Einleitung

Razer steht in der Regel für hochwertige Gaming-Hardware, die allerdings auch die Zockergemeinde etwas spaltet. Ich persönlich war mit Mäusen und Tastaturen bisher sehr zufrieden – bei Headsets jedoch mit unterschiedlichen Erfahrungen gesegnet. Im Angebot habe ich beim nun bei der durchaus beliebten „Kraken“-Version zugeschlagen und habe es – soweit vorab – zum Zeitpunkt des Kurztestes wieder Retour geschickt.

Erster Eindruck

Das Kraken macht auf den ersten Blick eine gute Figur. Es ist – gemessen am Preis – hochwertig verarbeitet, fühlt sich schön an und kommt nicht zu leicht, aber auch nicht zu schwer daher. Die Polster sind angenehm groß und der Sitz ist ausgezeichnet. Angeblich soll es dank Gel-Füllung auch keine heißen Ohren im Sommer geben.

Das Verstellen der Größe geht gut von der Hand und das Teil bleibt auch stabil in Position. Die Konstruktion des einfahrbaren Mikrofons ist vorbildlich. Der Anschluss erfolgt via 3,5 mm Klinke, die Lautstärke kann via fragilem Stellrädchen am Kabel justiert werden.

Klang

Beim Klang ist das Kraken bei mir leider durchgefallen. Egal ob nativ oder mit optionaler 7.1. Software, egal ob direkt per Klinke oder USB-Soundkarte am Rechner oder Notebook – ich würde den Sound als „anstrengend“ bezeichnen.

Das Headset „hallt“ gewaltig und Effekte oder Dialoge überschlagen sich immerzu. Das Orten von Gegnern fällt schwer, da deren Schritte schier von Überall zu kommen scheinen und selten einer klaren Position zu verorten sind. Dazu kratzen Schussgeräusche und der Bass ist unausgewogen. Mal kracht und scheppert es zu kräftig, dann fehlt die Tiefe grade bei Musikpassagen.

Die herunterladbare 7.1. Software (die übrigens auch mit anderen Headsets/Kopfhörern funktioniert), verstärkt in erster Linie den Bass, trägt aber sonst nicht wirklich zur Klangbühne bei. Das Kraken ist grundsätzlich kein normales Stereo-Gerät, sondern versucht scheinbar auch ohne diesen Zusatz (und ohne „Verbesserer“ in Windows) einen Raumklang zu erzeugen – was dem schlechten Gesamtergebnis führt.

Getestet habe ich verschiedene Spiele, YouTube-Videos und MP3s mit hohen Bitraten. Selbst mit diversen Software-Equalizern war dieser nervige Hall einfach nicht in den Griff zu bekommen, Plugins wie „DTS for Headphones“ machten die Sache ebenfalls nicht besser. Es gab vielleicht ein Quäntchen mehr Bass, der Rest blieb brachial-kratzig und stets „überschlagend“.

Enttäuscht vom Klang habe ich dem Mikrofon leider keine große Aufmerksamkeit geschenkt. Ich habe ein paar kurze Samples aufgenommen, die sich etwas leise, aber okay anhörten. Natürlich kein Vergleich zum hochwertigeren Stand-Mikro.

Positiv

  • schickes Design, tolle Farbgebung
  • gute Verarbeitung und Haptik
  • bequemer Sitz
  • brauchbares Mikrofon
  • Verlängerungskabel mitgeliefert
  • vergleichsweise günstige Angebotspreise (~40 Euro)

Neutral

  • Klinkenkabel fest angebracht
  • Lautstärke-Rädchen sehr wackelig
  • wenig Einstellmöglichkeiten in der optionalen 7.1 Software

Negativ

  • Klang blechen, übersteuert, „hallig“ und insgesamt anstrengend

Fazit

Ich hatte in der Vergangenheit bereits ein ähnliches Kraken und würde von daher behaupten, dass ich hier kein Montagsmodell erwischt habe. Manchen scheint der Klang ja tatsächlich zu gefallen, für mich war das Überschlagen der Geräusche schlichtweg zu heftig und ich musste das Headset nach kurzer Zeit immer wieder absetzen.

Ich erwarte von einer Gaming-Peripherie nicht unbedingt den krassesten Sound beim Musikhören, doch selbst für ein kleines YouTube-Video für Zwischendurch reicht das Gebotene es nicht. Das Razer scheppert vor sich hin und bläht alle Signale unangenehm in Pseudo-Raumklang auf – was für mich einfach nicht ging.

Ganz ehrlich gesprochen hat für mich das lediglich 10 Euro teure ONIKUMA Gaming Headset (Test hier) einen wesentlich besseren und vor allem harmonischeren Stereo-Klang mit mehr „bums“ an der richtigen Stelle. Kritisiert hatte ich hier eigentlich nur die geringe Laufstärke, was per Anschluss über eine günstige USB-Soundkarte (an der natürlich auch mal das Kraken hing) jedoch kein Thema mehr ist.

Für mich ist dieses Razer leider nichts.

Preis-/Leistung: Ausreichend

Fotocopyright: hard-boiled-movies.de

Razer und Kraken sind eingetragene Marken.