Inhalt

In seiner Freizeit arbeitet Anwalt Peter Rohm bereits seit einigen Jahren an einem Buch über Doktor Josef Mengele und traut bald seinen eigenen Augen nicht. Der vermeintliche Tote reist plötzlich wieder nach Deutschland ein und möchte sich den Gerichten stellen. Ausrechnet Biograf Rohm soll dann seine Verteidigung übernehmen…

Fazit

Ich liebe Filme, die mit durchaus glaubwürdigen Fiktionen spielen und da spielt dieser Titel bereits seit seiner damaligen Veröffentlichung ganz vorne mit. Hier griff man ein heikles Thema auf, welches mit Leichtigkeit gegen die Wand zu fahren gewesen wäre – hier allerdings extrem sehenswert die Kurve bekam und eine interessante These ausformuliert.

Im ersten Moment mag man noch über den vermeintlich arg konstruierten Plot schmunzeln, doch dank einer plausiblen Begründung bleibt das halbe Lachen fast im Halse stecken. Die Autoren haben sehr genau auf Details geachtet und glaubwürdige Argumentationen zum Weiterleben des Todesengels geschaffen. Hier gab es keine Unklarheiten und mit durchaus gar nicht mal so weltfremden Mitteln lief das Versteckspiel über die Jahre hinweg.

Nächster Pluspunkt – und was ich zum Teil auch mit dem Bekommen der Kurve – angepeilt habe, war seine nüchterne Weise um die grausamen Ereignisse. Die Figur Mengele hat zwar ordentlich Kontur und zumindest ansatzweise Verständnis erfahren, sich aber gleichzeitig ordentlich entlarvt und klar gemacht, welche Abgründe sich hier in seiner Seele auftaten. Er verteidigt seinen wissenschaftlichen Standpunkt durchaus berechtigt, sieht aber selbst nicht ein, wie weit die Dinge aus dem Ruder liefen.

Der Film knallt uns dabei keine moralische Keule um die Ohren, sondern lässt uns relativ kritisch mit seinen Aussagen auseinandersetzen. Wir bekommen verschiedene Meinungen bzw. Ausführungen zu Gesicht, sehen die Geschichte nicht zu einseitig oder gar zu simpel. Es sei auch verraten, dass man uns keine eindeutigen Lösungen aufzeigt, sondern nur theoretisch aufzeigt, wie so ein Prozess heute im Ansatz ausschauen könnte.

Kai Wiesinger und Götz George spielten brillant und spornten sich gegenseitig zu Höchstleistungen an. Während man die Verzweiflung bei dem Einen mitfühlen konnte, gab es bei dem Anderen jedes Mal Schauer bei seinem Auftritt. Auch der Rest vom Cast und die Kulissen haben wie die Faust aufs Auge gepasst und gaben keinen Grund zur Klage.

„Nichts als die Wahrheit“ ist mutig und auf seine Weise wesentlich grausamer als viele Horrorfilme. Wie hier mit bekannten Fakten gespielt wird, war mehr als gelungen und um Längen glaubwürdiger als bei den meisten Konkurrenten. Seine ausgezeichneten Darsteller und sein intelligent gestrickter Verlauf fesselten an den Schirm und bildeten so nichts Anderes, als einen äußerst sehenswerten deutschen Spielfilm. Ganz großes, anspruchsvolles Kino mit Hirn und Verstand.

8,5/10

Fotocopyright: x