Inhalt
Dane ist gehörlos und vom Leben gezeichnet. Als Kind für den Mord an seiner Mutter mit verantwortlich gemacht, wurde er oft vom Vater verdroschen. Nun arbeitet er als Schläger für einen alten Jugendfreund und räumt gewaltig in der Stadt auf…
Gameplay
„The Quiet Man“ versteht sich aus Mischung aus selbst laufenden Film- und spielbaren Actionsequenzen. Die cineastische Handlung geht nahtlos ins Kampfgeschehen über und der Spieler treibt mit kurzen Kampfeinlagen die Handlung voran bzw. triggert den nächsten Filmschnipsel herbei.
Die Interaktionsmöglichkeiten in den spielbaren Abschnitten sind gering. Man steuert seine Figur (aus der Third-Person-Perspektive) durch gradlinige und äußerst überschaubare Areale – bis der nächste Kampf mit den immer gleich designten Gegnertypen beginnt.
Es gibt Tasten für Schläge und Tritte und eine Art von Fokus, mit dem man für eine gewisse Zeit besonders intensiv auf sein gegenüber eindreschen kann. Wie sich diese Fähigkeit auflädt, habe ich nicht herausfinden können. Besonders bei den etwas schwierigeren Bosskämpfen bin ich oft – gefühlt minutenlang – um den Feind herumgelaufen, bis der unabdingbare Sonderangriff wieder möglich war.
Beim Herumtänzeln um die Gegner machten sich jedoch die Probleme mit der Kamera unangenehm bemerkbar. So erkennen wir oft gar nicht, wer noch außerhalb des Bildbereiches steht – oder wo genau sich der aktuelle Konkurrent grade befindet. Blind rennen wir in Attacken, weshalb sich größere Gefechte manchmal wie ein Glücksspiel anfühlten und regelmäßig neu gestartet werden mussten.
Gesundheitsanzeigen oder ein Radar hätten zwar aus der Immersion gerissen, wären aber hilfreiche Zusatzfeatures gewesen, die ich gerne in den spärlichen Optionen zum Aktivieren gesehen hätte. So muss man sich den Zustand seiner Figur stets ungefähr vor Augen führen und auf die Änderungen in der Optik (es wird immer farbärmer) achten.
Spielzeit
Es gibt zwei verschiedene Schwierigkeitsgrade (normal und schwer), wobei ich für Ersteren trotz einiger Ableben nur knapp über zwei Stunden benötigt habe. Sammelgegenstände oder Abzweigungen sind mir dabei nicht aufgefallen, weshalb ich nicht unbedingt von weiteren künstlichen Streckungen für Trophäen-Sammler ausgehen würde.
Präsentation
Audiovisuell hinterließ das Werk so gemischte Gefühle, wie selten ein Spiel zuvor. Während die realen Videoaufnahmen toll ausgeleuchtet und stimmig waren, ging es noch mit teils atemberaubend gut gerenderten Übergängen in eine trostlose Ingame-Grafik über. Waren stellenweise echte Aufnahmen und Zwischensequenzen kaum voneinander zu unterscheiden, ist der Schnitt ins eigentliche Treiben recht hart. Schnell fällt die schlechte Beleuchtung, fehlende Details und die immer wieder gleichen Assets in der Umgebung ins Auge.
Bei der Akustik hat man gleich gänzlich daneben gegriffen – oder meine Konsole hat gesponnen. Ich hatte diverse Einstellung in der Konsole, als auch am TV bzw. der angeschlossenen Soundbar gemacht und nur verzerrte „Gluckergeräusche“ zu hören bekommen. Klar mag das dem gehörlosen Hauptdarsteller geschuldet sein und zur Identifikation mit seinem Handicap beitragen, doch bei Videos auf Youtube habe ich zumindest klare Sprachausgabe bei den anderen Akteuren vernommen. Bei mir gab es noch nicht einmal Untertitel, obwohl sie in den Einstellungen aktiviert waren.
Ansonsten bestand die Klanguntermalung neben diesen gedampften Umgebungslauten und schemenhafter Töne lediglich aus nervigen Schrittgeräuschen und dämlichen „Klopp“-Samples bei den Schlägereien. Ich hatte ernsthaft leichte Kopfschmerzen bekommen und musste vom Headset auf die externen Speaker wechseln – und diese ordentlich leise drehen.
Positiv
- interessantes Konzept
- tolle Videosequenzen
- atemberaubende Render-Übergänge
Neutral
- kurze Spielzeit
- simples Spielprinzip
- immer gleiche Gegnertypen
Negativ
- nervige Designentscheidung beim Sound
- blasse Ingame-Grafik
- schwammige Steuerung
- Kameraprobleme
- repetitiv ohne Ende
Fazit
Eigentlich haben Spiele mit innovativen Ansätzen bei mir einen gewaltigen Stein im Brett, doch nach der ersten Vorfreude kam es hier schnell zur Ernüchterung. Der Trailer versprach, was das eigentliche Ergebnis überhaupt nicht halten konnte und ließ nicht einmal im Entferntesten das arg repetitive Spielsystem erahnen.
Gegen eine kurze Spielzeit und immer gleiche Gegnermassen hätte ich eigentlich nicht viel gehabt – die fummelige Steuerung, die nervige Sounduntermalung und die enorm eingeschränkte Erkundungsfreiheit sorgten allerdings für Frust.
„The Quiet Man“ hätte eine so schöne Tech-Demo werden können und stellt sich mit einen gewaltigen Macken selbst ein Bein. Das Ganze wäre als komplett interaktiver Film wahrscheinlich ein wesentlich besseres Erlebnis geworden – denn die Kulissen, Darsteller und vor allem die Videooptik wusste uneingeschränkt zu gefallen.
Der Wertungskasten schaut wild aus, aber so ist es nun mal. Das Spiel ist in Experiment, aber kein sonderlich Gutes. Die Vorschau war mega, dem Kern ging arg schnell die Puste aus. Hoffentlich haben die Entwickler wenigstens mit gewissen technischen Aspekten für weitere Projekte etwas lernen können.
Grafik: 6/10 (InGame) 9/10 (Renderszenen)
Sound: 3/10
Gameplay: 2/10
Gesamt: 4/10
Fotocopyright: Square Enix