Da meine Android-TV Box mittlerweile in die Jahre gekommen ist, nicht mehr alle Dateien von meinem NAS auf dem Blu-Ray Player einwandfrei laufen und ich nicht ständig das iPad an stöpseln möchte, wollte ich mal wieder einen richtigen Computer im Wohnzimmer stehen haben. Kriterien waren hierbei allerdings Größe, Lautstärke, Stromverbrauch und die Fähigkeit 4K Material abspielen zu können. Mit einem grundsätzlich langsamen System könnte ich leben – schließlich möchte ich hierauf nicht produktiv Arbeiten oder gar aufwändige Spiele zocken.
Die Wahl fiel auf einen ACEPC, der am vergangen Wochenende bei den Blitzangeboten eines großen Versandhändlers zu finden war. Die Eckdaten klangen zwar extrem schwach, doch gegoogelte Benchmarks stimmten für das geplante Vorhaben einigermaßen optimistisch. Wenige Stunden nach der Bestellung hielt ich das kleine Paket schon in den Händen und die Ernüchterung ließ nicht lange auf sich warten.
Technische Daten
- Intel Celeron N3350
- Intel UHD Graphics 600
- 4 GB RAM
- 64 GB eMMC Speicher (erweiterbar)
- 2x HDMI + 1x VGA
- 4x USB (2x USB 2.0 + 2x USB 3.0)
- LAN
- WLAN und Bluetooh
- Cardeader
Anschlüsse
Auf der Vorderseite befindet sich lediglich eine hellblaue Status-LED.
Links: Ein-/Aus-Schalter, Cardreader, 3x USB (2x 3.0, 1x 2.0)
Rechts: VGA-Ausgang
Hinten: Kopfhörerausgang, 2x HDMI, 1x USB 2.0, 1x LAN, 1x Netzteil
Ersteinrichtung
Zuerst habe ich das vorinstallierte Windows 10 Pro gestartet, den Einrichte-Assistenten ausgeführt und mich erstmalig angemeldet, um die Lizenz auf meinem Microsoft-Account zu hinterlegen. Mitgeliefert wird nur die digitale Lizenz, kein Aufkleber oder BIOS-Branding.
Dann habe ich eine 250 GB SSD in den freien Schacht (einfach eine Schraube entfernen und Deckel ablösen) eingebaut und mittels USB-Stick das System neu aufgesetzt (vorher noch einmal die BIOS-Einstellungen überprüft, u.A. Secure Boot deaktiviert, Bootsequenz auf den USB-Stick gestellt, etc.).
Die eigentliche Installationsdauer habe ich nicht genau nachgemessen, empfand sie – im Gegensatz zu den restlichen Updates – jedoch als normal. Obwohl mein Stick ganz aktuell erstellt wurde, gab es natürlich noch ein paar Aktualisierungen – die bei diesem System zur echten Geduldsprobe wurden. Es gingen knapp vier bis fünf Stunden ins Land, bis der Rechner einigermaßen einsatzfähig war und zusätzlich gingen noch ein paar Minuten für das Installieren fehlender Treiber (u.A. Cardreader) drauf.
Jeder Installationsprozess (egal ob Treiber oder beispielsweise der VLC-Player) war eine Strapaze. Das System lief stets auf 100% CPU-Last und genehmigte sich lange Zeit, um auf Eingaben zu reagieren. Manchmal wurden Tasteneingaben sogar überhaupt nicht angenommen. Die zusätzlich eingebauten SSD sollte eigentlich genügend Dampf mitbringen, aber der Prozessor schien hier eindeutig das Nadelöhr zu sein.
Inbetriebnahme und Performance
Nach (oder eigentlich noch während) der trägen Installation, fiel mir bereits die 4K-Ausgabe auf meinem Schirm auf. Das Gerät schafft die hohe Auflösung leider nur in 30Hz und fühlte sich hierdurch zusätzlich ruckelig an. Bei Full-HD waren hingegen 60Hz möglich und alles lief etwas flüssiger.
4K-Ausgabe schien den Rechner jedoch grundsätzlich zu überfordern. Webseiten ruckelten beim Scrollen vor sich hin, Videos auf Youtube waren in jeder Auflösung unmöglich anzuschauen und MKVs in jeglicher Qualität wurden zu Standbildern.
