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Monat: Juni 2021 (Seite 4 von 5)

Twin Mirror (PC)

Inhalt

Der überraschende Tod seines besten Freundes bringt Sam in seine alte Heimat zurück, die er zwei Jahren zuvor völlig überstürzt und im Zorn verlassen hat. Kaum angekommen, unterbreitet ihm die kleine Tochter des Verstorbenen erste Zweifel am vermeintlichen Unfalltod des Vaters…

Gameplay

„Twin Mirror“ ist ein Adventure, bei dem man den Protagonisten Sam aus der Third-Person-Perspektive steuert und so auf große Ermittlungstour geht. Die Schauplätze sind dabei recht stark eingegrenzt und können nur verlassen werden, wenn bestimmte Dinge (z.B. „finde alle Spuren am Unfallort“) abgegrast wurden.

Idealerweise muss man am Ende eine Kapitels die besagten Indizien – in Form von Gedankenspielen und Projektionen – vor Sams geistigen Auge zusammenführen. Dabei gibt es eigentlich immer nur eine korrekte Reihenfolge, aber bei unendlichen Versuchen entpuppt sich das Puzzeln als nicht besonders schwierig.

Hin und wieder taucht Sam auch in seinen „Gedankenpalast“, dessen Aufgabengebiet sich um von Rest des Spiels unterscheidet. Auch hier schaut man sich am besten alle Gegenstände sorgfältig an und erfährt etwas mehr über die Figuren bzw. die Ereignisse in der Vergangenheit. Etwas verkehrt machen – oder gar sterben – kann man hier ebenfalls nicht.

Spielzeit

Die Spielzeit beträgt etwa 6 Stunden, wobei grundlegend verschiedene Entscheidungsmöglichkeiten durchaus zum mehrmaligen Durchzocken animieren dürften. So gab es tatsächlich ein paar Verzweigungen, bei denen ich mich nur schwerlich für eine Vorgehensweise entscheiden konnte und gerne die Alternative gesehen hätte. Besonders beim Finale.

Präsentation

Grafisch macht „Twin Mirror“ eine überwiegend gute Figur. Der Stil orientiert sich klar an den vorherigen Titeln des Studios („Life is Strange“) und erzeugt mit Filmkorn und geschickten Schnitten eine cineastische Atmosphäre, in der man gerne abtaucht. Zwar wirken manche Animationen und vor allem Gesichtsausdrücke manchmal etwas puppenhaft, aber zum Glück reißt dies nicht zu stark aus der Immersion.

Die Vertonung ist sehr gut, aber leider nur in englischer Sprache verfügbar. Die deutschen Texte waren brauchbar, dennoch hätte ich mir eine Lokalisation gewünscht.

Positiv

  • schöne audiovisuelle Präsentation
  • ansprechende Handlung
  • gute Sprecher
  • Wiederspielwert durch verschiedene „Abzweigungen“

Neutral

  • relativ simples Spieldesign
  • manchmal hakelige Steuerung
  • sehr dialoglastig

Negativ

  • nur englische Sprachausgabe
  • kurze Spielzeit

Fazit

Rein von seiner Spielmechanik ist „Twin Mirror“ fast so wenig anspruchsvoll wie ein interaktiver Film. Trotzdem oder gerade deshalb war das Resultat nicht schlecht, da die gut präsentierte und einigermaßen spannend geschriebene Geschichte so keine Durchhänger aufweist und selbst der ungeübte Spieler ohne Frustmomente vorankommen sollte.

Wem „Life is Strange“ gefallen hat, der wird auch „Twin Mirror“ mögen. Die Spiele sind sich sehr ähnlich – was ja nicht unbedingt sonderlich verkehrt ist. Ich habe die investierten Stunden durchaus genommen und werde mich irgendwann sicherlich noch einmal auf die Spurensuche mit Sam begeben. Zur Referenz fehlt letztlich das gewisse Etwas, aber als solides Adventure macht das Werk eine mehr als passable Figur.

