Einleitende Worte
Als großer Filmfan und Gamer habe ich schon immer großen Wert auf gutes Bild und natürlich auch entsprechenden Sound gelegt. Nachdem ich mir im letzten Jahr neben meinem mächtigen AV-Receiver auch mal ein paar Soundbars (Sony HT-X8500, Bose 900) angeschaut hatte, hat mich das Thema irgendwie nicht mehr losgelassen. Bisher war ich eigentlich mit dem Klang der Standlautsprecher zufrieden, doch – vielleicht liegt es auch am Alter und Stil-Bewusstsein – wollte ich die Trümmer am liebsten gänzlich ablösen. Ob es nun endlich mal geklappt hat, lest ihr hier.
Die Soundbar
Die Samsung Q900 ist eine Soundbar mit 7.1.2-Kanälen und umfangreicher Formatunterstützung (u.A. DTS, Atmos). Sie ist nicht gerade klein (knapp 120cm), macht durch ihre optische Präsenz aber Einiges her. Sie wirkt nicht so elegant wie ihre Gegenstücke von beispielsweise „Bose“, fügt sich trotzdem gut im Wohnzimmer ein und verspricht durch ihre Größe sogar auch für meine Besucher auf den ersten Blick einen mächtigen Klang.
Anschluss
Wichtiges Kaufkriterium waren für mich die Anschlüsse. Die Bar verfügt über einen optischen Anschluss, 2 HDMI Eingänge und einen HDMI Ausgang.
Meine Konstellation:
Optischer Eingang – TV
HDMI 1 – HDMI-Verteiler mit 5 Geräten (Playstation 5, XBOX Series X, Switch, Blu-Ray-Player, Orbsmart-Media-Player)
HDMI 2 – HDMI-Verteiler mit 3 Geräten (Wii U, Playstation 3, USB-C-Dock für SteamDeck oder Legion Go)
HDMI Out – Splitter an TV und Beamer (manuelle Umschaltung)
Die Umschaltung der HDMI-Eingänge an der Soundbar, sowie an den dort angeschlossenen Switchen erfolgt automatisch.
Einrichtung
Das Setup gestaltet sich als relativ einfach und problemlos. Nachdem die Verkabelung an der Soundbar erfolgt ist, muss lediglich Strom an selbige und den mitgelieferten Subwoofer angeschlossen werden. Die Geräte haben sich nach dem Einschalten (dem Anschalten der Steckdosenleiste) automatisch gekoppelt.
Im Grunde steht dem Klangerlebnis nichts mehr im Wege und alle Einstellungen können nun an der Fernbedienung durchgeführt werden. Idealerweise kann man sich aber auch die App „Smart Things“ auf sein Handy laden und dort beispielsweise noch die Internetanbindung (für Updates oder Streamingdienste) vornehmen. Leider ist der Funktionsumfang der App stark begrenzt und bei wichtigen Konfigurationen (z.B. Lautstärke der einzelnen Lautsprecher) ist die normale Fernbedienung (und das leider ziemlich kleine Display oberhalb der Soundbar) unabdingbar.
Bei mir wurden von zwei 4k Blu-Ray Playern (Sony UBP-X800M2 und Sony UBP-X700) kein 4k Bild an den Beamer durchgeschleift.
Auf dem TV kam das Signal an, die Leinwand blieb dagegen schwarz. Erst nachdem ich die Player auf Full-HD heruntergeschraubt habe kam eine Ausgabe zustande. Natürlich habe ich dabei auch mit diversen Einstellungen (u.A. Farbformate, „Deep Color“, etc. gespielt), aber vergebens. Bei Full-HD alles prima, bei 4k nur eine schwarze Leinwand.
