Inhalt
Die Südstaaten in den 1930iger Jahren. Die schwarzen Zwillingsbrüder Smoke und Stack tauchen nach sieben Jahren Abstinenz wieder in ihrer alten Heimat auf und haben große Pläne im Gepäck. Abseits der Großstadt möchten sie nun einen kleinen Club auf dem Land eröffnen, sich mit lokalen Musikern von der Konkurrenz abheben. Die geplante Einweihungsfeier entwickelt sich jedoch zu einem blutigen Desaster…
Fazit
Völlig ohne Vorkenntnis bin ich an dieses Werk heran gegangen und wurde mehr als positiv überrascht. Auch in diesem kleinen Review werde ich nichts über den Kern der Handlung verraten und bitte bei Interesse diesen auch nicht per Suchmaschine ausfindig zu machen. Fernab davon bot das Werk enorme Schauwerte, die auch mit Offenbarung des Plots nichts von ihrer Stärke verloren haben.
Bereits nach wenigen Minuten hat mich „Sinners“ gepackt und bis zum bitteren Ende nicht mehr vom Haken gelassen. Die beeindruckenden und wunderschönen Aufnahmen folgten einer eigenen Dynamik und nahmen uns mit auf eine cineastische Reise, die ihresgleichen suchte. Die zum Teil im IMAX-Format präsentierten Bilder waren atemberaubend, der Zuschauer sah sich kaum an unglaublich detaillierten Landschaften und perfekter Farbgebung satt. Dazu kam ein Soundtrack, der das Geschehen künstlerisch noch weiter abrundete und einen kräftigen Sog mitentwickelte.
Hinter dieser eindrucksvollen Fassade war zum Glück aber auch ein extrem launiger Kern zu finden, weshalb es an diesem Streifen eigentlich wenig zu mäkeln gab. Kritisieren könnte man den eher simplen Twist, der in einigen Momenten ungeniert bei bereits zum Kult avancierten Mitbewerben abschaute, doch durch seine außergewöhnliche audiovisuelle Gestaltung dann wiederum genügend Eigenständigkeit und somit ein völlig andres Seherlebnis an den Tag legte.
Der kleinen Überlänge und der inhaltlich wenig komplexen Tiefe zum Trotze, gab es hier keinerlei Durchhänger und stets vorhandene Spannung. Das brillante Spiel aller Akteure fesselte mit interessanten Dialogen oder kuriosen Aktionen an den Schirm, gaben der Langeweile in knapp 2,5 Stunden keine Chance. Selbst beim Abspann blieb man am Ball und wurde (Marvel hat es ja salonfähig gemacht) noch mit einer kleinen, aber feinen Zusatzszene belohnt.
Michael B. Jorden gefiel in seiner mysteriös angelegten Doppelrolle und gab die Hintergründe seiner Figuren erst nach und nach preis. Dies erhöhte noch einmal die Aufmerksamkeit beim Zuschauer und hielt uns stets bei der Stange. Dazu gesellten sich aber auch eine Riege weiterer hochklassiger Darsteller (u.A. Hailee Steinfeld, Wunmi Mosaku, Omar Benson Miller oder Delroy Lindo), die allesamt ihren Teil zum Gelingen beitrugen. Erwähnt sei hier auch ausnahmsweise die wirklich gelungene deutsche Vertonung, die mit markanten und mit tiefen Bass getränkten Stimmen so richtig „kernig“ daher kam.
Die knappe Hälfte des (Kino-)Jahres ist fast vorbei und neben dem unerwartet spaßigen „Lilo & Stich“ hat mir dieses Meisterwerk oftmals den Atem verschlagen. Lassen wir mal die kürzliche Sichtung von „Brazil“ außen vor, so hat mich in den letzten Jahren kein Film mit seiner genialen Inszenierung und seiner stimmigen Geschichte so von sich überzeugt wie dieser. Sicherlich gab die Handlung gar nicht so viel her und das unausweichliche Finale folgte altbekannten Mustern – doch das Gesamtergebnis war einfach zum Niederknien!
9/10
Fotocopyright: Warner Bros (Universal Pictures)