Grafik: 8/10
Sound: 7,5/10
Gameplay: 4/10
Gesamt: 6,5/10

Fotocopyright: Dontnod Entertainment

Iron Mask

Inhalt

Ein Kartograph reist nach Russland, um dem Zaren voller stolz sein Werk zu präsentieren. Mit Erstaunen muss er jedoch feststellen, dass ein Anderer den Platz auf dem Thron eingenommen hat und er für seine geschickte Beobachtung nun im Kerker landet. Hinter Gittern befindet sich dann auch der richtige Herrscher, der sein Dasein als anonymer Insasse mit einer eisernen Maske fristet…

Fazit

„Iron Mask“ ist ein klassisches Beispiel für einen Film, der in vielen Bereichen an seinen eigenen Ambitionen scheitert – und trotzdem kurioserweise einen gewissen Unterhaltungsfaktor mit sich bringt.

Mit einem guten Gewissen würde ich diesen Titel eigentlich nicht empfehlen, aber stellenweise war das bunte Treiben schon irgendwo recht spaßig. Es war klar, dass ein Arnold Schwarzenegger und ein Jackie Chan eher kürzere Gastauftritte besitzen würden und von daher möchte ich den Machern nicht einmal Etikettenschwindel unterstellen wollen. Im Fokus standen andere Darsteller, die ihre Aufgabe im gegebenen Rahmen solide herunterspielten.

Man versuchte möglichst viele fantastische Geschichten miteinander zu vereinen und konnte sich bei keinem Part besonders hervortun. Alle Themen wurde wild zusammengeworfen und irgendwie kannte man die Versatzstücke meist in einer etwas anderen Form. Grundsätzlich nicht verkehrt, aber durch seine eigenwillige Inszenierung auch nicht unbedingt eine Offenbarung oder auf sonst irgendeine Weise sonderlich originell.

Neben einigen zu übereifrigen Akteuren hat mir vor allem die technische Seite äußerst gemischte Gefühle beschert. Die Qualität der Effekte schwankte enorm. Von extrem hässlichen Pappkulissen bis zu opulenten Landschaftsaufnahmen war hier alles vertreten und wenigstens blieb man damit konsequent bis zum bitteren Ende. Die Mischung aus Trash und Hochglanz ergab immerhin einen eigenwilligen Touch, den man so nicht alle Tage zu Gesicht bekommt.

Stellenweise war der Streifen eigentlich ganz unterhaltsam. Manchmal ging es mit flotten Sprüchen oder ordentlich gemachten Kampfeinlagen ganz launig zur Sache, obgleich der insgesamt sehr trashige Charme nie zu kurz gekommen ist.

Besonders wegen seiner – sagen wir kontrastreichen – audiovisuellen Präsentation hinterließ „Iron Mark“ einen bizarren Eindruck, der schwerlich einzuordnen ist. Das ständige Auf und Ab bei der Handlung machte es da auch nicht besser und man wusste manchmal einfach nicht wie mit dem Gezeigten umzugehen ist. Freud und Leid lagen hier außerordentlich dicht beieinander und trotz einiger wirklich netter Momente widerstrebt mir eine höhere Bewertung.

5,5/10

Fotocopyright: Koch Media GmbH

Unter Verdacht

Inhalt

England in den 1950igern. Der ehemalige Cop Tony Aaron verdient seinen Lebensunterhalt mit fingierten Ehebetrug, damit seine Klienten problemlos eine Scheidung vollziehen können. Eines Tages jedoch stolpert er bei einem seiner fragwürdigen Einsätze über Leichen und landet daraufhin selbst im Fokus der Ermittlungen seiner ehemaligen Kollegen…

Fazit

Schon oft waren Streaming-Dienste für kleinere Überraschungen gut – und so auch am gestrigen Abend. Diesmal handelte es sich zwar um keinen neuen und erst recht keinen exklusiven Titel, doch ohne Prime wäre diese ältere Perle wohl weiterhin völlig an mir vorbei gegangen. Ich hab nur Liam Neeson erblickt und musste sofort auf die „Play-Taste“ meiner Fernbedienung drücken.

Die Handlung ist so charmant wie unerwartet packend und hatte mich bereits nach wenigen Minuten vollends in ihren Bann gezogen. Der Erzählfluss war unglaublich dicht und hielt durchwegs bei der Stange. Es wurde nie langweilig und der Spannungsbogen stieg kontinuierlich an.

Auch wenn sich auf der Zielgeraden schon vor dem großen Knall eine einleuchtende Auflösung abzeichnete, schmälerte dies nicht den extrem geschmeidigen Verlauf bis dorthin. Selbst nach dem Paukenschlag hielt sich die dichte Atmosphäre und man lieferte uns noch ein paar schöne Augenblicke bis zum finalen Abspann.

