Inhalt

Der Spieler schlüpft abwechselnd in die Rolle von verschiedenen Charakteren, deren Handlungsfäden sich im Laufe der Zeit durchaus überschneiden können. Allesamt sind mit der Regierung unzufrieden und versuchen am Ende ihrer beschwerlichen Reise einen rettenden Grenzübergang in die Freiheit zu überschreiten…

Gameplay

Das Gameplay ist so ungewöhnlich, wie es die grobe Inhaltsangabe vielleicht schon vermuten lässt. Das Spiel gliedert sich in einzelne Kapitel, in denen man jeweils die Kontrolle über einen Jugendlichen aus der Ego-Perspektive übernimmt. Zu Fuß, per Anhalter, Bus oder Taxi nähert man sich immer weiter der verheißungsvollen Grenze. Ziel ist natürlich die Überschreitung und die Flucht in die Freiheit, doch der Weg dorthin ist sehr beschwerlich und mit allerlei verrückten Charakteren gespickt.

Oftmals kann der Spieler selbst wählen, wie er seine Reise fortsetzt und wie er mit anderen Figuren kommuniziert. Manche Entscheidungen haben dabei so heftige Auswirkungen, dass sie bis zum bitteren Ende nachhallen. Sollte man beispielsweise beim Überqueren der Grenze erschossen werden, unterhalten sich die Leute in den folgenden Kapiteln über diesen tragischen Zwischenfall.

Durch Tod oder Verhaftung können die Abschnitte zwar vorzeitig enden, dennoch geht das Spiel unbeirrt weiter. Es gibt keinen klassischen „Game Over“-Bildschirm und der Spieler erreicht das Finale auf jeden Fall – doch von seinen Entscheidungen hängt die Qualität des Ausgangs ab. Konnten viele Menschen gerettet oder gar das System gestürzt werden? Ihr entscheidet.

Spielzeit

Das Spiel ist in 7 Episoden unterteilt – die je zirka eine Stunden Spielzeit in Anspruch nahmen. Aufgrund der unterschiedlichen Entscheidungen und Abzweigungen lohnt sich ein erneutes Durchspielen.

Präsentation

Das Spiel kommt in einen hübschen Comic-Look daher und bot einen tollen Soundtrack. Leider gab es lediglich deutsche Untertitel zur guten englischen Sprachausgabe, aber das war nur halb so wild. Das Geschehen lief auf meinem Testsystem (Ryzen 7, Geforce 3060) butterweich in 4k bei maximalen Details und hielt nur selten kleinere Clippingfehler bereit. Natürlich mag der Stil Geschmackssache sein, doch zu den teils überzeichneten Figuren hat er prima gepasst und nahm den Szenario nicht die ernsthaften Ansätze.

Positiv

  • innovatives Spielkonzept
  • packende Handlung
  • Entscheidungen mit spürbaren Auswirkungen
  • liebenswerte Figuren
  • tolle Präsentation
  • schöner Soundtrack
  • schneller Spieleinstieg

Neutral

  • simple Mini-Spielchen
  • gradliniger Verlauf

Negativ

  • kleinere Grafikfehler
  • nur englische Sprachausgabe

Fazit

„Road 96“ war so ungewöhnlich wie erfrischend. Hatte mich zuletzt schon „Lake“ mit einem innovativen Spielprinzip überrascht, passt hier allerdings auch der eigentliche Inhalt. „Road 96“ nimmt den Spieler mit auf eine intensive Reise mit viel Gefühl, abwechslungsreichen Aufgaben und enorm viel Spannung.

Der Comiclook hat in diesem Fall wie die Faust aufs Auge gepasst und ließ die durchaus ernsteren Grundtöne nicht verstummen. Das Spiel ist ein packendes Gesamtkunstwerk mit hohem Suchtfaktor und erinnerungswürdigen Momenten. Es war gut, dass das Geschehen relativ gradlinig und somit dicht erzählt wurde, Figuren sterben konnten und die Handlung trotzdem weiterging. Man kommt hier immer ans Ziel – nur die Anzahl der Geretteten variiert hierbei.

Für mich war „Road 96“ eine echte Überraschung und somit ein absoluter Geheimtipp für interessierte Zocker. Wer storygetriebene Spiele mag und mal eine Abwechslung zu beispielsweise „Life is strange“ und Konsorten sucht, liegt hier goldrichtig.

Grafik: 7,5/10
Sound: 8/10
Gameplay: 8/10
Gesamt: 8/10

Fotocopyright: DigixArt/Ravenscourt/Koch Media/Plug In Digital