Einleitung

Als Fan alter Arcade Klassiker, habe ich immer ein offenes Auge für neue Hardware und deren Emulationsmöglichkeiten. Per Zufall bin ich bei YouTube über die „Pandora Box DX Mini Arcade“ gestoßen und habe zu einem Preis von knapp 120 Euro einfach mal zugeschlagen.

Lieferumfang & erster Eindruck

Das Teil kommt in einem schlichten, aber robustem Pappkarton mit chinesischen Texten bedruckt.

Im Lieferumfang befindet sich das Gerät an sich, ein Netzteil (mit viel zu kurzem Kabel), ein leerer 32 GB USB-Stick und ein Handbuch. Zusätzliche Funk-Controller (wie bei anderen YouTubern) waren leider nicht enthalten.

Hier das Gerät in voller Pracht. Die Kürze des Netzkabels lässt sich wohl erahnen.

Auf der Rückseite befindet sich der Ein-/Ausschalter, der Stromanschluss, ein Laustärkenregler, ein Audio-Ausgang, der HDMI-Ausgang und eine Taste um jederzeit in das umfangreiche Einstellungsmenü zu gelangen.

Seitlich befinden sich zwei USB-Anschlüsse, an denen USB-Sticks (mit Roms) und/oder weitere Eingabegeräte angeschlossen werden können.

Auf der Unterseite (bei mir fehlt ein Füßchen) gibt es nicht viel zu sehen. Hinter der präsenten Klappe verbirgt sich Nichts. Vielleicht war hier mal ein Akku-Pack für die mobile Verwendung angedacht. Die ungünstig angebrachten Lautsprecherausgänge werden bei Benutzung auf der Couch oder dem Schoss leicht verdeckt und der Ton wirkt hierdurch dann extrem leise. Schade, da die Teile sonst eine überraschend gute Qualität aufweisen.

Das (englische) Handbuch ist prinzipiell gut gemacht. Die Seiten sind dick und der farbige Druck sehr ordentlich. Leider geben die umfangreichen Ausführen keine Informationen über die notwenigen Ordnerstrukturen auf dem USB-Stick, so dass man zwingend auf Information des Verkäufers oder Recherchen im Internet angewiesen ist.

Einrichtung & Inbetriebnahme

Verständlicherweise kommt das Gerät aus Copyrightgründen ohne Spiele daher. Dem Paket liegt allerdings eine Karte mit der Kontaktadresse des Verkäufers bei, der nach Anforderung einen Downloadlink zukommen lässt. Da ich die Konsole allerdings an einem Samstag erhalten habe, war mit einer schnellen Antwort nicht zu rechnen und ich habe mich selbst ans Probieren gemacht. Wie bereits erwähnt war die Ordnerstruktur leider nicht im Handbuch dokumentiert und erste Versuche (einfach einen Ordner „roms“ erstellen und Dateien hineinkopieren), schlug fehl. Nach etwas Suche bin ich dann allerdings auf den notwendigen Download (inklusive der versprochenen 3.000 Spiele) gestoßen und dann war die Einrichtung kein Problem mehr. Da mir der mitgelieferte Stick zu weit aus dem Gerät heraussteht, habe ich einen vorhanden Mini-Stick verwendet.

Hie ein Screenshot der Ordnerstruktur. Die mitgelieferten Spiele befinden sich wie gedacht unter „roms“, jedoch sind die anderen Verzeichnisse zum Betrieb zwingend notwendig. Eigene Dateien können dann unter „roms_xyz“ abgelegt werden. Die vorinstallierten Spiele (exakt 3.000) belegen mit 27,6 GB eigentlich auch schon den gesamten Netto-Speicherplatz eines 32 GB Sticks (FAT32).

Nach die Hürde mit dem korrekten Befüllen des USB-Sticks gemeistert, erwartet uns nach einem ca. halbminütigen Bootvorgang ein aufgeräumtes Menü. Die einzelnen Titel können einzeln oder seitenweise durchgeblättert werden. Überdies kann nach Genre gefiltert oder Favoritenlisten angelegt werden.

Ausgewählte Spiele benötigen nach Start noch ein paar Sekunden, bis es losgeht. Auf dem Screenshot erkennt man hoffentlich das „Clouding“ meines Displays. Es ist zwar nur bei dunklen/schwarzen Inhalten zu sehen, dafür aber sehr deutlich.

Im laufenden Betrieb macht das 7″ Display Abseits des Clouding-Mankos aber einen sehr guten Eindruck. Die Helligkeit ist super, die Farben wunderbar knackig und die Schärfe einwandfrei. Die Ausgange am 4k-TV ist aufgrund der Auflösungsunterschiede natürlich etwas verschwommen, aber okay.

