Inhalt
Frisch aus dem Knast entlassen, sucht „Combo“ Anschluss bei seinen alten Freunden. Im Gegensatz zu ihnen hat er sich hinter den Kerkermauern allerdings radikalisiert und versucht sie nun mit kruden, rassistischen Theorien auf seine Seite zu ziehen. Vor allem der junge Neuzugang Shawn zeigt sich den Hetzreden nicht abgeneigt…
Fazit
Nachdem ich mir mal wieder ein paar Episoden der Nachfolge-Serie zu Gemüte geführt haben, war es auch mal wieder Zeit für die Sichtung des ursprünglichen Filmes. Noch immer hat dieser nichts von seiner eigenwilligen Faszination – und vor allem nichts von seiner krassen Authentizität – verloren.
„This is England“ ist ein waschechter Szene-Film, der Probleme und dabei vor allem innere Konflikte von Gruppierungen sichtbar macht – ohne dabei die Moralkeule zu schwingen oder sich ständig erklären zu müssen. Anschaulich wird hier eine Radikalisierung porträtiert und vor allem die Motive der Anstifter, als auch seiner Anhänger extrem verständlich aufgezeigt. Man kann sich in absolut jede Figur hineindenken, deren Intentionen mitfühlen und deren Entwicklung nachvollziehen. Dabei brauchte es keine großen Worte – oftmals reichte ein Blick auf die Figuren und deren kurz zusammengefassten Background.
Der Streifen ist kleinlaut, wenig actionreich, aber wohl auch hierdurch so unglaublich packend gestrickt. Selbst eine eher mäßige deutsche Vertonung lässt den Aufmerksamkeitsbogen nicht einknicken und passte ganz gut zur rauen, körnigen, ungeschönten – fast schon dokumentarischen – Optik. Alles wirkt ein wenig trostlos und fängt die damalige Epoche und deren Stimmungswelt bei der Jugend vortrefflich ein. Beispielsweise war der damalige Falkland-Krieg allgegenwärtig und ein wichtiger Faktor bei der Zeichnung der Protagonisten. Wir haben hier schließlich auch andere Faktoren, als bei einer deutschen oder amerikanischen Jugend und das sticht hier gepaart mit dem Setting bemerkenswert hervor.
Die Geschichte der Skinhead-Subkultur spielt hier eine tragende Rolle. Man versucht dem Betrachter erst gar nicht die tatsächlichen Eigenschaften des Kults zu erläutern, sondern setzt diverse Dinge einfach mal unkommentiert voraus. Für Manche mögen die unpolitischen, gar von Einwanderern geprägten Wurzeln ohne Hintergrundwissen nicht ganz klar sein – aber ich fands klasse, dass man keine nervtötenden Erklärungen für die breite Masse abliefert und einfach mal drauflos gefilmt hat. So funktioniert das Geschehen auf seine Weise und macht durch den englischen Schauplatz diesbezüglich auch weitaus mehr Sinn, als bei Werken aus anderen Ländern – lassen wir andere Dinge bei uns mal außen vor.
Den einen oder anderen Darsteller kennen wir bereits aus anderen britischen Produktionen, doch insgesamt war der Cast recht frisch und vor allem passend gewählt. Manche Gestalten entsprachen zwar weitestgehend den üblichen Klischees, doch allzu absurd erschienen sie im Gesamtkontext dennoch nicht. Alles war stimmig und noch so, als wären die Akteure direkt von der Straße geholt worden. Der brachiale Soundtrack tat dann sein übrigens zum Gelingen und befeuerte das jeweilige Stimmungsbild mit passenden Tracks.
Für mich ist „This is England“ schon ein richtiger Kultfilm, der durch seine glaubhafte Weise äußerst viel richtig macht und ohne übertriebene Effekthascherei bis zum bitteren Ende an den Schirm fesselt. Man konnte sich prima in die Gesamtsituation hineinversetzten und die Emotionen aller Beteiligten durch die Bank weg teilen. Die Macher verdienen großes Lob für Ihre sorgfältige Herangehensweise ans Thema und dem Verzicht auf unnötigen Ballast. Der Streifen fühlt sich schlicht und einfach „echt“ an und hat so vielen Konkurrenten deutlich etwas voraus.
8,5/10
Fotocopyright: Ascot Elite Home Entertainment
0 Kommentare
1 Pingback