Unter Full-HD Desktopauflösung waren nach etwas cachen immerhin Youtube-Videos bis 720p halbwegs in Ordnung und MKVs liefen bis 4K (die dann ja auf 1080p heruntergerechnet wurden) mit ein paar Rucklern schon wesentlich besser. Leider zieht Rechner hier allerdings gegenüber meiner alten Android-Box deutlich den Kürzeren.
Eigentlich wollte ich noch Retroarch und andere Emulatoren (für 8 und 16 Bit-Systeme) ausprobieren, doch die allgemeine Leistung des Rechners war mir einfach zu anstrengend. Selbst das normale browsen war viel zu langsam und wurde immer wieder mit „Denkpausen“ getrübt. Stellenweise haben die Seiten zu extrem gestockt, die Downloadgeschwindigkeit von Dateien war aber wieder okay.
Fazit
Ich war ein wenig naiv und zu optimistisch, was die Hardwareleistung zu diesem Preis betrifft. Selbst nach sauberer Neuinstallation auf eine zusätzlich eingebaute SSD erwies sich das System als Krücke, bei der eindeutig der Prozessor das Nadelöhr ist. Die CPU läuft nahezu immer auf 100% Volllast und kommt beim Klicken nicht hinterher. Es waren alle Treiber und Updates installiert, es liefen keine unnötigen Dienste/Programme im Hintergrund und es ist kein weiterer Virenscanner vorhanden.
Bei einer 4K-Desktopauflösung ist Verwenden des Rechners nahezu unmöglich und da sowieso nur 30 Hz erreicht werden zusätzlich ruckelig. Bei Full-HD und 60 Hz fühlt sich der Kleine schon besser an, doch von einem echten Benutzen kann eigentlich kaum die Rede sein. Selbst 720p YouTube Videos stottern, aber immerhin laufen dann MKV-Dateien in diversen Auflösungen (1080p, 4k) etwas runder (VLC, Kodi) – jedoch nicht wirklich flüssig. Kodi ruckelte schon bei der einfachen Navigation durch die Menüs immens.
Ich bin kein großer Fan von Benchmarks und kann daher keine genauen Zahlen liefern. Fakt ist, dass mir das System selbst für den angepeilten Einsatz als Mediaplayer im Wohnzimmer viel zu träge ist und ich dann YouTube und Streaminganbieter weiterhin über den 4K Blu-Ray Player laufen lassen werde. Der frisst zwar nicht alle Filmformate von meinem NAS – aber dafür ist dieser Windows-Rechner ja auch nicht zu gebrauchen, da keine annehmbare Wiedergabe der gängigen Formate mit der verbauten Hardware nicht möglich ist.
Überhaupt fällt mir ein sinnvolles Einsatzgebiet für den ACEPC AK3 schwer, da die Performance selbst für einfache Office-Tätigkeiten überhaupt nicht ausreicht. Eventuell können erfahrene User mit Linux noch etwas aus der schicken Kiste herauskitzeln, aber das war bei mir und meiner Umgebung einfach nicht Sinn der Übung. Ein blankes Windows 10 ist hier selbst zum simplen Surfen im Netz kaum verwendbar und deshalb kann ich von diesem Modell leider nur abraten. Der Lüfter läuft zudem wirklich durchgehend, aber die Lautstärke ist grade noch in Ordnung. Immerhin hält er hier gut mit meinem großen Gaming-PC mit…
Pro:
- kompaktes, schönes Gehäuse
- viele Anschlussmöglichkeiten
- einfache Erweiterbarkeit (2,5″ Festplatten)
- wahrscheinlich niedriger Stromverbrauch
- Windows 10 Pro Lizenz
- günstiger Anschaffungspreis
Neutral:
- bei Neuinstallation: einige Treiber müssen manuell gesucht werden
- schriller Lüfter macht sich oft bemerkbar (Lautstärke ist aber okay)
Negativ:
- Performance allgemein
- 4k nur bei 30 Hz (stand allerdings auch in der Beschreibung)
- bei mir: kein Anwendungsszenario für die gebotene Leistung
Preis-/Leistung: ungenügend
Ich habe dieses Produkt selbst erworben und es wurde mir von keinem Hersteller/Händler zur Verfügung gestellt!
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