Der Beamer (Optoma) ist grundsätzlich 4k-fähig und vorher mit dem alten AVR war die Ausgabe auch kein Problem. Interessanterweise kommt das 4k-Signal von Playstation 5, XBOX Series X oder Orbsmart Media Player einwandfrei mit 60Hz und HDR durch. Nur die Stand-Alone Abspielgeräte streichen die Segel. So muss ich bei 4k-Scheiben (sofern man diese nicht auf Full-HD runterskalieren möchte) auf die Konsolen als Zuspieler ausweichen.Kabel wurden mehrfach hin und her getauscht, zum Teil komplett durch zumindest haptisch hochwertigeren Variante ersetzt. Vermutlich liegt hier ein Kommunikationsproblem zwischen den Protokollen der einzelnen Herstellern vor. Selbst eine relativ direkte Verkabelung (Player ohne Switch an die Soundbar, Beamer ohne Splitter direkt an den HDMI-Ausgang) brachte keine Veränderung. Ohne Soundbar steht das Bild.
Der Klang
Das wichtigste Argument für diese Soundbar ist der Klang. Wegen der mächtigen Dimensionen waren die Erwartungen hoch und konnten bereits nach den ersten Tests (Atmos-Demo-Discs, ein paar Filme) noch mehr als getoppt werden. Der Sound war angenehm räumlich, der Subwoofer wirklich brutal und klar zugleich.
Die Q900 misst sich auf Knopfdrück automatisch ein und benötigt keinerlei manuelle Eingriffe oder Angaben. Im Gegensatz zu anderen Systemen müssen keine Lautsprechergrößen oder Sitzabstände hinterlegt (oder gemessen) werden – es werden lediglich Testgeräusche abgespielt und so die Informationen über den Raum gesammelt.
Es können diverse Sound-Modi (Standard, Gaming, Surround und Adaptiver Sound) gewählt werden, wobei ich hier meist „Surround“ verwende. Dieser Modus verteilt das Eingangssignal über alle Lautsprecher und fügt einen kleinen, aber durchaus spürbaren und keinen allzu „halligen“ Raumklang hinzu. Dieser Effekt gefiel mir ganz gut, brachte in den meisten Filmen mehr Wucht als die sonst empfohlene „Adaptive“-Variante, die für mich nicht genügend „3D“ aufweist.
Leider steht nur im „Standard“-Modus ein vollwertiger Equalizer zur Verfügung, bei den anderen Optionen kann lediglich die Stärke des Subwoofers oder die Angabe der Höhen geregelt werden. Immerhin können (aufgrund des kleinen Displays etwas umständlich) die Lautstärken der einzelnen Kanäle (Center, Rear, etc.) justiert werden. In der App fehlt diese Option bedauerlicherweise gänzlich.
Meine alten Subwoofer klangen „matschiger“, „brummender“ und weniger „exakt“. Hier hört sich ein Schuss auch sauber und kraftvoll an, wird nicht mit einem zusätzlichen rauschen begleitet. Der Sub lässt sich auf einer Skala von -6 bis +6 einstellen, wobei ich in meinem frei stehenden Hause meist auf +5 oder +6 gehe und die volle Wucht mit breitem Grinsen genieße.
Die Lautstärke der Dialoge war bei meinem vorherigen Setup ein Problem. Ich musste dort stets diverse Dynamik-Anpassungen („Dynamic Volume“) vornehmen, um ein brauchbares Ergebnis zu erhalten, doch bei der Samsung Soundbar war dies von Anfang an kein großes Thema. Ich hatte bei etlichen Filmen vielleicht 2-3 ältere Titel (klassisch Dolby Surround oder gar Stereo) dabei wo ich vom Surround-Modus auf „Standard“ wechselte und die Sprachverstärkung (App) aktiviert habe. Bei anderen Streifen hebt diese Verstärkung den Center-Kanal aber dermaßen unnatürlich an (und senkt wahrscheinlich auch Raumklang-Effekte), dass ich diese Funktion nicht verwende. Stimmen klangen sehr künstlich und deren Lautstärke variierte mitunter ständig.
