Und wieder einmal möchte ich an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen und ein Stück außergewöhnliche Hardware präsentieren. Diesmal handelt es sich um ein so genanntes „Arcade Board“, welches echtes Spielhallenfeeling ins heimische Wohnzimmer verfrachten soll.

Schon vor einiger Zeit habe ich mir ein „Pandora 4S Arcade Board“ aus China zugelegt (monatelange Lieferzeit sage ich nur…) und nun – für relativ überschaubares Geld (gebraucht bei Ebay) – ein kleines Upgrade zur 6S-Version gewagt.

(Herstellerfoto)

Ein Pandora Arcade Board lässt sich am einfachsten als moderne Möglichkeit zum herrichten alter Spielautomaten umschreiben. Man kann den Hauptkern (die Pandora-Box) quasi in einen alten Automaten einpflanzen und ihm damit zu neuem Leben (und aktueller Technik) verhelfen. Obendrein sind auch schon eine Menge an Games vorinstalliert oder können (bei anderen Revisionen) ganz einfach (per USB-Stick) nachgerüstet werden.

Bei der hier vorgestellten Variante handelt es sich hingegen um ein komplett anschlussfertiges System, welche die passenden Eingabeelemente (Stick, Buttons, etc.) bereits mitbringt und per VGA oder HDMI an Monitore oder Fernseher (oder Beamer) angeschlossen werden können. Es ist keinerlei Bastelarbeit mehr erforderlich und etliche Spiele (>1.300) sind werksseitig installiert.

Schon beim Auspacken fällt die Größe und das massive Gewicht der Hardware auf. Der Hersteller setzt auf stabile Materialien und setzt den Kunststoffkern in ein recht wertig verarbeitetes Metallgehäuse mit schicker Acryl-Oberseite. Das Frontmotiv (in diesem Falle Ryu aus der bekannten „Street Fighter“-Reihe) ist sicherlich Geschmacksache, kann aber idealerweise beim Händler ausgewählt werden. Ich hatte da bei meinem Gebrauchtkauf keine Wahl – aber mir gefällt das Cover schon einigermaßen.

Wie bereits erwähnt erfolgt die Bildausgabe via VGA oder HDMI. Dazu gesellt sich noch eine Lautstärkenregelung (integrierter Lautsprecher), ein Netzteilanschluss und sogar ein USB-Anschluss – der erlaubt, dass Gerät als Controller an anderen Geräten (PC, Platystation, evtl. auch Switch) zu verwenden.

Beim Starten erwartet uns nach kurzer Boot-Dauer ein schlichtes, übersichtliches Auswahlmenü. Im Gegensatz zu meiner 4S Konsole ist nun alles alphabetisch – aber leider nicht nach Genres sortiert. Man kann sich zwar über die Einstellungen eine Favoritenliste erstellen – ganz optimal im Handling ist dies allerdings nicht.

Die Auswahl der Spiele ist so umfangreich, wie ordentlich. Im Grunde sind alle großen „Prügler“ (sowohl klassische Versus-Titel wie „King of Fighters“, als auch „Sidescroller“ wie „Final Fight“) und Shooter vorhanden. Daneben gibt es noch ein paar Knobel und Geschicklichkeitsspiele – nur Racingfreunde bekommen eine relativ kleine Auswahl geboten.

Bei der stolzen Anzahl von über 1.300 Titeln sind eine Spiele erwartungsgemäß doppelt vorhanden – allerdings weniger im Sinne von „richtig doppelt“, sondern vielmehr in diversen Ausführungen mit durchaus leichten Variationen – die so wohl in den Spielhallen unterschiedlicher Länder zu finden waren.

Bei den Titel handelt es sich überwiegend um Spiele aus der Spielhalle oder von NeoGeo (welches ja auch fast mehr in der Spielhalle zu verorten war) und – ganz neu bei der 6S – sogar ein paar SEGA (vermutlich Mega Drive) Spiele. Realisiert wird das Ganze technisch per simpler Emulation – was natürlich in einer gewissen Grauzone rangiert.

