Inhalt

Nach einem feuchtfröhlichen Abend mit seinen Kollegen, macht es sich Sang-Hoon auf dem Sofa seiner neuen Wohnung gemütlich. Schreie reißen ihn jedoch aus dem Halbschlaf und an seinem Fenster wird er Zeuge eines kaltblütigen Mordes. Am nächsten Tag beginnt die Polizei mit ihren Ermittlungen und befragt die Anwohner, doch unser Zeuge schweigt beharrlich und fürchtet um das Leben seiner Familie…

Fazit

Das berümte „Fenster zum Hof“ musste schon des Öfteren eine Inspirationsquelle für Filmemacher herhalten und nun haben sich auch die Koreaner an dessen noch immer recht interessanten Grundprinzip bedient und eine nicht minder spannende Neuinterpretation abgeliefert.

Zu Begin fiel natürlich direkt der hochwertige „Korea-Look“ ins Auge, der uns den Einstieg extrem einfach gestaltete und richtig Bock auf das Werk entfachen ließ. Der Zuschauer war sofort bei der Sache und tauchte problemlos im Geschehen ab – welches mit seiner ersten Hatz auch sogleich recht spannend begann und alle Aufmerksamkeit auf sich zog.

Wie unser Hauptdarsteller zum Zeuge des Mordes wurde, wurde anschaulich und prima nachvollziehbar in Szene gesetzt, ebenso sein weiteres Verhalten, auch den Behörden gegenüber. Man konnte sich gut in die Figur hineindenken und seine Entscheidungen verstehen – auch wenn man sie nicht immer gutheißen konnte.

Der Fokus des Werkes lag also weniger auf der Identifikation des skrupellosen Täters, sondern vielmehr auf dem zuweilen äußerst unvorhersehbaren Agieren seines nächtlichen Beobachters. Der Plot ist kein übliches Katz- und Mausspiel, vielmehr geht es schon in Richtung einer Gesellschaftsstudie und deren moralischen Entscheidungen.

Wie weit darf man gehen, um seine eigene Familie zu schützen – und sollte man dabei weitere Attentate in Kauf nehmen? Dies wird vorbildlich und schmerzhaft nachvollziehbar von unseren ausgezeichnet agierenden Darstellern zum Besten gegeben und trägt ungemein zur dauerhaft unbehaglichen Atmosphäre bei – die in meinen Augen den größten Pluspunkt an diesem Film darstellt.

Obwohl es hin und wieder kleinere Längen gab, blieb man am Ball. Zwar konnte man sich ab einem gewissen Punkt den möglichen Ausgang erahnen, trotzdem wollte man sich weiterhin mit den Figuren beschäftigen und hoffte auf weitere Wendungen, von denen es schließlich ein paar ganz ausgezeichnete gab.

Zuletzt habe ich beim Review zu „Hard Hit“ angeführt, dass dieser das berühmte Rad nicht neu erfinde – und so ist es in Grundzügen auch bei diesem Thriller der Fall. Bis auf den groben Rahmen zeigt „The Witness“ aber genügend Eigeninitiative und verlagert inhaltliche Schwerpunkte so geschickt, dass ein vollkommen für sich stehender Film entstanden ist und dessen Ideen weitestgehend gefielen. Genrefreunde werden trotz kleiner Durchhänger sicherlich ihren Spaß an dem Treiben haben und so gebe ich gerne eine Empfehlung ab.

7,5/10

Fotocopyright: Busch Media Group