Aufgrund aktueller Sichtung wurde dieses Review aus dem Archiv übernommen und hier sauber formatiert. Möglichweise wurden einige Passagen überarbeitet und die Wertung nach aktuellen Maßstäben noch einmal korrigiert.
Inhalt
Schon seit viele Jahren sind Chon und Ben die besten Freunde, obwohl sie von ihrem Wesen kaum unterschiedlicher sein könnten. Nach der Schule haben sie sich dank Drogenhandels ein luxuriöses Leben aufgebaut und konsequent gepflegt. Während der Eine in der Heimat als Chemiker seine Techniken verfeinern konnte, hat der Andere stets frische Versuchsobjekte aus Kriegseinsätzen in fernen Ländern heimgeschmuggelt. Ihr Stoff gehört zu dem Bestem am Markt und versorgt sogar Apotheken und Krankenhäuser, doch die mexikanische Mafia schaut dem Treiben nicht mehr länger unbeteiligt zu. Sie entführen die gemeinsame Freundin der beiden Erfolgsdealer und möchte sie so zu gemeinsamen Geschäften überreden – doch sie haben nicht mit deren Sturköpfen gerechnet…
Fazit
Nach dem eher ruhige, beschaulichen – aber keineswegs schlechten – „Wall Street: Geld schläft nicht“ meldet sich Regiegröße Oliver Stone mit einem ungewöhnlichen und sehr actionbetonten Kartellfilm zurück und überzeugt damit auf ganzer Linie.
Der Handlung mag es Etwas an Glaubwürdigkeit mangeln, aber dies tut der guten Unterhaltung keinen Abbruch. Anschaulich wird man an das ungewöhnliche Szenario heran geführt und schnell freundet man sich mit den unterschiedlichen Figuren an. Dank der vorbildlichen Erzählweise (die Freundin der beiden Hauptdarsteller kommentiert aus dem Off) fühlt man sich toll bei der Hand genommen und versteht die Zusammenhänge schnell.
Die knappen 2,5 Stunden waren mit Action, Dialog und allgemeiner Hochspannung perfekt ausbalanciert und wiesen keinerlei Längen auf. Kritik an zu häufigen oder langatmigen Konversationen kann ich jedenfalls nicht nachvollziehen und lobe mir die ausgewogene Mischung – die glücklicherweise nicht so ausufernd wie bei Tarantino auf die Spitze getrieben wurde. Man nahm sich Zeit für die Zeichnung seiner Charaktere, handelte die eigentliche Geschichte aber auch nicht zu kurz ab.
Ob Blake Lively, Taylor Kitsch oder John Travolta in einer witzigen und wichtigen Nebenrolle – der Cast gefiel rundum und wirkte gut überlegt. Persönliches Highlight war zudem die bezaubernde Salma Hayek, die als knallhartes Mafiaoberhaupt wunderbar ernst und grimmig aufspielen konnte – und ein Benicio Del Toro, der noch nie fieser gewesen ist. Dazu geselte sich ein vergleichsweise hoher Gewaltgrad, der allerdings nicht zum reinen Selbstzweck gestaltet wurde und dem Treiben eine angenehm deftigen Grundton verlieh.
Die Inszenierung war eine Wucht. Tolle Bilder, kräftige Farben und gekonnte Schnitte. Stone versteht sein Geschäft und hat eine handwerklich perfekte Vorstellung abgeliefert – die man einem Mann seines Alters vielleicht gar nicht mehr zugetraut hätte. „Savages“ verkörpert alles an moderner Aufnahmetechnik, ohne dabei zu übertrieben stilisiert zu wirken und mit zu schnellen Wechseln sauer aufzustoßen. Erstaunlicherweise behält de Titel seinen genialen Stil selbst bei unterschiedlichen Situationen/Umgebungen bei, was auch nicht selbstverständlich gewesen wäre.
„Savages“ war ein insgesamt überraschend guter Actionthriller mit Allem, was dazu gehört und vor allem technisch absolut anspricht. Alle Bestandteile hielten sich wunderbar die Waage und kein Part kam in irgendeiner Weise zu kurz. Oliver Stone hat es nach all den Jahren besser denn je drauf und hier mal so richtig abgeliefert. Klar steht das Ding auf einem eher wackeligen Fundament, doch dem mehr als guten Eindruck und einer Empfehlung tut dies keinen Abbruch – schließlich haben wir immer noch einen Spielfilm und keine exakte Dokumentation vor uns.
8,5/10
Fotocopyright: Universal Pictures Germany GmbH
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