Inhalt

Oklahoma in den 1920iger Jahren. Eine brutale Mordserie verunsichert die indianische Bevölkerung und die Empörung ist groß. Eine Delegation reist nach Washington, um dort Hilfe anzufordern. Als dann endlich Agenten vom „Bureau of Investigation“ anrücken, wird die Unsicherheit bei den Tätern groß und jeder versucht seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen…

Fazit

Bei den Namen Martin Scorsese, Leonardo DiCaprio und Robert De Niro und der epischen Laufzeit von knapp 3,5 Stunden wurde ich schon früh hellhörig. Für das Kino war mir das Epos dann aber doch etwas zu lang und umso größer die Freude, dass uns dieses verfrühte Weihnachtsgeschenk (der Stream bei Apple) bereits Anfang Dezember serviert wurde. Ich konnte mir die Zeit nehmen, den Streifen an zwei Abenden gemütlich vom heimischen Bett anschauen und schließe mich am Ende dem Tenor der überwiegend positiven Stimmen friedfertig an.

„Killers of Flower Moon“ war ein gut gefilmtes und prächtig besetztes Werk mit Tiefgang und einer jeder Filme, die nach der Sichtung noch weiterhin mit der Materie beschäftigen lassen. Auch wenn der Streifen beinahe den Look eines Western innehat, so verdreht waren hier die Rollen und der Zuschauer bedufte kleiner Eingewöhnung – die uns dann eher ruhigem Start auch prima gelang.

Der Film nahm sich Zeit, machte uns gemächlich (aber nie langweilig) mit Figuren und Szenario bekannt, vermittelte uns rasch wie der Hase läuft. Zwar sind auch hier die Ureinwohner in der klaren Opferrolle, doch eher wohlhabende Geschäftsmänner und nicht in der Rolle der „Vertriebenen“, wie es an anderer Stelle oftmals vermittelt wurde. Diese Umkehr der Rollen relativierte die verübten Taten sicherlich nicht, gaben aber ein besseres Verständnis für die Gesamtlage.

Das Geschehen war sehr Dialoglastig und erforderte hin und wieder durchaus Konzentration, was ihn nicht zu einem „Snack für Nebenbei“ macht und dem Inhalt auch nicht gerecht würde. Man schmiss zuweilen wild mit Namen umher, doch aufmerksame Betrachter haben hier kein größere Probleme zu folgen. Witzig übrigens auch der Abspann: statt sich mit umfangreichen Texttafeln zu verabschieden, werden hier die weiteren Schicksale der Hauptcharaktere wie ein Hörspiel erzählt und auch hier funktioniert die Zuordnung der einzelnen Personen überraschend einfach. Witzige Idee also.

DiCaprio und vor allem seine Filmpartnerin Lily Gladstone spielten herausragend und gaben damit ihre Bewerbung für die Nominierung zum Oscar ab. Es machte Spaß den Beiden bei ihrem intensiven Spiel beizuwohnen und auch die Auftritte von Altmeister De Niro erwärmten immer wieder das Herz. Er gab seiner fiesen Figur ordentlich Kontur und einen gewissen Stil. Technisch konnte man ebenfalls Nichts kritisieren. Der Streifen besaß (wie bereits erwähnt) einen gewissen „Western-Look“, der mit leicht blassen Farben und eher ruhigen Schnitten und Übergängen untermauert wurde. Der Soundtrack war vergleichsweise dezent und damit nicht störend.

Da der Titel schon früh im Streaming erscheint, vermute ich leider keinen allzu großen Erfolg in der dem Projekt. Ich habe zwar einige Zahlen gesehen, kenne mich aber nicht so gut aus, um diese final zu beurteilen. Zu den Produktionskosten kommen schließlich noch das Marketing und andere Posten hinzu. Aufgrund der unbequemen Thematik und der überlangen Laufzeit habe ich ehrlich gesagt mit keinem anderen Ergebnis gerechnet, war über die mutige und konsequente Umsetzung dennoch sehr froh. Scorsese präsentiert uns hier einen interessanten und vor allem jederzeit sehenswerten Geschichtsunterricht mit eigentlich Allem, was dazu gehört; Trotz Überlänge nie langweilig, mit einer ausgewogenen Mischung aus Drama und Action – und nicht zuletzt bis in die kleinste Rollen perfekt besetzte Darsteller mit Spaß an ihrer Arbeit. Für mich unterm Strich nicht so überwältigend wie ein „Oppenheimer“, aber sicherlich einer der besseren Filme des Jahres und auf jeden Fall eine Empfehlung wert.

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