Inhalt

Studentin Luisa möchte politisch aktiver werden. Zwar beteiligt sie sich an Tortenwurfaktionen ihrer Mitstreiter, doch schon bald ist dies nicht mehr genug. Durch den charismatischen Alfa findet sie Spaß an der Gewalt für die scheinbar gute Sache und damit endlich ein passendes Ventil, um aus dem spießigen Bürgertum zu entkommen…

Fazit

„Und Morgen die ganze Welt“ (eine Anspielung auf ein bekanntes Lied aus vergangenen Tagen) behandelt ein schwieriges und wahrscheinlich auch nicht für Jedermann greifbares Thema. Grundsätzlich konnte ich mich schon ein stückweit ins Szenario hineindenken, doch einige „Designentscheidungen“ verhagelten immer mal wieder die zuweilen richtig guten Ansätze.

Mag sein, dass der Titel zumindest streckenweise auf wahren Begebenheiten beruht, doch manchmal fiel das Folgen der Aktionen unserer Figuren ziemlich schwer. Vor allem Luisa nahm man nicht alles ab. Sie wirkt auf der einen Seite recht schlau und gebildet, lässt sich dann aber ziemlich schnell auf Gewaltexzesse und blinde Zerstörung ein. Mag auch sein, dass man gerade diesen Kontrast deutlich hervorheben wollte, aber zumindest vom Schauspiel her ist diese Wandlung nicht immer geschickt an den Mann gebracht worden.

Mala Emde wirkt selbst in heiteren Momenten immer so, als würde sie gleich anfangen zu weinen – und fand ich in Kombination mit Ihrer Rolle nicht immer einfach einzuordnen oder gar leicht irritierend. Ihr starker Ausdruck sprach Bände, aber manchmal wollte er einfach nicht zu den grundsätzlich sehr elegant gefilmten Bildern passen und den Betrachter mitunter leicht verunsichern. Ihre Mitstreiter hingegen waren frisch, motiviert und wesentlich leichter einzuschätzen.

So brisant der Inhalt, so kurzweilig und spannend der Verlauf. Es geht stets ordentlich voran und Längen waren kaum zu verzeichnen. Alles wirkte schön kompakt, hatte einen guten Auftakt, einen temporeichen Mittelteil, aber leider nur ein teilweise befriedigendes Finale. Man schien auf einen anderen Ausgang abzuzielen, um dann doch wieder ein Schwenk zu machen und den eingeschlagenen Pfad noch einmal zu verlassen. Letztlich blieb sogar die strittige Aussage, seine Meinung durchaus mit Gewalt verteidigen zu dürfen – mitsamt einem heftigen Angriff auf die Staatsgewalt. Mutig und freiheraus gedacht, aber vielleicht auch eine gefährliche Rechtfertigung für Taten mancher Personengruppen.

„Und Morgen die ganze Welt“ hat Macken und teilweise Probleme beim Mitnehmen des Betrachters, ist aber unterm Strich doch relativ sehenswert und weitestgehend kurzweilig. Er war ein angenehmer Kontrast zur Gegenseite, die gefühlt wesentlich öfter – ebenfalls mehr oder weniger klischeebeladen – skizziert wird und allein deshalb einen genaueren Blick wert. Ein paar Ungereimtheiten und der Abschluss haben mir nicht geschmeckt, doch insgesamt überwog der positive Eindruck. Man kann Julia von Heinz sicherlich Einiges vorwerfen, doch dieses Werk wirkt ehrlich und durch Ihre eigene Erfahrungen geprägt. Aufgrund mangelnder Alternativen sowieso Pflicht für alle auch nur ansatzweise Interessierten.

7/10

Fotocopyright: Alamode Film