Die Emulation ist bei den Arcadetiteln (und NeoGeo) weitestgehend sauber und kleinere Slowdowns sind – soweit ich das beurteilen kann – bereits der jeweiligen Vorlage geschuldet. Bei komplexen Ballerorgien mit unzähligen Gegnern kommt ein „Metal Slug“ schonmal leicht ins Schwitzen. Das dürfte damals am Automat (oder NeoGeo) auch so gewesen sein und unterstreicht das authentische Feeling.

Richtig enttäuscht, gar sauer bin ich hingegen bei den tollen SEGA-Vertretern geworden. Es ist zwar löblich, dass ein paar Klassiker (u.A. Outrun) vertreten sind, aber keiner der angetesteten Spiele lief auch nur ansatzweise flüssig. Der Ton stotterte, das Bild bewegte sich wie in Zeitlupe und die Spielbarkeit war somit dahin. Merkwürdig, da schon meine alte 4S einige der problematischen Titel (u.A. „Mortal Kombat“ – nicht von Sega) viel performanter auf den Bildschirm brachte und allgemein weniger mit „Tearing“ zu kämpfen hatte.

Positiv:
– massive Bauweise, ordentliche Verarbeitung
– gute Eingabegeräte, die bei Bedarf relativ einfach ausgetauscht werden können
– viele vorinstallierte Spiele
– weitestgehend saubere Emulation
– gute Bildausgabe (720p)
– „Coin“-Taste für schier endloses Weiterspielen 🙂

Neutral:
– Design
– Sortierung der Spiele
– fummeliges Favoriten-Menü

Negativ:
– rechtlich möglicherweise problematisch
– Spielbarkeit einiger Titel nicht wirklich gegeben (Ruckeln)

Abschließende Worte:
Ein Arcade-Board wie das mir aktuell vorliegende ist sicherlich nicht für Jedermann und wird auch sicherlich nicht Jeden wie mich begeistern können. Trotz einiger technischer Unzulänglichkeiten spiele ich neben aktuelles Games hin und wieder einige Klassiker wie „Metal Slug“ oder „Final Fight“ und habe dabei ein breites Grinsen im Gesicht. Natürlich wäre dies (wo wir uns schon in einer Grauzone bewegen) auch am Rechner möglich, doch mit dem massiven Board auf dem Schoß kommt das Ganze trotz Emulation viel authentischer daher. Ein echter Automat wird wohl immer ein Traum bleiben, doch bis dieser irgendwann in Erfüllung geht (und Platz im Haus vorhanden ist), machen diese Pandora-Büchsen ihre Sache (auch gemessen am Preis-/Leistungsverhältnis) recht ordentlich. Da ich es primär auf die Arcade-Titel abgesehen habe, ist die schwache Darbietung – insbesondere der Sega-Klassiker – zwar ärgerlich, aber kein Beinbruch.

Ich wollte euch mit diesem kleinen Review keines der Geräte aufschwatzen, nur mal ein paar Eindrücke und Bildchen davon präsentieren. Wenn Ihr euch für so ein Teil interessiert, so schaut euch ausgiebig bei den üblichen Anbietern um und wählt mit Bedacht. Es gibt unterschiedliche Spielebestückungen und Hardwareausführungen. Mittlerweile sind sogar komplexere 3D-Titel und weitreichendere Konsolen-Emulationen verfügbar, aber damit steigt auch der Anschaffungspreis. Wer lediglich ein paar Spielhallen-Klassiker nachholen will, dem reicht auch eine technisch schwächere und deutlich günstigere Box.

Aufgenommen wurden die Bilder mit dem Handy und die Darstellung erfolgte mit meinem kürzlichen erworbenen VANKYO Leisure 430 Mini Beamer (http://wordpress.hard-boiled-movies.de/?p=3412) auf einer 133″ Leinwand.

Noch ein paar Impressionen: