Inhalt

Per Zufall lernt die ältere Emmi den jungen Tunesier Ali kennen und lieben. Aus einer Anfangs ungewöhnlichen Freundschaft entwickelt sich eine Beziehung, die sogar zu einer Hochzeit führt. Nachbarn und Kinder sind schockiert…

Fazit

Es gibt Filme, die einfach zeitlos sind und heute noch genauso gut, wie damals funktionieren. Obwohl „Angst essen Seele auf“ nunmehr fast 50 Lenzen auf dem Buckel hat, kann man sich noch erstaunlich gut in das Szenario hineindenken – und mit leichten Schauern feststellen, wie aktuell manche Themen noch immer sind.

Mit vergleichsweise einfachen Mitteln, überschaubaren Schauplätzen und lediglich einer Handvoll an Darstellern wurde hier ein Kammerstück geschaffen, dass von einer dichten Atmosphäre lebt und stellenweise fast schon hypnotisch auf den Betrachter wirkt.

Es dauert eine kleine Weile, bis man sich an Sprechweise und Inszenierung gewöhnt hat, doch dann wird man voll ins Geschehen hineingesogen und bleibt bis zum bitteren und fantastisch abgesprungenen Ende am Ball. Man spürt die Herkunft vieler Darsteller aus dem Theaterbereich, was zunächst ungewohnt wirkt, schnell aber kein Problem mehr darstellt und sogar zum tollen Erlebnis produktiv beiträgt.

Trotz leichter Theatralik im Grundton, gefallen Dialoge und Gestiken. Das Spiel der Akteure ist zuweilen ein wenig „drüber“ und dennoch fühlt sich alles greifbar und realitätsnah an. Fassbinder weißt dabei deutlich auf Vorurteile hin und überbetont gewollt manch abfällige Aussage – und dennoch fühlt man sich nicht von der moralischen Keule erschlagen.

„Angst essen Seelen auf“ ist ein Klassiker, der sowohl Anspruch, als auch Kurzweil miteinander vereint. Effektiv wird hier eine großartige Spannungskurve erzeugt und herrlich direkt auf Vorurteile aufmerksam gemacht. Das Ergebnis kann sich noch immer absolut sehen lassen und von daher spricht Nichts gegen eine Empfehlung. Während andere Werke „ein Kind ihrer Zeit“ bleiben, hat dieses nichts von seiner Faszination verloren.

8/10

Fotocopyright: STUDIOCANAL