Enttäuscht war ich eigentlich nur bei der reinen Musikwiedergabe bzw. dem Abspielen von Konzert-DVDs oder Blu-Rays. Hier wirkte der Raumklang störend (Hallen) und die Dialoge/Gesänge waren leise und schlecht verständlich. Überhaupt wiesen die Tracks keine echte Dynamik (Bass, Höhen) auf und selbst meine kleine Bluetooth-Box für unterwegs hat da mehr Pepp zu bieten. Interessanteweise war der Ton von Musik-Streifen absolut in Ordnung. Hier waren die Dolby Digital bzw. DTS-Spuren deutlich besser für das Heimkino optimiert und der Klang so toll wie bei normalen Spielfilmen. Achja, die Konzertaufnahmen waren grundsätzlich in Ordnung, auf dem alten AVR konnten sie stellenweise sogar für Gänsehaut sorgen – bei der Soundbar blieb nur ein laues Lüftchen.
Positiv
- herausragender Klang bei Filmen und Spielen
- gute Sprachverständlichkeit auch ohne extra Dialogverstärkung
- brachialer Bass, der das Wohnzimmer zum Beben bringt
- Durchschleifen von 4k bei 60Hz und HDR kein Problem (außer bei zwei 4k Blu-Ray Playern an den Beamer)
- einfacher Aufbau
- nette Design mit Stoffüberzug
- vergleichsweise viele Anschlüsse (2x HDMI-In!)
- einfache Einmessung per App
- einfache Bedienung der Grundfunktionen
- problemlose Verwendung von Universalfernbedienungen
Neutral
- Klang bei Musik nur okay
- Dialogverstärkung sorgt für unnatürliche Tonwiedergabe
- Display zeigt nicht immer den aktuellen Signalmodus (DTS, Atmos, etc.) an
- App zeigt auch nicht den aktuellen Signalmodus an (nur die abspielende Quelle, wie z.B. HDMI1)
- Q-Symphony (Zuhilfenahme der TV-Lautsprecher) funktioniert nur mit kompatiblen Samsung-Fernsehern
- schleift im ausgeschalten Zustand keine Signale durch (also bleibt die Bar auch beim Gaming mit dem Headset eingeschaltet, damit es ein Bild auf dem Schirm gibt)
Negativ
- bei mir: kein durchgeschleiftes 4k-Bild von zwei Playern an den Beamer
- Display am Gerät viel zu klein
- kein OnScreen-Display auf dem TV
- in der APP fehlen viele Einstellmöglichkeiten
- Einstellmöglichkeiten (u.A. Equalizer) grundsätzlich sehr gering
- Stoffbezug sehr schmutzanfällig
- Subwoofer sehr kratzanfällig
- bei mir: schaltet sich beim TV-schauen (optischer Eingang) in unregelmäßigen Abständen (ca. 15-20 Minuten) hin und wieder einfach aus
Fazit
Nach rund einem Jahr bin ich trotz einiger Mängel durchaus zufrieden mit dieser Soundbar. Sie klang im Auslieferungszustand (nur Bar und Subwoofer) bereits sehr gut, doch nachdem ich mit knirschenden Zähnen in die rückseitigen Lautsprecher (immerhin noch einmal knapp 250 Euro on-Top) investiert habe, war der alte AVR nach kurzer Zeit endgültig Geschichte.
In voller Ausbaustufe (also Bar, Sub und Rear-Lautsprecher) mutiert das System zu einem beachtlichen Konkurrenten für ausgewachsene Setups und stellt selbst den gehobenen Anspruch (wie bei mir) zufrieden. Der Sound ist erstklassig, die Räumlichkeit (nur dank der enorm wichtigen hintern Lautsprecher) deutlich zu vernehmen.
Zwar bin ich nicht wirklich audiophil, kenne mich mit Fachbegriffen, dem Einmessen von Räumen und dem Trennen von Frequenzen nur oberflächlich aus – aber das ist hier bei der Q900 sowieso kein Thema mehr. Sicherlich sind die Einstellmöglichkeiten arg beschränkt, doch rasch gewöhnt sich der langjährige AVR-User an den neuen Minimalismus und muss sich aufgrund der Soundqualität zum Glück keinen Kopf zerbrechen.