Eine weitere große Stärke war die gelungene Zeichnung der Figuren. Man konnte sich selbst der kleinsten Nebenrolle keineswegs sicher sein und wollte Niemanden als Verdächtigen ausgrenzen. Der Kopf würfelte die wildesten Konstellationen zusammen und so hielt sich auch der hohe Unterhaltungswert auf ganzer Linie.

Im letzten Drittel wandelt sich der Krimi zu einem Gerichtsdrama, welches durchaus mit den Größen des Genres mithalten konnte. Hier konnte der Zuschauer herrlich mitfiebern und die verzweifelte Stimmung förmlich inhalieren.

Wie bereits erwähnt, war Liam Neeson unfassbar gut. Manchmal war sein Acting an der Grenze zur Übertreibung, aber unterm Strich war seine Darbietung einfach spitzenmäßig. Auch wenn mir die Geschichte auf den ersten Blick noch wenig imponiert hat, wurde ich innerhalb kürzester Zeit abgeholt und blieb durchgehend konzentriert am Ball. Der „Wiederschau-Wert“ wird wohl eher gering sein, aber für die einmalige Sichtung ist „Unter Verdacht“ großartiges Krimi-Kino der feinsten Sorte!

8/10

Fotocopyright: Columbia Pictures

Mile 22

Inhalt

Um an das Passwort für eine Festplatte mit wichtigen Informationen zu gelangen, möchte der US-Geheimdienst einen Informanten nach Amerika überführen. Leider entwickelt sich der Routineauftrag zu einem echten Höllenritt…

Fazit

Mark Wahlberg und Action sind eigentlich immer Garanten für gute Unterhaltung und so bin ich seinerzeit voller Vorfreude an „Mile 22“ herangegangen. Damals tief enttäuscht wollte ich dem Titel via Prime noch einmal eine Chance gewähren – und erneut blieb die Ernüchterung zurück.

Richtig schlecht ist der Streifen nicht, aber leider auch nicht so wirklich gut. Er begann recht verheißungsvoll mit einer spannenden Infiltration, doch gerade in seinen ruhigeren Momenten hing er immer wieder durch und ließ am Drehbuch zweifeln.

So bot das Agenten-Setting wenig Neues und überzeugte nicht einmal mit interessant geschriebenen Figuren. Wahlberg und Malkovich mögen grundsätzlich tolle Schauspieler sein, doch die ihnen zugeteilten Rollen waren zu flach und fast schon langweilig ausgearbeitet.

Die Idee mit dem autistischen Hintergrund mag nett gedacht sein, wurde aber völlig schwach in die Geschichte integriert. Statt in einigen unbedeutenden Dialogen wäre mit eine Implementation in den Gefechten wesentlich lieber gewesen. Möglicherweise hätte man ein paar interessante taktische Züge mit seiner Begabung verbinden können und die Sache nicht einfach brach liegen lassen.

Apropos Gefechte. Die Action war die größte Stärke von „Mile 22“. Sie war rasant, gut choreografiert und kurzweilig. Ob es nun Schusswechsel oder blanke Fäuste waren – diesbezüglich verstanden die Macher ihr Handwerk und lieferten ordentliche Qualität ab, bei der das Storytelling nicht mithalten konnte und zwischen diesen wilden Passagen zu harsch einknickte.

Neben der Ballereien rückte die minimalistische Handlung stark in den Vordergrund und hab dem Zuschauer einfach keine neuen Ideen. Alles fühlte sich ausgelutscht, teil sogar langweilig und träge an. Eben noch heiße Action, dann sofort schnarchige Passagen, die keinerlei hübschen Alleinstellungsmerkmale besaßen.

„Mile 22“ hatte seine starken Momente, litt aber auch unter erheblichen Längen und kommt am Ende nicht über den gehobenen Durchschnitt hinaus. Zwischen der schönen Action flachte der Flow zu stark ab und ein relativ abruptes Ende machte den Eindruck nicht besser. Es bleibt ein anschaubarer Titel, den man sich idealerweise ohne Extrakosten mal im Streaming geben kann – aber keineswegs muss.

