Inhalt

In naher Zukunft ist das Ökosystem der Erde kollabiert und hat der Menschheit einen zerstörten und mit giftigen Pflanzen verseuchten Planeten zurückgelassen. Inmitten dieser trostlosen Umgebung, kämpft die 13jährige Vesper jeden Tag auf Neue ums Überleben und experimentiert selbst mit der Herstellung brauchbarer Nahrung. Eines Tages wird sie Zeuge, wie ein kleines Raumschiff abstürzt und rettet eine mysteriöse Frau aus dessen Trümmern. Diese behauptet eine Einwohnerin der so genannten, wohl „Zitadellen“ zu sein und Vesper für ihre Hilfe bei der Reise dorthin zurück reichlich zu entlohnen…

Fazit

Gelegentlich schaue ich morgens tatsächlich das Frühstücksfernsehen und gelegentlich verfolge ich mit einem Ohr, die dort vorgestellten neuen Kinofilme. Meist handelt es sich um den üblichen Mainstream von der Stange, doch bei „Vesper Chronicles“ bin ich seinerzeit äußerst hellhörig geworden und war sofort von dem dort präsentierten Szenario angetan.

„Vesper Chronicles“ ist kein „Star Wars“ oder Dergleichen und will es auch überhaupt nicht sein. Der Film zeichnet ein realistisches Portrait der nahen Zukunft und setzt dabei nicht auf unnötige Effekthascherei oder laute Momente. Er zieht ab der ersten Minute in seinen unheilvollen Bann und macht uns schnell mit der jungen Vesper bekannt – die so Etwas wie ein Lichtblick in all der Trostlosigkeit darstellt.

Der Film lebt von seiner einzigartigen Atmosphäre und verlangt im Gegenzug hierfür eine gewisse Aufmerksamkeit beim Betrachter. Die allgemeine Gangart mag eher ruhig, aber keineswegs langweilig sein. Hat man sich auf das Geschehen eingelassen, entwickelt sich ein toller Sog, in dem die kleineren richtig aufregenderen Momenten umso heftiger rüberkommen und ordentlich wach rütteln.

Die audiovisuelle Umsetzung war beeindruckend und erfrischend zugleich. Keine bunten CGI-Orgien, keine grellen Lichter oder hektischen Schnitte. Die darstellte Welt schien fast dokumentarisch und wirkte genau deshalb so greifbar. Dabei fügten sich einige ungewöhnliche Elemente (wie beispielsweise die eindrucksvoll gestalteten „Pflanzenwesen“) nahtlos ins Bild ein und alles war wie aus einem Guss. Nicht verschweigen möchte ich allerdings auch den wunderschönen Soundtrack und die gelungene Tonabmischung. In Anbetracht mangelnder Action glaubt man gar nicht, wie oft der Subwoofer dennoch zum Einsatz kam und durchaus zur Bildung von Gänsehaut beitrug.

Raffiella Chapman verkörperte die Rolle von Vesper mit Bravour und trug den Streifen in weiten Teilen auch wirklich von ganz allein. Man nahm ihr die pfiffige, aufgeweckte und begabte Figur vollends ab, konnte sich gut in ihre Lage hineindenken und natürlich auch stets mit Ihr fühlen. Von Eddie Marsan hätte ich ruhig noch mehr sehen können, aber seine überschaubaren Auftritte waren ebenso toll gespielt und er jagte mit seinen Verhalten selbst dem Zuschauer (und nicht nur seiner kleinen Gegenspielerin) leichte Schauer ein.

Obwohl „Vesper Chronicles“ im Grunde nicht zu anspruchsvoll ist, würde ich den Film eher versierteren Genrefreunden empfehlen – die sich vom Kopf her auf das Setting einlassen können und zum Abtauchen darin bereit sind. Hier gibt es kein Geballer, keine hektischen Abläufe oder schrägen Kostüme, sondern eine gelungene Interpretation einer dystrophische Zukunft ohne unnötigen Schnickschnack. Mir hat der Streifen jedenfalls ziemlich gut gefallen und all meine Erwartungen nach der vielversprechenden Vorschau wurden vollends erfüllt. Eine kleine europäische Perle (Litauen/Frankreich/Belgien), die sich im internationalen Vergleich keineswegs verstecken muss – eher sogar mit ihrem authentischen Auftreten weitaus mehr Eindruck als manch überladene Hollywoodproduktion schinden konnte.

8/10

Dieses Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von PLAION PICTURES zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

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