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Die frühen 80iger Jahre. Dank dubioser Geschäfte lebt Familie Erlemann in Saus und Braus, aber irgendwann kommen die Behörden hinter die vermeintlich sicheren Steuertricks, frieren die Konten ein und inhaftieren den Vater. Kurz darauf wird deren Sohn entführt, doch die Täter wissen noch nichts von der Zahlungsunfähigkeit ihrer Opfer…

Fazit

Wieder einmal hat das wahre Leben eine Vorlage für eine interessante Geschichte geliefert und tatsächlich blieb man bis zur letzten Minute auch gebannt vor dem Fernseher sitzen. Dies lag weniger an der mehr oder weniger ausgefallenen Handlung, vielmehr an deren Präsentation und vor allem deren beachtenswert gespielten Figuren.

Audiovisuell bewegt sich der Streifen – zumindest auf deutschem – Kino-Niveau. Kräftige Farben, eine glasklare Optik und ein toller Soundtrack ließen schnell im Szenario versinken, die hervorragenden Darsteller und die opulente Ausstattung taten den Rest zur perfekten Immersion. Es wurde auf viele kleine Details geachtet, um die Epoche der 80iger glaubwürdig und mit leichtem Augenzwinkern aufleben lassen. Erfreulicherweise wirkte dies hier locker und entspannt, wesentlich weniger aufgesetzt als bei anderen Mitstreitern – die ebenfalls ein Stück vom „Retro-Kuchen“ abhaben wollen und stets mit dem Holzhammer um die Ecke kommen.

Der Erzählfluss war ausgezeichnet, was an mehreren Komponenten lag. Zum Einen war die Geschichte kurzweilig und unerwartet spannend inszeniert, zum Anderen waren die Darsteller super drauf und es machte einfach Laune ihnen beizuwohnen. Besonders gut gefiel hierbei das Spiel des jungen Entführungsopfers Sebastian, welcher unglaublich tapfer und redegewandt daher kam. Würden hier keine wahren Ereignisse zur Grundlage dienen, so würde man schon fast an der Coolness des kleinen Knaben zweifeln – so war seine ausgezeichnete Vorstellung nochmal doppelt so gut.

Die Handlung setzt sich aus bekannten Elementen zusammen, gab trotzdem keinen Grund zur Klage. Es lagen reale Ereignisse zu Grunde und deshalb war hier für die Autoren auch nur wenig an künstlerischer Freiheit drin – was sich dank bereits erwähnter positiver Dinge nicht als tragisch erwies. Man konnte dem Treiben dafür aber auch jederzeit gut folgen, verlor nie den Überblick und am Ende blieben eigentlich auch keine Fragen zurück. Die Ermittlungsmethoden wurden verständlich und nachvollziehbar präsentiert.

„Entführt“ mag das Rad grundsätzlich nicht neu erfinden, kaschiert dies jedoch mit gelungener Präsentation und tollen Darstellern sehr gut. Das Geschehen hielt bis zum bitteren Ende ohne jeglichen Längen bei Laune und lieferte so nebenbei einen plastischen Eindruck über Figuren, Ermittlungsmethoden und dem Flair der damaligen Zeit. Viele Dinge wären heute undenkbar und so schüttelte man oftmals ungläubig mit dem Kopf – um letztlich aber durchwegs gespannt am Ball zu bleiben und um keine Minute des Krimis zu verpassen. Unterm Strich also ein gelungener Genrebeitrag und definitiv einen genaueren Blick wert.

7,5/10

Fotocopyright: RTL