6/10

Fotocopyright: LEONINE

Paradise Lost (PC)

Inhalt

Ein alternativer Verlauf des Zweiten Weltkrieges hat ein verwüstetes und verstrahltes Europa hinterlassen. Der Spieler übernimmt die Rolle eines kleinen Jungen, der in mitten dieser Verwüstung einen Bunker entdeckt und sich mit dem Betreten auf ein großes Abenteuer einlässt…

Gameplay

„Paradise Lost“ entspricht genau dem, was man hinlänglich als „Walking Simulator“ beschreibt. Der Spieler kann nicht sterben und seine Aktionen sind lediglich auf das Laufen und kleinere Interaktionen (z.B. Schalter betätigen) beschränkt.

Man marschiert mit gemächlichen Schritten durch eine riesige Bunkeranlage und der Fokus liegt hierbei klar auf der beklemmenden Atmosphäre und weniger auf panischem Fliehen, dem Bekämpfen von Monstern oder sonstiger Action. Man hat alle Zeit der Welt um die Umgebung zu betrachten, sich in unsere Hauptfigur hinein zu denken und ein eigenes Kopfkino zu errichten.

Der Bunker erstreckt sich über mehrere Ebenen, die wir recht schlauchartig (und leider auch sehr langsamen Schrittes) durchstreifen. Es gibt keine größeren Verzweigungen und der richtige Weg ist stets schnell gefunden. Auch gibt es keine echten Rätsel im klassischen Sinne, vielmehr das kurze Suchen nach den passenden Schaltern – dessen exakte Reihenfolge bei der Betätigung lediglich einmal eine Rolle gespielt hat und nicht einmal zusätzliche Laufwege erforderte. Ansonsten gibt es keine Kopfnüsse oder Stolpersteine, die irgendwie längerfristig aufhalten.

An verschiedenen Terminals kann der Spieler weitere Infos über das damalige Leben unter Tage erfahren, sowie mit einer unbekannten Person kommunizieren. Die Dialoge sind zuweilen ausufernd, nicht immer von Belang und vor allem nicht überspringbar.

Spielzeit

Die Spielzeit richtet sich ein wenig an den Erkundungsdrang des Spielers. Zwar könnte man grundsätzlich blind und geradewegs durch die Gänge spazieren und sämtliche Dekoration ignorieren, doch so würde sich die Handlung nicht richtig entfalten. Es empfiehlt sich allerlei Dokumente zu durchstöbern und gelegentlich um die Ecken zu schauen. So baut das Geschehen eine solide Atmosphäre auf, die mich für rund drei Stunden in ihren Bann zog und nicht mit allzu viel Lesestoff überfordert hatte.

Präsentation

Audiovisuell ist „Paradise Lost“ ein zweischneidiges Schwert. Grundsätzlich gefiel mir der komplette Artsytle, die zuweilen eindrucksvolle Architektur und die Liebe zum Detail (Poster, Fahnen, Statuen, etc.), doch Matschtexturen und Clippingfehler rissen gelegentlich aus der Immersion.

So schauten viele Passagen von der Ferne wunderhübsch aus, um bei näherer Betrachtung zu flackern und einfach grob aufgelöst zu sein. Manchmal hat man durch Türen, Koffer oder Schalter einfach hindurchgegriffen, aber Showstopper waren diese Momente zum Glück nicht und das Programm lief normal weiter.

Die durchwegs englische Sprachausgabe war in Ordnung, auch wenn sich die Sprecher nicht immer professionell anhörten bzw. es durch den osteuropäischen Akzent teils gewollt zu falschen Betonungen kam. Ansonsten war die Hintergrundmusik soweit in Ordnung und gab keinen Grund zur Klage.

Positiv

  • interessante Ausgangslage
  • spannendes Setting
  • grafisch stellenweise sehr ordentlich
  • eindrucksvolle Architektur
  • stimmige Atmosphäre
  • tolle Details

Neutral

  • keine echten Rätsel
  • Geschichte insgesamt nicht so befriedigend
  • Steuerung manchmal etwas hakelig

Negativ

  • kurze Spielzeit
  • langsames Fortbewegen der Spielfigur

Fazit

Neben krassen Action-Blockbustern oder aus gediegenen Open-World-Titeln, tauche ich gerne in Adventures, respektable „Walking-Simulatoren“ ab. Genre-Primus „What Remains of Edit Finch“ hat gezeigt, wie man eine tolle Handlung in aufregender Weise erzählt und dabei jederzeit perfekt unterhält. „Paradise Lost“ ist zwar vergleichbar lang und bietet ebenfalls ein interessantes Setting, doch kann kann leider in keiner Disziplin an die Referenz aufschließen.

