältlich ist, passt das Preis-/Leistungsverhältnis schon eher und alle Interessierten sollten einfach mal einen Blick riskieren. Für mich ists letztlich kein Meisterwerk, aber kurzweiliger Spaß für Zwischendurch.
Grafik: 9/10
Sound: 7/10
Gameplay: 5/10
Gesamt: 7,5/10
Fotocopyright: Supermassive Games / Sony Computer Entertainment
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