Inhalt
Schon als Knabe war Fritz Lang an den Befehlston gewohnt und lernte, Befehle eines Vorgesetzten nie in Frage zu stellen. Nach einem Einsatz im Ersten Weltkrieg und dem Besuch einer Haftanstalt, steigt er schnell bei den Nationalsozialisten auf. Vom Reichsführer höchstpersönlich erhält er dank seines ausgezeichneten Organisationstalents eine perfide Aufgaben die er ebenso wenig hinterfragt wie andere Dinge…
Fazit
„Aus einem deutschen Leben“ ist ein eindrucksvolles Werk deutscher Filmgeschichte. Er markiert nicht nur einen absoluten Glanzauftritt von Götz George, sondern zeigt auf seine nüchterne Weise ein Portrait eines furchteinflößenden Manschens – der hier zudem erschreckend menschlich präsentiert wird.
Die Aufmachung mag aus heutiger Sicht etwas altbacken wirken, verspürt hierdurch aber einen gewissen Charme. Mit Texttafeln, zuweilen schlechten Überblenden, körnigen Aufnahmen und natürlich dem alten 4:3 Standard schaut alles dem Nerv seiner Zeit entsprechend aus und unterstreicht den streckenweise nahezu dokumentarischen Touch.
Der Verlauf ist ruhig, aber fast schon hypnotisch. Die Bilder wirken auf den Betrachter ein und brennen sich dank passender musikalischer Begleitung auch geschickt in das Hirn ein. Man versucht gar nicht erst Effekthascherei zu betreiben, lässt die authentischen Einblicke einfach für sich sprechen und schockiert damit wesentlich nachhaltiger.
Der Film besaß einen ungemütlichen Grundton, den er einfach nicht abschütteln konnte – und glücklicherweise auch nie tat. Dabei kommentierte er gar nicht erst das Treiben seiner Hauptfigur sondern ließ uns eine neutrale Sicht auf die Ereignisse. Es war schon beängstigend, wie normal die menschliche Bestie Fritz Lang hier erschien und wie unbedarft er dramatische Entscheidungen für sich zur nüchternen Abarbeitung zurechtlegen konnte. Er war nicht dumm, aber auch nicht der Schlauste. Er wälzte alle Verantwortung auf die Vorgesetzten ab und schien am Ende wirklich zu glauben, damit schadlos durchzukommen. Seine eigene Auffassung vom Soldatentum hat ihn ins Grübeln gebracht und sein scheinbar schlichtes Gemüt nie größere Gewissenskonflikte bestritten.
Götz George agierte mit Hingabe und sorgte nicht selten für Schauer. Sein Auftritt in diversen Uniformen sorgte für mulmige Gefühle in der Magengegend und seine lauteren Dialoge hinterließen mächtig Eindruck. Spätestens hier waren Wirklichkeit und fiktionale Darstellung kaum mehr zu unterscheiden. Passende Kostüme und verschwenderische Ausstattung erledigten den Rest.
Damals wie heute ist „Aus einem deutschen Leben“ ein mehr als ergreifender Geschichtsunterricht, der trotz Überlänge durchwegs in seinen unschönen Bann zieht. George war Spitzenklasse und das Gesamtresultat mehr als nur ein weiterer Beitrag zum bereits oftmals durchgekauten Thema. Auch wenn das Werk mittlerweile schon über 40 Jahre auf dem Buckel hat, ändert dies nichts an seiner Aussage und sei allen auch nur ansatzweise Interessierten ans Herz gelegt.
8,5/10
Fotocopyright: Alive – Vertrieb und Marketing