Mir hat die Idee mit dem Bunker so prima gefallen. Auch hatte ich keine Probleme mit der eingeschränkten Interaktivität und den simplen Schalter-Rätseln. Man kam stets voran und hing nicht an irgendwelchen dämlichen Geduldsspielen fest, dafür nervte die zu gemächliche Fortbewegung der Figur und die langatmigen Dialoge an den Terminals. Irgendwann wurde die Geschichte dann auch relativ vorhersehbar und das Ende war einfach nicht so ganz befriedigend.

Da es sich hier um keinen Vollpreistitel handelt und das Team der Entwickler wahrscheinlich recht überschaubar war, drücke ich gerne ein Auge zu und möchte nicht zu viel kritisieren. Wer einfach nur Abschalten und Erkunden möchte, kommt durchaus auf seine Kosten und wer – wie ich – sowieso für die Grundthematik empfänglich ist, wird einen verregneten Sonntag-Nachmittag im Bunker sicherlich nicht bereuen.

Grafik: 7/10
Sound: 7/10
Gameplay: 4/10
Gesamt: 6/10

Fotocopyright: All in! Games SA

Xtremo

Inhalt

Seit nunmehr zwei Jahren plant ein ehemaliger Soldat eines Verbrecherkartells einen Vergeltungsschlag für den Tod seines kleines Jungens. Als plötzlich eine neue Bekanntschaft in die Vorbereitungen hineingrätscht, muss es plötzlich ganz schnell gehen und der Krieg entbrennt…

Fazit

So langsam entwickeln sich die Spanier für mich zu den hochwertigsten Content-Lieferanten für Netflix. Was sie hier mit „Xtremo“ auftischen, sucht in vielen Bereichen seines Gleichen und wirbt mit gnadenloser Gewalt superb für den bekannten Streamingdienst.

Bei den ersten Coverartworks hätte ich noch fast an einen reinen Fantasyfilm geglaubt, doch ganz so weit war das Geschehen mit seinen schrägen Figuren und comichafter Härte davon auch nicht entfernt. Was uns hier an Charakteren und Action präsentiert wurde, steht für furioses Spaßkino – das mit seinen atemberaubenden Duellen locker die dürftige und von Löchern behaftete Handlung in den Hintergrund drängt.

Die Grundgeschichte ist ziemlich an den Haaren herbeigezogen und entbehrt oftmals jeder Logik. Man wird in ein absurdes Szenario um Machtkämpfe und pseudo-Ehre hineingeworfen, kann sich nicht auf alle präsentierten Einlagen einen sinnvollen Reim bilden und gibt es mit laufender Spielzeit schlichtweg auf. Die grobe Richtung ist schnell verstanden und am Ende zählt nur der Unterhaltungswert, welcher trotz kleinerer Längen im ersten Drittel auf jeden Fall gegeben ist.

Die Action war toll fotografiert und nicht unbedingt für Zartbesaitete geeignet. Mancher wird die vielen Knochenbrüche und heftigen Kills sicherlich als menschenverachtend bezeichnen, doch im gegebenen Rahmen war dies irgendwie schon in Ordnung. Viele Momente erschienen surreal und die überzeichneten Charaktere und Passagen passten da ganz gut hinein. Endlich hatte auch ein Bösewicht wieder ordentlich Kontur und der eigentlich unnötig ausgedehnte Endkampf machte richtig Laune.

Zunächst hatte ich meine Zweifel, doch nach einigen Minuten hat mich das Ding gepackt und am Schluss mit einem versöhnlichen Lächeln vor der heimischen Leinwand zurückgelassen. Fragt hier nicht nach Sinn oder Realismus, schaltet das Hirn ab und genießt einen köstlichen Actionstreifen erster Güte. Zur höheren Wertung fehlt zwar der Feinschliff und vielleicht auch etwas Straffung, doch Genrefreunde mit Netflix-Abo sollten unbedingt mal genauer hinschauen. Gerne dürfen die Spanier noch weitere Titel dieser Art beim Dienst einreichen.

