Inhalt

Für Gordon Freeman ist es kein gewöhnlicher Arbeitstag. Bei einem Experiment wird eine Schleuse zu einem fremden Planeten geöffnet und außerirdische Eindringlinge treiben fortan in den Laboren ihr Unwesen. Doch nicht nur mit Ihnen, sondern auch mit dem anrückenden Militär muss es unser unfreiwilliger Held aufnehmen…

Gameplay

„Black Mesa“ ist ein Remake des ersten Half Life-Titels aus dem Jahre 1998. Dabei wurde das Game nicht nur komplett in der etwas aktuelleren „Source-Engine“ des Nachfolger zusammengebaut, sondern dabei auch um neue Physik-Rätsel und einem extrem erweiterten Schlusspart bereichert. Der finale Ausflug nach Xen wurde neben einer grafischen Politur einem vollständigen Re-Design unterworfen und nimmt nun einen großen Teil der Spielzeit ein. Gab es früher einen mageren kleinen Abschnitt, so gilt es nun etliche Stunden in der fremden Welt zu verbringen und neue Aufgaben zu absolvieren.

Das Spiel selbst in ein Ego-Shooter alter Schule. Damit meine ich, dass es sich hin und wieder etwas „kantig“ anfühlt und uns immer mal wieder mit kleineren Rätseln oder Steuerungsproblemen (Hängenbleiben an Objekten) in Zaum hält. Man kann nicht so schnell wie bei einem „Call of Duty“ durch die Gänge hetzen, sondern muss sich gelegentlich die Zeit für kleine Knobelleien nehmen oder die Levelarchitektur etwas genauer nach möglichen Wegen untersuchen.

Die meisten Aufgaben bestehen aus dem Suchen und Betätigen von Schaltern, um Aufzüge, Kraftwerke oder Ähnliches zu aktivieren. Das fühlt sich manchmal stumpf, aber auch irgendwie „oldschoolig“ an und sollte der Mentalität des Spielers nicht heftig zur Last fallen. Ansonsten erkunden wir meist enge unterirdisch Labor-Gänge, dürfen aber auch mal kurzzeitig an der frischen Luft gegen Hubschrauber oder Panzer kämpfen und letztlich der Heimat der Invasoren einen Besuch abstatten.

Spielzeit

Wie lange ich am Original gesessen habe, kann ich gar nicht mehr sagen. Für „Black Mesa“ gibt mir Steam allerdings eine Spielzeit von rund 8,5 Stunden aus, die sich vor allem am Ende etwas gestreckt anfühlten. Ich habe den Umfang des Finales wohl etwas unterschätzt und dachte beim Betreten von Xen schon so gut wie alles absolviert zu haben. Bis auf diesen Punkt gab es jedoch einen jederzeit guten Flow und wenig Leerlauf.

Präsentation

Optisch hat sich der Titel gegenüber seinem Original stark verbessert, auch wenn er selbstredend nicht mit aktuellen Blockbustern mithalten kann. Die etwas modernere Source-Engine sorgt für eine scharfe Optik, nette Texturen, schöne Lichteffekte und vor allem für eine gute Performance. Gerade im Schlußpart auf Xen fallen die Weitsicht und Beleuchtung sehr positiv ins Auge. Allerdings musste ich hier von 4K auf Full-HD zurückschalten, da die Performance spürbar schlechter wurde und die Frames gehörig einbrachen.

Die englische Vertonung ist okay, aber nicht weltbewegend. Die sporadisch eingestreuten Musikstücke wussten zu gefallen und sorgten zusätzlich für Stimmung.

Positiv

  • schöne audiovisuelle Präsentation
  • vertraute Half Life-Atmosphäre mit hohen Wiedererkennungswerten
  • sinnvolle Detailverbesserungen / abgeänderte Rätsel
  • vergleichsweise anspruchsvolles Leveldesign / kein „Durchrennen“
  • spannende Zwischengefechte mit Helicoptern
  • angenehme Spielzeit
  • insgesant herrlich altbacken

Neutral

  • Steuerung zuweilen hakelig / Kollisionsabfrage schwammig
  • wenig unterschiedliche Gegnertypen
  • manche Gegneranimationen nicht so gelungen
  • nervige Gegner („Hunde“), die inflationär oft auftauchten

Negativ

  • Schlusspart Xen einen Ticken zu lang und unübersichtlich
  • manche Aufgaben zu repetitiv
  • manche Schalter schwer erkennbar
  • Performanceeinbbrüche auf Xen

Fazit

Sowohl der erste Half Life, als auch dessen Erweiterungen („Opposing Force“, „Blue Shift“) habe ich damals bei deren Erstveröffentlichungen gespielt und jedes Mal meine Freude an diesen Ausflügen gehabt. Während ich den Nachfolger noch immer regelmäßig durchzocke, hat mich vor allem die Technik des Originals mittlerweile doch ziemlich abgeschreckt. Die Entwicklung und Fertigstellung von „Black Mesa“ hatte ich immer so halb auf dem Schirm und zum Steam-Sale an Weihnachten nun endlich mal günstig zugeschlagen.

Was soll ich groß sagen? Fans der Vorlage fühlen sich sofort heimisch und genießen die vielen sinnvollen Detailverbesserungen, während Neueinsteiger wohl von einigen sperrigen Gameplay-Elementen überrascht werden. So fühlen sich manch nervige „Such-den-Schalter“-Aufgaben nicht mehr zeitgemäß an, doch Veteranen kennen und lieben es nicht anders. Ich habe jedenfalls begrüßt, dass man nicht nur hirnlos durch die Level von Checkpoint zu Checkpoint rennt, sondern auf dem Weg tatsächlich immer mal wieder kurz aufgehalten wird und die Gegend absuchen muss. Zwar lagen manche Lösungen schon arg früh auf der Hand, aber trotzdem wurde man Zwischendurch an den passenden Stellen angenehm entschleunigt.

Etwas zwiespältig stehe ich dagegen dem Schlusspart auf Xen gegenüber. Nach dem ersten Staunen über die tolle optische Präsentation und das auf den ersten Blick auch durchdachte Leveldesign, folgte die Ernüchterung. Das Endgame fühlte sich vergleichsweise lang und verworren an. Die Orientierung fiel oft schwer und die Fleißaufgaben/Rätsel nahmen hier wieder ordentlich an Tempo raus. Weniger wäre vielleicht mehr gewesen. Immerhin gab es dann wieder einen aufregenden Endkampf, der für Vieles entschuldigte.

Für mich gehört Half Life neben dem Duke, Doom und Unreal zu den großen Genreklassikern und ich bin mir seiner mittlerweile ziemlich überholten Machart bewusst. Zumindest grafisch zaubert „Black Mesa“ nun deutlich hübschere Bilder auf den Schirm – ohne den altbewährtem Charme zu verwässern. Veteranen lege ich diesen Titel natürlich an Herz, während sich Neulinge erst einmal auf die altmodische Spielweise einstellen sollten. Unterm Strich lohnt sich das Abenteuer mit Freeman noch immer und lässt uns wunderbar in Nostalgie schwelgen.

Grafik: 7/10
Sound: 7/10
Gameplay: 7,5/10
Gesamt: 7,5/10

Fotocopyright: Crowbar Collective