Inhalt
Nach einer durchwachsenen Party schläft eine junge Dame an einer U-Bahn-Station ein und erwacht erst, nachdem der Verkehrsbetrieb geschlossen hat und sämtliche Ausgänge verschlossen sind. Planlos irrt sie umher, bis sie erst ein bekanntes Gesicht und danach eine sonderbare Kreatur erblickt…
Fazit
Für die Einen einer der besten Horrorfilme überhaupt, für mich bestenfalls gehobener Durchschnitt. „Creep“ punktet mit einem interessanten Setting, welches auch mit einfachen Mitteln überzeugend abgelichtet wurde, verlor aber Punkte vor allem bei seiner Logik.
Bei einer guten Inszenierung und einem kurzweiligen verlauf schaue ich gerne einmal über kleinere Mängel hinweg, doch die durchaus vorhandenen Stärken von „Creep“ konnte nicht über einige stets im Hinterkopf agierende Dinge hinwegschauen lassen.
Zunächst habe ich mich gefragt, welche U-Bahn in welcher größeren Stadt (in diesem Falle wahrscheinlich London) ihren Betrieb einstellt oder nicht zumindest einmal Putzpersonal oder Security durch die nächtlichen Gänge flankieren lässt. Außerdem taucht da plötzlich ein Typ auf, der irgendwie Kontrolle über eine Bahn übernehmen konnte und ausgerechnet unsere Kate versucht damit zu beeindrucken.
Von solch unglaubwürdigen Elementen aber mal abgesehen, besaß der Streifen eine herrlich düstere Atmosphäre und einen wirklich hübsch entstellten Widersacher, der weniger eindimensional als bei manch Mitbewerbern daher kam. Zudem bekam die Kreatur auch ein wenig mehr Screentime, weshalb sich nicht zu viel an Schauspielchen nur im Kopf abspielen musste.
Der Härtegrad war für eine 16er Freigabe recht hoch, was vor knapp 20 Jahren bei Erstveröffentlichung schon ein kleines Novum war. Heute sind wir andere Gewaltkaliber gewohnt, aber damals war der Index mit wesentlich harmloseren Vertretern noch gut besucht.
Franka Potente hat ihren Job gut erledigt, wobei die mittelprächtige deutsche Synchronfassung ein wenig an der Stimmung nagte. Sie hat sich zwar selbst vertont, doch Emotionen und Kulisse kamen nicht allzu authentisch rüber, Studiosynchronisation eben.
„Creep“ ist ein kleiner, aber feiner Horrorstreifen – der mit einem guten Gewissen an Genrefreunde empfohlen werden kann, letztlich aber nicht über das Mittelmaß hinausreicht. Für eine höhere Bewertung waren die Innovationen zu gering und die Lücken im Storytelling zu gravierend.
6/10
Fotocopyright: Busch Media Group