Filmbesprechungen

The Wanderers

Aufgrund aktueller Sichtung wurde dieses Review aus dem Archiv übernommen und hier sauber formatiert. Möglichweise wurden einige Passagen überarbeitet und die Wertung nach aktuellen Maßstäben noch einmal korrigiert.

Inhalt

Schon in den 60er Jahren ist das amerikanische Jugendbild geprägt von Gangs, die sich durch ihren Kleidungsstil oder Haarschnitt eindeutig zuordnen lassen. “The Wanderers” beleuchtet das Leben einiger Jugendlicher, die aus italienischen Einwandererfamilien stammen und in einfachen Verhältnissen leben.
Ihr Alltag ist geprägt von Auseinandersetzungen mit anderen Banden, dem Stress in der Schule und der eigenen Loyalität zueinander. Locker – aber nicht ganz ohne Schicksalsschläge – beobachten wir das Leben von Perry, Richy und ihren Wanderers…

Fazit

Oftmals wird das Wort „Kult“ leichtfertig verwendet, doch „The Wanderers“ lässt sich gar nicht anders umschreiben. Nach all den Jahren fasziniert das Werk noch wie am ersten Tag und beschert noch immer gute Laune.

Die Geschichte mag auf den ersten Blick nicht sonderlich originell wirken, doch besitzt das Teil seinen eigenen, unvergleichbaren Charme. Die damalige Zeit wird ausgezeichnet abgebildet und kleinere Eckpfeiler (z. B. der Tod von JFK) sorgen für einen authentischen Touch. So verläuft sich das Geschehen nie in eine zu fiktive Welt und bleibt glaubhaft. Zusammen mit den gut aufgelegten Darstellern und der hitverdächtigen Musik kommt Laune und gutes Feeling auf. Egal ob nun Hits von Bob Dylan – oder das Titellied „I am a Wanderer“ – alles passt in die Filmzeit und wurde sorgfältig ausgewählt. Ich habe mir sogar in einem großen Auktionshaus den Soundtrack ersteigert, obwohl meine Eltern die alten Hits bestimmt noch verteilt auf diversen CDs besitzen.

Auch wenn die Inszenierung nicht immer realistisch ist, so nachvollziehbar sind die Probleme der durchwegs sympathischen Figuren. Jeder hat seine eigenen Probleme, die uneingeschränkt verständlich sind. Sei es nun die Schwangerschaft der Freundin (und die daraus resultierenden Verpflichtungen) oder das Hadern zwischen verschiedenen Jugendgruppierungen zu stehen. Alles ist anschaulich und unterhaltsam erzählt, ohne dabei die moralische Keule auszupacken. Zu keiner Zeit wirkt man zu lehrerhaft und bildet wertfrei den Alltag der Jugendlichen ab. Klar ist manch Darstellung/Charakterzeichnung etwas überspitzt, aber das tut dem Spaß keinen Abbruch.

Die Riege der Akteure ist bunt gemischt. Nicht jeder mag alle Namen kennen, doch ihr Spiel ist routiniert und stets gefällig. Die unterschiedlichen Gruppierungen werden von der “Glatzkopfbande” bis zu den Wanderers selbst erstklassig vertreten. Vielleicht blieb man bei der Abbildung nicht ganz frei von Klischees, aber das ist gar nicht schlimm.

Mit den Wanderers ist Philip Kaufman ein großer Wurf gelungen, der ähnlich wie guter Wein mit jedem Jahr noch besser wird. Kaum ein anderer Film lässt einen so perfekt in die Vergangenheit eintauchen, was an der netten Geschichte und der erstklassigen musikalischen Begleitung liegt. Wer nur ansatzweise etwas mit dem Thema anfangen kann und den Streifen noch nicht kennt, sollte dies unverzüglich nachholen. Sicherlich mag er den einen oder anderen kalt lassen, doch ich konnte mich dem Teil einfach nicht entziehen und denke noch gern an die grandiosen Momente, während ich die Melodien pfeife.

Kurz: ein Film, der immer wieder für gute Stimmung sorgt und in regelmäßigen Abständen über meinen Bildschirm flackern muss. „The Wanderers“ ist Kult und weckt bei vielen Betrachtern bestimmt die ein oder andere Erinnerung. Ich singe jetzt noch ein bisschen das Titellied und beende das Review damit.

10/10

Fotocopyright: PLAION PICTURES

Betreiber von hard-boiled-movies.de

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert