Einleitung

Seit geraumer Zeit bin ich mittlerweile mit den „Bang & Olufsen Beoplay H9 3rd Gen“ recht zufrieden, doch die aktuellen „Soundcore Q45“ haben bereits seit ihrer damaligen Ankündigung mein Interesse geweckt. Erneut versprach das Datenblatt viel und der Preis schien dafür nicht zu hoch. Gezögert habe ich wegen meinen mäßigen Erfahrungen mit dem Vorgänger „Q30“, doch bei einem Angebot von knapp 107 Euro habe ich nun spontan zugeschlagen.

Hochwertige Verpackung mit vielversprechenden Logos (High-Res Audio und ANC)

Verpackungsinhalt & Haptik

Neben den wirklich hübsch designten Kopfhörern befindet sich noch eine stabile Transportbox, sowie ein Klinken- und USB-C Kabel im Lieferumfang. Einen Flugzeugadapter oder ein Netzteil sucht man vergebens – was nicht weiter schlimm ist und sich bereits im gut sortierten Haushalt befindet. Das USB-C Kabel ist übrigens sehr kurz ausgefallen.

USB-C und Klinkenkabel in passender Farbe.

Die Kopfhörer sind sehr leicht und sitzen angenehm auf dem Kopf. Sie fühlen sich jedoch leicht „klapprig“ an und die Größenverstellung scheint zunächst sehr locker – verrutschen tut hier aber glücklicherweise nichts beim Tragen. Die Optik ist – gerade in weiß – richtig edel und steht teuren Produkten in Nichts nach. Sie war sicherlich auch einer DER Kaufgründe für diese Headphones.

Die Tasten sind gut erreichbar und haben ordentliche Druckpunkte. Ich bin kein Fan von Touchgesten und war hierrüber sehr glücklich. Man greift eigentlich nie daneben und kann insbesondere die Laustärke sehr komfortabel regeln, ohne das Handy aus der Tasche holen zu müssen.

Einrichtung

Einschaltknopf gedrückt halten, Bluetooth am Handy aktivieren, verbinden – und fertig.

Der Q45 in seiner vollen Pracht. Die Optik ist hochwertig.

Im Prinzip sind die Kopfhörer bereits verwendbar, doch es sollte unbedingt die zugehörige App des Herstellers installiert werden. Diese bringt neben Firmware-Updates (hatte in der ersten Woche bereits zwei Stück) auch jede Menge Klangvoreinstellungen bzw. einen frei anpassbaren Equalizer für eure eigenen Kreationen. Außerdem kann hier der LDAC-Modus (Übertragungsprotokoll für hochauflösende Musik) aktiviert werden – wofür ebenfalls noch ein Update heruntergeladen und eingerichtet wird.

Klang

Erwartet habe ich nach all den Berichten und persönlichen Erfahrungen mit dem Vorgänger zunächst nicht viel. Die „Soundcore“ klingen ab Werk ziemlich basslastig, dumpf und Dialoge waren kaum verständlich. Soweit, so wenig überraschend und für mich aufgrund er Anpassbarkeit irgendwo noch hinnehmbar.

High-Res Werbeversprechen auf der Verpackung.

Ich habe nun abwechselnd mit dem im Handy >verbauten< Equalizer (Samsung Music App), als auch mit dem von Soundcore gespielt (teilweise auch mal beides miteinander kombiniert) und einfach keinen guten Mittelweg gefunden. In fast allen Einstellungen dröhnt der Bass (mal mehr, mal weniger aggressiv) vor sich hin und die Sprache bleibt schwer verständlich. Ruhigere Stücke werden mit unangenehmen „wummern“ bestückt, bei basslastigeren Songs „puncht“ der hier explizit gewünschte Bass nicht präzise und hinterlässt keinen akzeptablen Eindruck. Meine „Bang & Olufsen“ klingen dagegen „trocken“ und hauen im richtigen Moment einen knackigen Bass heraus, „brummen“ nicht dauerhaft vor sich hin (und nein, am ANC-Grundrauschen lag es auch nicht).

Maximal zusammengefaltet.

Die Presets unterscheiden sich immerhin sehr deutlich voneinander und grundsätzlich sollte für jeden Geschmack oder besser gesagt jeden Musikstil etwas dabei sen. Natürlich habe ich alle Themen von „Akustik“ bis „Piano“ ausprobiert und auch eigene Einstellungen getroffen. Meist hat mir hierbei „Bass- und Höhenverstärkung“ am besten gefallen, doch erstaunlicherweise war dies von Lied zu Lied stark unterschiedlich. Bei meinen anderen Kopfhörern stelle ich normalerweise ein ansprechendes Klangbild ein und das reicht dann üblicherweise für alle Gegebenheiten aus – hier variierte des nonstop.

Edle Optik: Weißes Gestell und silberne Akzente.

Am schlimmsten war für mich jedoch der ständige Hall, der schnell für leichte Kopfschmerzen sorgte. Es klang so, als wäre stets ein „3D-Effekt“ aktiviert und sich die Sprache hierdurch oftmals unangenehm „überschlägt“. Das ist ähnlich wie bei meinem „Razer Kraken Headset“ – mit dem ich deshalb kaum zocken kann. Alles kommt von irgendwo und nur selten ist eine präzise Ortung auszumachen. Mag bei effektreichen Spielen oder Filmen in Ordnung gehen, nervt bei Musik jedoch immens. Und ja: getestet habe ich die Kopfhörer an Handy, Tablet, Notebook und Konsole („Steam Deck“, Switch) und es wurde auf vermeintliche „Klang-Verbesserer“ – wie „DTS for Headphones“, „Atmos“ oder „Sonic Audio“ geachtet bzw. diese deaktiviert. Natürlich wurden auch auf entsprechendes Ausgangsmaterial (MP3s mit hohen Bitraten, unkomprimierte FLAC-Dateien) geachtet.

Gepolsterter Kopfbereich.

Beim Laufen ist mir aufgefallen, dass sich der Klang während eines Songs manchmal von allein verändert hat. Egal, ob mit oder ohne ANC – irgendwie schien der Equalizer bei manchen Gegebenheiten verrückt zu spielen und die Akustik zu ändern, auch wenn kein anderes Preset ausgewählt wurde. Es gab in der App zwar explizit die Einstellung zur „Windunterdrückung“, doch diese war definitiv deaktiviert. Ich vermute, dass es sich hierbei auch eher um eine Option für die Mikrofone beim Telefonieren, statt dem Hören von Musik während des Strumes handelt. Natürlich habe ich auch darauf geschaut, dass die Kopfhörer nicht einfach nur verrutscht sind – was nicht der Fall war. Sie sitzen war eher locker mit angenehmen Anpressdruck, bleiben aber beim normalen Gehen ideal in Position.

ANC und der Rest

Die ANC Funktionalität würde ich als durchschnittlich bezeichnen. Kein Vergleich mit Sony, Bose oder Bang & Olufsen, aber immerhin wahrnehmbar und bei kleineren Geräuschen im Bus (brummen des Motors) ganz passabel. Es wird gut gedämpft und man kann die meisten Störquellen (zu Hause sogar den Staubsauger) prima ausblenden. Gegen beispielsweise lautes Kindergeschrei kamen auch die Konkurrenten nicht an.

Stabile Transportbox, die sich die Konkurrenz gerne separat bezahlen lässt.

Leider sind die „Q45“ trotz veränderter Bauweise (längliche, statt runde Polster) ebenso schlecht (oder sogar noch schlechter) als die „Q30“ für die Außenwelt abgeschirmt. Der Sound dringt trotzdem halbwegs strammen Sitz auf dem Schädel recht laut nach Außen und die Sitznachbarn bekommen alles von eurer Musik – in deutlich wahrnehmbarer Lautstärke – mit, obwohl die Kopfhörer selbst gar nicht mal übertrieben laut eingestellt sind. Das ist für mich neben dem durchwachsenem Klang ein echtes No-Go, weshalb ich die schicken Teile trotz mitgelieferter Transportbox nicht unterwegs verwenden möchte.

Weiche, bequeme, aber leider auch sehr schwitzige Ohrenpolster.

Die Gesamtlautstärke ist erfreulich hoch und überbieten die meiner anderen Kopfhörer sehr deutlich. Übrigens auch an der Konsole, wo ich z.B. an der Switch überdies keinerlei Latenz (im Bluetooth-Betrieb) feststellen konnte. Das Koppeln gelang sogar schneller als bei allen anderen Kandidaten.

Positiv

  • edles Design
  • gute Verarbeitung
  • bequemer Sitz
  • schnelles Pairing
  • vergleichsweise hohe Lautstärke
  • ANC im Kabelbetrieb möglich
  • gut fühlbare Tasten
  • übersichtliche & hilfreiche App
  • bereits ein paar Firmware-Updates erschienen
  • Transporttasche mitgeliefert

Neutral

  • Klang ab Werk ziemlich „verstellt“
  • ANC durchschnittlich
  • LDAC-Modus muss nachinstalliert werden

Negativ

  • Klang trotz Equalizern nicht zufriedenstellend
  • keine gute Abschirmnung nach Außen
  • Klangbild verändert sich manchmal beim Laufen
  • schnelles Schwitzen unter den Ohrmuscheln

Fazit

Nach den „Q30“ gehen nun auch die „Q45“ zurück. So sehr ich das hübsche Design und den bequemen Sitz auch zu schätzen weiß, so sehr war ich vom Klang enttäuscht. Grade in dieser wichtigsten Disziplin bleiben die Kopfhörer hinter den Werbeversprechen (High-Res Audio, etc.) zurück und klangen mit keiner Einstellung für mich auch nur ansatzweise befriedigend.

Sie dröhnen, klingen „hallig“ und sorgen schnell für Kopfweh. Außerdem habe ich selbst bei humanen (und noch nicht sommerlichen) Temperaturen ordentlich an den Ohren geschwitzt – was ich von den Konkurrenzmodellen bisher gar nicht so kannte. Die schlechte Abschirmung nach Außen (der Sitznachbar bekommt alles mit) spricht dann zusätzlich gegen den Einsatz unterwegs.

Neben meinen teuren „Bang & Olufsen“ greife ich noch immer gerne auf die älteren „Soundcore Q20“ zurück, da sie noch immer ganz gut performen, brauchbares ANC aufweisen und hervorragend für die Außenwelt abgeschirmt sind. Leider besitzen sie nur einen unpraktischen Micro-USB Anschluss und ein biederes Design, weshalb ich diese gerne gegen die „Q45“ getauscht hätte. So geht die Suche weiter und die teuren Mitstreiter gehen weiterhin mit auf der Reise zur Arbeit.

Unbefriedigender Klang, eine schlechte Abschirmung nach Außen und schwitzende Ohren sprechen gegen eine Empfehlung meinerseits.

Fotocopyright: hard-boiled-movies.de