Einleitung

Als Sammler diverser Mini-Konsolen bzw. Mini-Computer (vom NES bis C64), war natürlich auch der Erwerb des A500 absolute Pflicht. Im Gegensatz den anderen Geräten hatte ich diesen Rechner damals jedoch gar nicht selbst in Besitz gehabt, sondern musste zum Zocken immer meinen Cousin besuchen. Dort haben wir dann bei Klassikern wie „Double Dragon“ die Joysticks glühen lassen und waren vor allem vom grafischen Fortschritt im Vergleich zum Commodore enorm begeistert.

Lieferumfang & erster Eindruck

Der rechte kleine Karton beinhaltet neben dem Computer selbst, eine Maus, ein Gamepad und zwei farblich passende Anschlusskabel (HDMI und USB-C für die Stromversorgung). Ein Netzteil sucht man hier – wie so oft üblich – leider vergebens.

Das Gerät ist unerwartet schwer und macht optisch einen guten Eindruck. Das Vorbild wurde schön getroffen, doch leider ist auch hier die Tastatur (wie bei der Mini-Variante des C64) nicht funktionsfähig. Natürlich kann ein externes Eingabegerät via USB angeschlossen werden, aber verwendbare Tasten (und wären sie noch so klein) wären schon witzig gewesen.

Die Maus wirkt optisch altmodisch und funktioniert dank USB auch am normalen Computer ohne Probleme. Im Gegensatz zu Damals weißt sie immerhin einen optischen Sensor auf und verzichtet auf einstaubende und eher mäßig reagierende Kügelchen. Die Ergonomie ist auf heutiger Sicht erwartungsgemäß eine Katastrophe.

Das Gamepad erinnert stark an das Pendant vom AmigaCD32, welches ich zwar immer haben wollte – aber seinerzeit nicht leisten konnte. Manch User hätte sich sicherlich lieber einen richtigen Joystick gewünscht, doch immerhin sollte der Competetion Pro des C64 Mini hier ebenfalls seine Arbeit verrichten können.

Blick in die Software

Auf dem A500 sind bereits 25 Spiele vorinstalliert. Das klingt zunächst nicht sonderlich viel, jedoch wird uns ein insgesamt guter Querschnitt aus vielen Genres präsentiert.

Mit „Worms“, „California Games“ oder „Kick off 2“ haben wir damals unzählige Stunden verbracht und schwelgen in wohligen Erinnerungen. Auf das ausgiebige Wiedersehen mit der „Chaos Engine“ freue ich mich sehr und besonders auf das erneute Durchzocken von „Simon the Sorcerer“, dessen erste beiden Adventures noch immer eine ordentliche Referenz im Point-and-Click-Genre geblieben sind.

Beim ersten Start fragt uns der A500 nach Sprache und Bildwiederholfrequenz (50 oder 60Hz) – und dann begrüßt uns schon das übersichtliche Hauptmenü mit Infos zu jedem Spiel.

Natürlich befindet sich hinter der charmanten Fassade lediglich ein Emulator, der seine Sache mit den vorinstallierten Programmen recht gut macht. Ich habe in die mitgelieferten Titel kurz reingeschnuppert und bisher keine Probleme feststellen können. Alle Spiele liefern sauber und ohne irgendwelche Störungen. Schade jedoch, dass ein „Simon“ lediglich in englischer Fassung vorliegt und so beispielsweise für meine Tochter eher nicht in Frage kommt. Immerhin dürfen wir – wie bei Emulatoren üblich – mit Savestats hantieren und unsere Reise direkt am letzten Speicherpunkt forstsetzen.

Die Steuerung mit dem Gamepad geht gut von der Hand, weißt aber einen merklichen Input-Lag auf. Inwiefern dies beim Original auch war, kann ich leider nicht beurteilen. Normalerweise kann ich über kleine Delays bei Emulationen gnädig hinweg sehen, doch hier waren sie stellenweise sehr deutlich spürbar und entsprechen störend.

Gerade für typische Point-and-Click Adventures bietet sich der Wechsel auf die Maus an. Sicherlich hält deren Ergonomie nicht mit neueren Produkten mit, aber für kurze Abstecher ist das kein Problem. „Simon the Sorcerer“ oder „Beneath a blue Sky“ (selbst hinzugefügt) würde gleich doppelt zu viel Spaß machen, wäre das Eingabegerät etwas präziser und nicht so träge. Man kann zwar die Geschwindigkeit erhöhen, jedoch flackert und springt dann der Cursor umso wilder umher.

Eigene ROMS hinzufügen

Über die rechtliche Lage möchte ich hier gar nicht philosophieren – jedoch klar darauf hinweisen, dass sich diese Seite von Raubkopien jeglicher Art distanziert. Entweder verwendet ihr grundsätzlich freie und legale ROMS oder besitzt zumindest die Originaltitel in euer Sammlung (idealerweise dumpt ihr die Images dann auch hiervon).

Kurzanleitung:

  1. THEA500 WHDLoad Package von der Herstellerwebseite herunterladen
  2. Inhalt auf einen USB-Stick entpacken
  3. Ordner für eure Inhalte auf dem Stick anlegen und Roms hineinkopieren (z.B. THEA500GAMES)
  4. Stick in den A500 einstecken und Gerät einschalten
  5. Im Hauptmenü taucht nun das USB-Stick Symbol auf
  6. Auswählen und zu den eigenen Inhalten navigieren
  7. Titel mit „A“ markieren und auf Wunsch vor dem Start die Konfiguration anpassen.

Positiv

  • optisch nah am Original
  • brauchbares Gamepad
  • übersichtliches Hauptmenü
  • mit eigenen Roms erweiterbar

Neutral

  • nur 25 Spiele vorinstalliert
  • Verarbeitung eher Mittelmäßig (USB-C Port wirkt fragil)

Negativ

  • keine echte Tastatur
  • Spiele auf englisch
  • Maus technisch nicht optimal
  • eher bescheidene Unterstützung eigener Spiele
  • nerviges Hantieren mit erweiterten Einstellungen bei eigenen Roms

Fazit

Der A500 Mini richtet sich klar an Sammler und geduldige Menschen. Zwar funktionieren die vorinstallierten Titel erfreulich gut und machen mit dem ordentlichen Gamepad durchaus Spaß, doch bei den eigenen Roms läuft es noch nicht rund. Lange Ladezeiten, Bildfehler und Abstürze sorgen für Frust und lassen auf Firmware-Updates hoffen. Hier lief der C64 Mini deutlich runder, aber wir warten einfach mal ab.

Ansonsten bleibt eine formschöne „Konsole“, die für eine überschaubare Investitionen noch einmal in die Vergangenheit blicken lässt. Nach kurzem Anzocken wird sie wahrscheinlich bei ihren Mitstreitern im Regal verstauben und so schnell nicht mehr vor den TV wandern. Ich werfe dann lieber einen runderen Emulator auf dem Rechner an und kann wenigstens auf lokalisierte Varianten meiner Klassiker zurückgreifen. Noch bessere Komfortfunktionen und mehr Einstellmöglichkeiten gibts da obendrauf.

Von mir gibt es aktuell also nur eine sehr eingeschränkte Empfehlung und diese richtet sich höchstens an User, denen die vorinstallierten Klassiker genügen und „hacken“ im Moment keine Rolle spielt. Für mich ists dato nur eine durchwachsene Darbietung. Das Gamepad ist cool, der Rest eher so lala.

Fotocopyright: hard-boiled-movies.de