Aufgrund aktueller Sichtung wurde dieses Review aus dem Archiv übernommen und hier sauber formatiert. Möglichweise wurden einige Passagen überarbeitet und die Wertung nach aktuellen Maßstäben noch einmal korrigiert.

Inhalt

66/67 sind große Zahlen im Gedächtnis mancher Fußballfans. In diesen Jahren wurde Eintracht Braunschweig Deutscher Meister und an diese glorreichen Tage denken Florian, Christian und Konsorten gerne zurück. Auch wenn sie alle – genau wie ihre Mannschaft – die besten Tage hinter sich haben, halten sie zusammen und freuen sich diebisch auf die Ausflüge am Wochenende. Am liebsten schlagen sie sich mit anderen Fans und planen die perfiden Aktionen mit Hingabe.

Im Laufe der Jahre jedoch ist deren Gruppe immer kleiner geworden und für Viele sind die wilden Jahre einfach vorbei. Sie gehen geregelter Arbeit nach oder wollen Familien gründen. Für Florian ist dies ein totales Unding. Er lebt für den Verein und akzeptiert die Aufgabe seiner Mitstreiter absolut nicht…

Fazit

Bei einem Film wie „66/67 – Fairplay war gestern“ sollte man mit den richtigen Erwartungen an die Sache gehen. Wer beim Titel und beim Cover zunächst einen reinrassigen Hooligan-Streifen vermutet, könnte bitter enttäuscht werden. Der Sport, sowie die verbundenen Gewalteinlagen verlaufen eher nebensächlich ab und die eigentliche Charakterzeichnung steht deutlicher im Vordergrund als Action.

Die überwiegend unbekannten Darsteller wirken ab der ersten Minute sehr sympathisch und tragen damit natürlich den größten Teil zum gelingen des Geschehens bei. Ihre Sorgen, Probleme und Zukunftsängste sind absolut nachvollziehbar und rundum gefällig inszeniert.

Die Handlung geht zumeist launig voran, obwohl die Fußballthematik ja eher kleinlaut nebenher verläuft und sich nur selten in den Vordergrund drängt. Dank der einwandfreien Identifikation zu den meisten Figuren ist das Szenario selbst als Fan einer anderen Mannschaft ansprechend und verfolgenswert. Falsch verstandener Stolz und rücksichtslose Loyalität werden ansehnlich und durchaus glaubwürdig geschildert. Man kauft den Machern die Geschichte ab, auch wenn sich die Ereignisse gelegentlich etwas zu sehr überschlagen und – zumindest in Bereichen – schon merkwürdige Dimensionen erreichen.

Der Wandel jugendlicher Rowdies zu gesetzten, erwachsenen Personen geschieht anschaulich und wird aufrecht erzählt. Die in die Jahre gekommen Hools sind keine dumpfen Schläger oder gar mit der rechten Szene verbunden. Es sind bunt gemischte Typen, die hauptsächlich geregelter Arbeit nachgehen und in geordneten Verhältnissen leben. Das macht das Ganze so ansprechend und lädt in Teilen immens zur Identifikation ein – insbesondere, wenn man den Film nun nach etlichen Jahren erneut erleben durfte und sich persönliche Einstellungen verändert haben.

„66/67 – Fairplay war gestern“ war gut, doch die Engländer haben bei „Hooligan“-Filmen einfach die Nase vorn. Das deutsche Pendant ging andere Wege – die nicht unbedingt schlecht waren, einige Betrachter bestimmt gehörig enttäuschen. Geht man jedoch mit der richtigen Einstellung an die Sache heran, erhält man einen unterhaltsames deutsches Drama mit gefälligen Darstellern und launiger Story vor traditionsreichen Fußballhintergrund.

7/10

Fotocopyright: Ascot Elite Home Entertainment