7,5/10

Fotocopyright: Netflix

Erica (PC/Playstation 4)

Inhalt

Der Spieler schlüpft in die Rolle von Erica. Als Kind musste sie dem Mord an ihrem Vater beiwohnen und ist seit jeher von Alpträumen geplagt. Ein grauenhaftes Präsent führt sie nun auf eine neue Spur und endlich möchte sie den Dingen ins Auge blicken…

Gameplay

Der erst exklusiv für die Playstation 4 und nun für den PC erhältliche Titel ist ein interaktiver Film, der sich in einigen Details recht angenehm von der Konkurrenz abhebt. So beschränkt sich die Interaktion nicht nur auf das Anklicken simpler Texttafeln, sondern auch dem leichten Beeinflussen der abspulten Videos.

So muss der Spieler mal ein Feuerzeug anzünden, sich für ein gezeigtes Foto entscheiden oder den Schleier von einem Spiegel wegwischen. Dies geschieht mit einfachen Mausbewegungen und gibt einem zumindest einen Hauch von erweitertem Handlungsspielraum.

Auf den ersten Blick war hierbei aber nicht immer zu erkennen, was das Programm nun eigentlich von uns will – doch mit etwas Mausschubsen wird schnell ersichtlich, welche Gestik bzw. welcher Klick von uns abverlangt werden. Hier gibt es auch keinen unschönen Zeitdruck.

Spielzeit

Der filmische Aspekt von „Erica“ wird durch dessen Spielzeit deutlich unterstrichen. Ich habe für den ersten Durchgang knapp 100 Minuten benötigt, was auch in Etwa einer durchschnittlichen Filmlänge entspricht. Ein erneuter Spielwert ist durch seine Abzweigungen und entsprechend veränderten Enden natürlich gegeben, aufgrund der eher durchschnittlichen Handlung jedoch nicht allzu aufregend.

Präsentation

Audiovisuell macht der Titel einiges her. Die Videos sind nicht nur von einer recht guten optischen Qualität, sondern deren Inszenierung an sich auch sehr hochwertig gelungen. Man sieht, dass ein gewisses Budget zu Grunde lag und die Regisseure ihren Job nicht zum ersten Mal vollbrachten.

Die deutschen Sprecher erledigen ihren Job ebenfalls ziemlich ordentlich und ließen mich gerne auf das nervige Lesen von Untertitel verzichten.

Positiv

  • gute Videoqualität
  • hochwertige Inszenierung
  • gute Schauspieler
  • deutsche Synchronisation
  • etwas mehr Interaktion als bei der Konkurrenz…

Neutral

  • … aber immer noch wenig Eingriffsmöglichkeit
  • Geschichte nur so lala packend
  • Wiederspielwert begrenzt

Negativ

  • kurze Spielzeit

Fazit

„Erica“ ist ein solider interaktiver Film, der zumindest einen Ticken mehr „Mitsprache“ als die meisten Konkurrenten ermöglicht. Das Geschehen wurde zwar professionell inszeniert, mit guten Darstellern besetzt und dennoch fehlt der gewisse Kick. Irgendwie fesselt die solide Handlung nicht so sehr vor den Schirm und der Spieler klickt sich auch mal leicht angeödet durch die schmucken Videos.

Wer solche Spiele liebt, wird „Erica“ schon irgendwo mögen – aber unterm Strich bleibt nur ein durchwachsenes Erlebnis, dass mit seiner stabilen technischen Seite wesentlich mehr Potential gehabt hätte. Die mangelnde Interaktion ist mir kein Dorn im Auge, vielmehr allerdings die bestenfalls durchschnittliche Geschichte, die kaum Überraschungen in der Hinterhand hielt. Für knapp zehn Euro gerade noch in Ordnung, mehr wäre mir der Titel allerdings nicht wert gewesen.

Grafik: 7,5/10
Sound: 7,5/10
Gameplay: 4/10
Gesamt: 6/10

Fotocopyright: Flavourworks / Sony Interactive Entertainment

In China essen sie Hunde

Inhalt

Arvid hat es nicht leicht im Leben. Seine Freundin hackt ständig auf ihm herum und auf der Arbeit in der Bank ist er auch nur ein kleines Licht mit so manch undankbaren Kunden. Als er dann eines Tages überraschend einen Raub verhindert und hierdurch zu einem unverhofften Held avanciert, beschließt er einige Dinge zu verändern. Um seine Angebetet zu überraschen, plant er mit seinem kriminellen Bruder einen Überfall auf einen Geldtransporter und das Unheil nimmt seinen Lauf…

Fazit

Der Filmtitel, sowie der präsentierte Humor mag sehr eigenwillig und nicht unbedingt für Jedermann geeignet sein – doch bereits vor etlichen Jahren haben mich die Dänen mit solchen Werken absolut abgeholt und sich einen kleinen Kultstatus in meinem Herzen gesichert.

