Inhalt

Nach der Flucht aus seinem Heimatland, ist Francis endlich in Deutschland, genauer gesagt in Berlin gestrandet. Auf der beschwerlichen Reise hat er sich geschworen fortan ein guter Mensch zu sein, doch schnell werden seine Vorsätze über den Haufen geworfen…

Fazit

„Berlin Alexanderplatz“ sollte einer der großen deutschen Filme in diesem Jahr werden und ging aufgrund bekannter Umstände leider ein wenig unter. Kurz dachte ich damals an einem Kinobesuch, doch nun ist er bereits für die eigenen vier Wände erhältlich – und das ist bei einer strammen Laufzeit von satten drei Stunden vielleicht auch etwas bequemer.

Der Film an sich ist zunächst relativ sperrig. Der Zuschauer bekommt nicht alle Fakten auf einmal serviert, sondern muss sich viele Hintergründe in Rückblenden und verschachtelten Dialogen selbst zusammenfrickeln. Anfangs war ich davon nicht allzu begeistert, doch irgendwann kam man gut mit dieser Erzählweise zurecht und dann fing der Spaß erst richtig an.

Die Handlung gliedert sich dabei in fünf Teile zuzüglich einem Epilog. Jedes Kapital handelt quasi einen Lebensabschnitt ab, wobei sie rein zeitlich gesehen unmittelbar ineinander übergehen und keine allzu große Spanne abdecken. Die Übergänge waren gut gewählt und eigneten sich auch für kleinere Pausen (ich persönlich habe den Streifen in 2 Etappen gesehen und konnte gut folgen).

Neben einigen bekannten Gesichtern aus der deutschen Filmlandschaft gab es ein paar weniger bekannte Akteure – wie beispielweise den der Hauptfigur. Hier hat man einen richtigen Glücksgriff gelandet, denn Welket Bungué spielt so glaubhaft, dass es oftmals schmerzlich ist. Seine Aktionen sind zuweilen fragwürdig, aber irgendwo nachvollziehbar und absolut mitreißend rübergebracht.

Der Konflikt um Schuld und Sünne ist nicht nur theoretisch, sondern auch bildlich greifbar. Nicht selten hadert der Betrachter mit der Hauptfigur und weiß nicht, wie man wohl selbst in den verzwickten Situationen gehandelt hätte. Vielleicht passiert dem armen Kerl ein bisschen zu viel, aber das passt im Rahmen der hohen Dramaturgie schon ganz gut.

Natürlich stellt sich auch die Frage über die Grundaussage. Zugegeben, ich bin mit der original Materie nicht vertraut und vermag deren eigentliche Aussage nicht zu interpretieren, doch diese Variante einzuordnen, fällt schwer. Francis ist ein Extrembeispiel in extremen Situationen, die so nicht auf jeden Einwanderer passten und das Ganze filmisch-übertrieben aufbereiten. Man muss sich dieser Tatsache bewusst sein und nicht verallgemeinern.

Die Geschichte mag alt und bereits mehrfach verfilmt worden sein, doch es besteht deshalb keinen Grund diese aktuelle Interpretation auszulassen. Auch wenn man es mit den Zufällen übertreibt, holen die tollen Schauspieler auf den Boden der Tatsache zurück und geben dem Streifen unglaublich Profil. Wer am Thema interessiert ist und in paar Stündchen (evtl. in mehreren Etappen) aufbringen kann, wird nicht enttäuscht. Nach hakeligem Anfang für mich einer der besten deutschen Produktionen in diesem traurigen Filmjahr.

8/10

Fotocopyright: eOne Entertainment (Universal Pictures)