Inhalt
Im Grunde ist Künstler Baal kein angenehmer Mensch, doch seine Lyrik kann immer wieder die Aufmerksamkeit auf seine Person lenken. Mit Worten macht er jede Frau gefügig, lehnt jedoch zugleich eine lukrative Vermarktung durch große Verlagshäuser ab. Erst ist sein eigener Herr, auch wenn er damit regelmäßig anstößt…
Fazit
Schon länger stand dieses Werk auf meiner „Anschauliste“, doch bisher konnte ich mich nicht dazu aufraffen. Ich wusste um das Thema, schwierige Dialoge und ganz viel Experimentierwillen der damaligen Epoche. Hier hat zwar Fassbinder die Regie nicht persönlich übernommen, doch durch seine enorme Präsenz wirkt „Baal“ trotzdem wie eine seiner eigenwilligen Kreationen – mit Allem, was dazu gehört.
Der Film ist in mehrere Akte unterteilt, wobei diese eher einfache Schauplatzwechsel, statt verschiedene Handlungsstränge markieren. Dabei springt gleich die – für aktuelle Verhältnisse – ungewohnt Optik ins Auge. Mit seltsamen Kameraeinstellungen, hektischen Übergängen und nahezu psychodelischen Filtern setzt Schlöndorff eigene Akzente und sorgt für eine unwirkliche Aufmachung.
Technisch und vom Spiel der Darsteller bewegt sich der Titel dann zwischen Fernsehfilm und Theaterstück. Schlecht zusammensetzte Szenen, sprechend oder halb singend vorgetragene Zeilen mit einer Betonung, wie sie nur im O-Ton funktionieren konnten, muten komisch an. Witzigerweise erhöht dies aber auch die Aufmerksamkeit beim Betrachter und baut so langsam einen undefinierbaren Sog auf.
Die Handlung zu umschrieben fällt dagegen schwer. Manchmal scheint der Verlauf etwas sinnfrei zusammengewürfelt und manchmal wieder so tiefgründig, dass man nicht alle Anspielungen versteht. Ich hatte immer Angst, etwas Existentielles zu verpassen und so verborgene Stärken nicht zu erblicken. Mag komisch klingen, doch letztlich ist man ja von einem Werk mit Anspruch ausgegangen.
Zu keiner Zeit habe mich bei „Baal“ so richtig wohl gefühlt und konnte auch nie richtig in das Geschehen einsteigen – und dennoch fällt mein Eindruck von diesem vermeintlichen Kunstwert gar nicht übel aus. Der Streifen hatte irgendwas Ungewöhnliches, etwas Besonderes an sich und so waren die knapp 90 Minuten keine vergeudete Zeit. Von einer erneuten Sichtung werde ich sicherlich erst einmal Abstand nehmen, doch bereut habe ich diese Erfahrung nicht.
6/10
Fotocopyright: Weltkino Filmverleih GmbH (Vertrieb LEONINE)
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