Inhalt
König Arthur hat seine Ritter der Tafelrunde zu einer rauschenden Weihnachtsfeier eingeladen, zu der sich natürlich auch sein Neffe Gawain nicht lange bitten lässt. Als dann plötzlich ein mysteriöser grüner Ritter auftaucht und den besten Kämpfer des Herrschers zum Duell auffordert, ergreift Gawain zum ersten Mal die Initiative…
Fazit
Das Beste kommt bekanntlich oft zum Schluss und so ähnlich war es auch hier. Das Kinojahr 2021 war recht durchwachsen und zum Silvesterabend gab es – ganz ohne Erwartungen – diesen Streifen und die letzten Stunden schwelge ich ihn wohlige und noch immer leicht verwirrte Erinnerung daran.
„The Green Knight“ will viel und schafft auch viel. Er präsentiert uns eine interessante Prämisse, von der ich selbst nach einer Nacht Schlaf nicht genau weiß, was sie eigentlich von uns wollte. Er war dieser Fremde und warum bot er ein solch merkwürdiges Abkommen? Stand er für eine der vielen Metaphern, mit denen der Film nahezu überhäuft war oder bin ich einfach nicht genug mit der Arthus-Saga vertraut? Egal, denn was uns Regisseur David Lowery hier offerierte, war schon sagenhafte Kost, die auch ohne vertiefte Kenntnisse rund um die Legenden der Tafelrunde funktionierte.
Im Kern bildet die Handlung eine klassische „Heldenreise“ ab. Ein junger Mann, bis dato ohne Ritter-Status, macht sich auf einen langen, beschwerlichen Tripp – auf dem er langsam an sich selbst wächst und irgendwo auch zu sich selbst findet. Er wird vor Herausforderungen und Versuchungen gestellt, um an Ende sein bisheriges Leben vor seinen Augen Revue passieren zu lassen. Mit langen Kameraeinstellungen, gefühlt minutenlang am Stück und ohne Dialog gedreht, lässt man uns an seinem Schicksal teilhaben.
Das Bild vom Mittelalter ist trostlos und wenig einladend. Statt Glanz und Krone regiert hier Dreck und Düsternis. Das Setting wirkt rau und wahrscheinlich auch deshalb recht authentisch. Keiner der Figuren scheint strahlend und elegant – die Ritter der Tafelrunde sind satt und wenig zu neuen Abenteuern motiviert. Selbst Gawain ist kein typischer Held und mit Lasten überladen. Die Identifikation – zumindest in seine Lage – fällt hierdurch nicht schwer.
Manche Werke wollen mit aller Gewalt anders sein und hierdurch um Aufmerksamkeit buhlen. Ehrlich gesagt habe ich bei diesem Titel anfangs ähnlich gedacht und stand manchen extravaganten Einlagen ziemlich kritisch gegenüber. Ich hatte sogar dein Eindruck, dass die Effekte etwas billig erschienen und wurde dann mit laufender Spielzeit zum Glück eines besseren belehrt. Man setzt auf eine schlichte Eleganz und auf den zweiten Blick waren grade die vom Computer unterstützten Szenen gar nicht mal so übel. Allein der hübsch animierte Fuchs sorgte immer wieder für Schmutzler – andere Highlights möchte ich hier nicht spoilern.
Eher selten oder zumindest mit kurzen Halbsätzen fertige ich sonst die musikalische Begleitung von Filmen ab. Ich achte eher selten auf den Soundtrack und lebe nach dem Motto „wenns nicht gestört hat, war es wohl nicht schlecht“. Bei „The Green Knight“ jedoch, spielt die Audiokomponente eine extrem wichtige und deutlich spürbare Rolle. Die orchestralen Klänge sorgen nicht selten für Gänsehaut und tragen ihren ganz eigenen Charme zum Abtauchen im Geschehen bei. Sie präsentieren quasi auch die Gefühlslage unserer Hauptfigur, mal ruhig, mal treibend und jederzeit extrem eingängig. Audiovisuell ist der Streifen ein Genuß.
In letzter Zeit hat mich kein Film im Nachgang so beschäftigt wie dieser. Nicht etwas weil ich von den Bildern verstört wurde, vielmehr weil ich versuche die zahlreichen Eindrücke zu ordnen und die ganzen gefilterten Botschaften herauszulesen. Die Reise hatte zwar kleinere Längen, die ich keineswegs verleugnen möchte – doch trotzdem glaube ich, dass ich sie spätestens beim zweiten Durchgang noch einmal kräftig auf mich wirken lassen möchte und die stillen Momente zum Grübeln verwenden will. Wer sich auch nur ansatzweise für experimentelle Werke begeistern kann und ungewöhnliches Kino zu schätzen weiß, sollte hier definitiv mal einen Blick riskieren. „The Green Knight“ bietet alles, was das Herz des echten Cineasten auflodern lässt und Einem nicht jeden Tag begegnet. Ich liebe diese gewisse Sperrigkeit, die mich wohl die nächste Zeit angenehm beschäftigen wird.
8,5/10
Fotocopyright: EuroVideo Medien GmbH
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