Handlung und Charaktere sind wunderbar schräg, aber gerade noch auf dem Teppich. Man ließ sich verrückte Typen und bescheuerte Aktionen einfallen, hat es dabei jedoch nicht zu stark übertrieben und brachte vor allem stets das Menschliche zum Ausdruck. Ebenfalls verlor man nie den Bezug zum Alltäglichen, hielt uns zwar nicht immer den Spiegel vor, ließ uns viele Momente aber sehr gut mitfühlen.

Hört sich irgendwie blöd an, aber man konnte unseren Gaunern einfach nicht böse sein und ihre Motivationen schon irgendwo verstehen. Es verhält sich ähnlich, wie bei unseren „Ruhrpott-Werken“ (u.A. „Bang Boom Bang“), dass man sich gut in die „Originale“ hineindenken kann und ihnen eigentlich nur das Beste wünschen mag – ohne so manche Dinge für Gut heißen zu wollen. Die Truppe wurde zudem nicht auf „Teufel komm raus“ bunt zusammengewürfelt, sondern ergab eine stimmige Konstellation – die man sich so ziemlich genau vorstellen konnte.

Der Verlauf war extrem kurzweilig und trotz einiger harten Momente fortwährend mit einem witzigen Unterton ausgestattet. Auch wenn sich die Handlung um chaotische Loser letztlich nicht als die Neuerfindung des Rades entpuppt und zumindest in ähnlicher Form schon dutzende Male zu sehen war, wirkt der Streifen erstaunlich frisch und unterhaltsam. Das Pacing war perfekt und die Chemie der bereits erwähnten Figuren hat gepasst. Es ging immer was auf dem Schirm ab – und sei es nur in Form deftiger Konversationen, die immer wieder zum Schmunzeln animierten.

Der Inhalt von „In China essen sie Hunde“ ist bodenständiger, als es der Titel zunächst vermuten lässt. Im Grunde präsentieren unsere Nachbarn nichts weiter als eine grundsolide Räuberpistole, die jedoch mit unglaublichem Witz und Charme um die Ecke kommt. Ich hatte jedenfalls wieder einen großen Spaß und spreche alle auch nur ansatzweise Interessierten eine warme Empfehlung aus. Sofern Ihr den Titel nicht kennt, schaut ruhig mal rein und macht euch ein eigenes Bild. Sollte das Ergebnis gefallen, schlagen „Dänische Delikatessen“, „Adams Äpfel“ oder „Old Men in new Cars“ in eine ähnliche Kerbe und sind ebenfalls ein heißer Tipp für euch.

8/10

Fotocopyright: STUDIOCANAL

Taking Lives

Inhalt

Das FBI ist einem psychopatischen Serienkiller auf der Schliche. Dieser bringt seine Opfer nicht nur um, sondern schlüpft auch in deren Identitäten – was ihn nicht gerade leichter zu fassen macht…

Fazit

Für mich ist „Taking Lives“ schon seit Jahren ein zwiespältiges Thema. Im Grunde mag ich Thema, Darsteller und seine angenehm düstere Gestaltung – doch ein richtig guter Film ist er dabei nie gewesen.

Größte Manko ist eine inkonsequente Struktur, bei der offenkundige Mängel immer wieder deutlich hervorstechen. Man hat immer das Gefühl, dass entweder Teile der Handlung fehlen oder streckenweise falsch zusammengeschnitten wurden. Fragwürdige bzw. schlecht nachvollziehbare Aktionen der Figuren machen es da nicht unbedingt einfacher und die schöne Atmosphäre bremst sich selbst immer wieder aus.

Auf der einen Seite lobt man einen zuweilen äußerst geschickt konstruierten Verlauf, der immer wieder auf falsche Fährten lockt und sträubt sich auf der anderen Seite über fragwürdige Designentscheidungen, die diese vermeintlichen Fallen zu schnell wieder revidieren. Der Zuschauer zweifelt nur kurz und lässt dann doch nicht wirklich von seinem anfänglichen Verdacht ab – welcher sich aufgrund zu expliziter Rückblenden ja sowieso erhärtet hat.