Die Soundbar spielt bei Filmen und Spielen so richtig auf, begeistert mit gewaltigen Bass und einem tollen Mittendrin-Gefühl sofern die hinteren Lautsprecher installiert wurden. Manchmal fehlt mir zwar der Klang von Oben (altes Setup mit Atmos-Lausprechern), doch um ehrlich zu sein gab es damals nur wenig Quellmaterial, die dies auch konsequent ausgenutzt/umgesetzt hat und fast immer eine entsprechende Automatik laufen musste. Ansonsten erschrecke ich mich (grade beim Gaming) hin und wieder über Geräusche, die von den Wänden abprallen und tatsächlich von dem Seiten des Wohnzimmers zu verorten sind.
Da ich extrem wenig Musik im Wohnzimmer höre, ist die hier eher mittelprächtige Wiedergabe kein großer Minuspunkt. Ich habe mich bei der ein oder anderen Konzert-DVD/Blu-Ray („Ärzte“, „Rammstein“, „Onkelz“) schon ein wenig geärgert, aber immerhin ist ja der Sound bei den Filmen (da auch Musicals wie „Evita“ oder „Das Phantom der Oper“) ziemlich genial. Sind wohl doch ganz andere Abmischungen und somit ein Unterschied wie Tag und Nacht. Alexa und Co. setze ich nicht ein, kann daher auch nichts zu deren Zuverlässigkeit (hier soll es ja Probleme geben) sagen.
Jedes System hat Stärken und Schwächen. Für mich haben Soundbars im Laufe der letzten Jahre unerwartet viel an Klang und simulierter Räumlichkeit zugelegt, im Zusammenspiel mit rückseitigen Lautsprechern nun tatsächlich mein vorheriges 9.1 Setup komplett abgelöst. Zwar fehlt mir manchmal die heftigere Immersion, doch um ehrlich zu sein hat mich das „Grundrauschen“ von allen Seiten vorher auch manchmal etwas gestört. Gerade bei ruhigeren Filmen waren die Hintergrundgeräusche (Rascheln von Blättern, Wind, Regen etc.) durchaus anstrengend – was nicht heißt, dass die Q900 diese Räumlichkeit nicht sehr gut darstellen kann. Sie ist nur anders. Weniger präsent, aber irgendwie exakter wo es drauf ankommt und nicht ständig im „Rausch-Modus“. Die Samsung performt hier viel angenehmer und klarer – was besonders auch auf den Bass zutrifft. So fein und exakt konnte ich einen Subwoofer bisher noch nie einstellen und auch die allgemeine Sprachverständlichkeit ist gegenüber meinen vorherigen Boliden (und unterschiedlichen Center-Lautsprechern) viel besser geworden.
Nach einigen Fehlversuchen (bei denen es vor allem bei Bass und rückwertigen Klang gefehlt hat), bin ich mit der Samsung Q900 endlich glücklich geworden. Die Abstriche (Musik, wenig Anpassungsmöglichkeiten) sind für mich in Ordnung, auch wenn sie für andere User echte vielleicht Show-Stopper sind. Filme (natürlich auch Serien) und Gaming machen mit der Soundbar wirklich Spaß und vor allem der grandiose „Bumms“ sorgt immer wieder für ein breites Grinsen im Gesicht. Ohne Rear-Lautsprecher war das Setup gut, mit der zusätzlichen Anschaffung dann auch eine richtige Empfehlung wert.
Das Wohnzimmer ist übrigens zirka 3,5 auf 5 Meter groß – so als Orientierung für Raumabdeckung des Systems.
Experiment gelungen! Mit Subwoofer und Rear-Lautsprechern wurde die Soundbar ein vollwertiger Ersatz für den dicken AV-Receiver mitsamt seiner großen Anzahl an sperrigen Boxen.
Der Sound ist toll und die aufgeräumte Optik im Wohnzimmer zugleich eine echte Wohltat.
Fotocopyright: hard-boiled-movies.de
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