Inhalt

Berlin im Hochsommer 2003. Lukas und seine Freunde schwänzen wieder einmal die Schule und geraten mit anderen Gangs aneinander. Am Ende stehen sie mit Schulden und einem knappen Zeitlimit zum Beschaffen der Kohle da. Kurzerhand beschließen sie einen folgeschweren Einbruch durchzuziehen…

Fazit

Die Bewertungen (besonders bei einem großen Versandhändler) könnten unterschiedlicher kaum sein und das Ergebnis bestätigt dies. „Sonne und Beton“ ist kontrovers, damit sicherlich nicht jedermanns Ding – aber unterm Strich ein recht guter Film, dessen bekannte Buchvorlage mir leider bisher entgangen ist und so keine Vergleiche gezogen werden können.

Die Geschichte war authentisch, wirkte wirklich wie aus dem Leben gegriffen und spannend erzählt. Durch viele kleine Details (Handys, Mode, etc.) wurde die Vergangenheit zudem anschaulich präsentiert und das Abtauchen fiel (trotz diverser sprachlicher Hürden – ich sag nur: Jugendsprache) sehr leicht. Auch wenn man glücklicherweise in anderen Verhältnissen aufwuchs, kann man sich gut mit Lukas und seinen Kollegen identifizieren, zumindest deren Sorgen, Nöte und Träume verstehen.

Der Erzählfluss war ausgezeichnet und trotz knapper zwei Stunden Laufzeit nie langweilig. Auf dem Schirm war immer etwas los und sie gewisse Unvorhersehbarkeit der Handlung sorgte stets für hohe Aufmerksamkeit. Man wollte eigentlich immer wissen, wie es weitergeht und vor allem wie die Jungs noch einmal ihren Kopf aus der Schlinge ziehen. Dabei ging es in schönem Tempo stets auf und ab – ein echtes Wechselbad der Gefühle mit hohem Unterhaltungswert.

Optisch war der Streifen zunächst gewöhnungsbedürftig. Hat man sich an die grellen, stark gefilterten Bilder jedoch gewöhnt, kommt gerade das sommerliche Setting hervorragend rüber und man stört sich gar nicht mehr an diesem Stilmittel. Direkt gefällig und richtig genial allerdings der Soundtrack. Der überwiegend deutsche Rap passt hervorragend zum Szenario und umschrieb so manche Situation einfach klasse.

Viel kritisiert wurden die Darsteller bzw. deren Spiel. In meinen Augen war der Cast jedoch äußerst gelungen und die größtenteils jungen Akteure haben ihre Arbeit ganz hervorragend und glaubwürdig erledigt. Auch wenn mancher Moment/Dialog vielleicht einen Ticken drüber war, vermag ich den Kerlen nichts anzukreiden und lobe ihre Natürlichkeit. In kleinen Nebenrollen kamen immerhin ein paar bekanntere Gesichter zum Zuge, die schon in anderen Projekten (z.B. Gerdy Zint in „Kriegerin“) mit Regisseur David Wnendt zusammengearbeitet haben.

„Sonne und Beton“ schockiert in seinen heftigen Momenten mehr als jeder Horrorfilm in der letzten Zeit und zeigt mit drastischen Einblicken die Welt einer scheinbar verlorenen Jugend auf. Zwar kenne ich die Vorlage von Autor und Comedian Felix Lobrecht noch nicht, attestiere hier aber einfach mal eine gelungene Umsetzung der brisanten Thematik. Trotz Schlag in die Magengrube gefiel mir stets die mehr oder weniger unterschwellige Aussicht auf Hoffnung und das sehr versöhnliche und dennoch nicht mit dem Rest brechende Finale. Unterm Strich eine wirklich sehenswerte Milieustudie mit Herz, Schmerz und ungeschönter Schönheit. Geht unter die Haut. Empfehlung!

7,5/10

Fotocopyright: Constantin Film (Universal Pictures)