Der Film ist schön düster inszeniert und erinnert in guten Momenten an Genregrößen wie „Sieben“. Durch seinen oftmals eher unterschwelligen Soundtrack und der farblosen Optik ergibt sich ein interessanter Stil, der mit einem besseren Inhalt zu einem Kultstreifen gereicht hätte.

Jolie und Hawke sind für sich genommen durchaus gute Darsteller, doch das hier gebotene Zusammenspiel war eher so lala. Nicht wirklich schlecht, aber auch nicht richtig gut. Sie machten ihren Job routiniert, aber irgendwie fehlte mir der Moment, wo ein gewisser Funken glaubwürdig übersprang. Hätte man die Figuren besser getrennt, wäre das Szenario vielleicht glaubwürdiger – obgleich weniger intensiv – geworden. Der Rest wie Kiefer Sutherland waren einfach da und erledigen ihren Job.

Ich kenne die alte DVD- bzw. Netflix-Version, sowie eine Bootleg-Langfassung und trotzdem wirkt der Streifen in keiner Variante so richtig rund. Durch seine augenscheinlich positiven Bestandteile hätte sich fast ein Geheimtipp abgezeichnet, doch so bleibt unterm Strich nur ein unbefriedigender Genrevertreter mit vergeudeten Chancen. Grundsätzlich anschaubar, aber eben nirgends so richtig hervorstechend.

5,5/10

Fotocopyright: Warner

Chaos

Inhalt

Eine Bank wird überfallen und die anwesenden Personen allesamt als Geiseln gefangen gehalten. Die einzige Forderung der Kriminellen ist lediglich das Erscheinen eines eigentlich suspendierten Polizeibeamten…

Fazit

Wer auf typische Streifen von Jason Statham steht, wird trotz des Titels „Chaos“ vielleicht ein wenig enttäuscht. Ich habe den Titel bereits seit einigen Jahren auf DVD und konnte mir nun – dank Netflix und miserabler Bildqualität – meine Erinnerungen auffrischen. Was blieb ist ein Film, der einen eigentlich ganz witzigen Plot umreist, sich aber selbst zu früh verrät und sich somit um einen amüsanteren Abgang bringt.

Da ich den Twist über die Jahre vollkommen vergessen habe, verlief es gestern im Grunde wie bei einer Erstsichtung. Ohne irgendeine Szene aus dem Finale noch im Kopf zu haben, lag die Aufklärung allerdings schon ein gutes Stück davor klar auf der Hand – und die Verwunderung über das Handeln einiger Figuren war groß.

Mit ein wenig logischen Denken (so komplex war die Handlung wirklich nicht) war eigentlich klar, wer der Spitzel ist und wie die Taten am sinnvollsten zusammengehören. Einige Zeit habe ich sogar gedacht, dass die Beamten bereits auf die Lösung gekommen sind – denn zu einem gewissen Zeitpunkt kam dann auch die Erleuchtung beim Betrachter und man dachte, es wäre ja grad korrekt erläutert worden.

Abgesehen davon, ist „Chaos“ ein solider Film. Er ist durch aufgrund seiner spärlicheren und wohl dosierten Action nicht unbedingt mit anderen – weitaus übertriebeneren – Werken mit Statham vergleichbar, aber das war nicht weiter schlimm. Manchmal hing das Treiben auch etwas durch, doch insgesamt war der Flow soweit in Ordnung.

Während Statham ein paar Gänge zurückschraubte, wollte man von Ryan Phillippe fast einen Ticken zu viel und stülpte ihm Szenen über – für die er irgendwie nicht gemacht schien. Er fungierte stellenweise als wahrer Actionheld, dessen Auftritte Jason wohl besser gestanden, doch leider auch mit der Story kollidiert hätten. Von Snipes gab es leider vergleichsweise wenig zu sehen.

Für mal eben Zwischendurch ist „Chaos“ eine solide Angelegenheit, bei der man nicht viel falsch macht. Er mag zwar tiefgründiger und stellenweise deutlich greifbarer als manch anderer Statham sein, doch irgendwie sind mir die meisten seiner anderen „Snacks“ wesentlich lieber. Unterm Strich bleibts bei einem netten, aber nicht unbedingt weltbewegenden Titel – der sich hin und wieder selbst ein Bein stellt.

6,5/10

Fotocopyright: STUDIOCANAL

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