Inhalt

Nach seiner Haftentlassung zieht William Tell von Casino zu Casino und erspielt sich seinen Lebensunterhalt. Im Knast hat er das Zählen von Karten erlernt, bleibt dabei aber unauffällig und greift bewusst nie zu große Gewinne ab. Eines Tages lernt er auf seinen Touren einen jungen Begleiter kennen, der vorgibt seine wahre Identität und den Grund für seinen Haftaufenthalt bestens zu kennen…

Fazit

Mit „The Card Counter“ liefert uns Paul Schrader einen speziellen, aber keineswegs schlechten Film ab. Die Gangart ist äußerst ruhig und die Bilder fast schon hypnotisch aufgebaut. Die Geschichte schreitet langsam, aber umso intensiver voran. Lange Zeit verkommt der Zuschauer zu einem simplen Beobachter, der kaum Ansatzpunkte für das Vorausahnen der nächsten Schritte in den Händen hält.

Der Titel gibt sich über weite Teile sehr bedeckt, verrät kaum etwas über seine Figuren und wirft uns lediglich undefinierbare Brocken in Form von schnell geschnittenen Rückblenden und schriller Musik zu. Also quasi das totale Gegenteil von der restlichen Inszenierung und ein extremer Kontrast von zu seiner überwiegend äußerst behäbigen Machart.

Die Handlung an sich lässt sich nicht ganz klar in ein Fach einordnen. Zwar stellt das Glückspiel sicherlich schon ein zentrales Thema, doch irgendwie ist dies alles nur Mittel zum Zweck. Hinter der kleinlauten Fassade steckt ein düsterer Rachethriller – der wiederum auch gar nicht so eindeutig und offensichtlich zum Vorschein kam und erst spät Nägeln mit Köpfen machte. Vielmehr geht es nämlich eigentlich um Schuld und Sühne, um Gerechtigkeit und dem Aufzeigen, wie manche Menschen scheinbar immer wieder auf die Füße fallen – während andere für ihre Taten büßen.

Bisher habe ich Oscar Isaac schon für einen ordentlichen Darsteller gehalten, doch hier hat er sich endgültig in mein Herz gespielt. Er lieferte eine erstklassige Darstellung ab, bei der seine kühle Mimik wie die berühmte Faust aufs Auge gepasst hat. Er gab seiner Figur damit ironischerweise ordentlich Kontur und unterstrich den mysteriösen Charakter, der lange im Dunkeln blieb. Man konnte sein Verhalten mit laufender Spielzeit immer besser verstehen. Er war kein Kind von Trauer – doch irgendwann war die Sympathie viel zu groß, um ihm ernsthaft böse zu sein.

Mal abgesehen vom viel zu kurzen Gastauftritt von Willem Dafoe habe ich bei „The Card Counter“ nur wenig zu Meckern. Seine eigenwillige Erzählweise mag sicherlich nicht jeden Geschmack treffen, doch mich hat das kleinlaute Treiben überraschenderweise prima abgeholt. Zwar mag der „Wiederschau“-Wert letztlich sehr niedrig ausfallen, doch für eine packende Sichtung gibt es auf jeden Fall eine verdient-hohe Bewertung. Ein spannender, interessanter und unerwartet betörender Thriller mit einem tollen Hauptdarsteller.

8/10

Fotocopyright: Weltkino Filmverleih GmbH (Vertrieb LEONINE)