Performance

Die Box emuliert verschiedene Systeme, von der Spielhalle, über ältere Heimkonsolen (NES, SNES, MegaDrive), bis zur Playstation 1. Die Emulation bei allen bisher getesteten Spielen war extrem gut. Kein Rucklen (außer an den Stellen, bei denen es im Original so ist – Beispiel „Metal Slug“) und bislang auch kein Tearing – jeder auf dem integrierten Schirm, noch am TV. Die Ladezeiten (gerade bei den PSX-Titeln) sind kurz, wobei dies auch vom verwendeten Stick abhängen könnte.

Ein Patzer erlaubt sich die Pandora jedoch bei der Steuerung. Die Tasten scheinen je nach Emulator, sogar je nach Spiel völlig willkürlich belegt zu sein. Dies lässt sich zwar (sogar auch je Spiel) in den Einstellungen ändern, jedoch nervt das wilde Gewürfel enorm. Erfreulich allerdings, dass fremde USB-Controller (getestet habe ich den klassische XBOX360 Controller und ein NeoGeo Mini Controller) und das Handling war (abgesehen von den ebenfalls undefinierten Tastenzuordnungen) prima. Grade das NeoGeo Pad unterstreicht das Arcade-Feeling.

Positiv

  • umfangreiche Spieleauswahl
  • hervorragende Spieleauswahl
  • einwandfreie Emulation (auch der 3D-Titel)
  • gute Eingabegeräte
  • Verwendung anderer Controller möglich
  • TV-Ausgang
  • brauchbare Lautsprecher
  • grundsätzlich schönes Handbuch

Neutral

  • mittelprächtige Haptik
  • karge Optik
  • Blickwinkelabhänigkeit beim Display
  • zusätzlicher Download der Spiele erforderlich

Negativ

  • Clouding bei Display
  • willkürliche Buttonbelegung je Spiel
  • keine Spiele vorinstalliert bzw. Downloadlink nicht direkt mitgeliefert.
  • keine Dokumentation über Ordnerstruktur
  • kurzes Netzkabel
  • beiliegender Stick steht zu weit aus dem Gerät heraus

Fazit

Mit der Pandora Box DX Mini Arcade Machine gehen trotz kleiner Macken Träume in Erfüllung. Über die karge Optik und das viel zu kurze Netzkabel kann man sich streiten, doch bei der Emulation sämtlicher Systeme leistet sich das Teil sich keine Patzer und der Funfaktor ist hoch.

Sicherlich sind einige Titel mehrfach enthalten, doch für mich als Sammler sind selbst die minimal abweichenden Varianten höchst interessant zu begutachten und somit herzlich willkommen. Hauptsache es sind alle wichtigen Spielereihen („Mortal Kombat“, „Street Fighter“, „Metal Slug“, etc.) enthalten und die Emulation ist hervorragend. Im Gegensatz zu einigen Reviews hatte ich keine Schlieren oder ungewollte Ruckler. Die Ladezeiten waren stets zügig – was wohl alles auch vom verwendeten Stick abhängig sein könnte. Da mir der mitgelieferte Stick zu weit aus dem Gerät ragt, habe ich einen vorhandenen Micro-Stick verwendet.

Das integrierte Display mag seine Schwächen bei dunklen Bildschirminhalten wie Ladescreens besitzen und leicht blickwinkelabhängig sein, doch seine scharfe Darstellung und die knackigen Farben begeistern beim Zocken wiederum. Die TV-Ausgabe (720p) ist in Ordnung. Leider muss der Ton der soliden integrierten Lautsprecher in den Optionen abgestellt werden, damit es keine Doppel-Beschallung gibt.

Im Gegensatz zu einigen YouTubern waren zwar keine zusätzlichen Controller im Lieferumfang enthalten, aber vorhandene Eingabegeräte (wie das bewährte XBOX360 Gamepad) funktionieren auf Anhieb einwandfrei. Leider ist auch hier die Tastenbelegung (wie beim qualitativ ordentlichen Stick und den brauchbaren Buttons) zuweilen recht willkürlich und sogar je Spiel abweichend. Dies kann man in den Optionen umkonfigurieren, nervig ist es trotzdem.

Da ich das Teil an einem Samstag erhalten habe, konnte der Verkäufer mir bislang noch keinen Download-Link für die Spiele zukommen lassen (es sind aus verständlichen Copyrightgründen keinerlei Titel vorinstalliert!), doch nach etwas Recherche findet man das benötigte Paket auch so im Internet. Ist die Hürde genommen steht dem Vergnügen aber nichts mehr im Weg.

Für mich war dieses Gerät ein lohnenswerter Kauf und gerne spreche ich dafür auch eine Empfehlung aus. Rechtlich mag man sich abermals in einer Grauzone befinden und jeder sollte sich über diesen Aspekt im Klaren sein.

Fotocopyright: hard-boiled-movies.de