Inhalt

Ende der 40iger Jahre. Der französische Professor Humbert reist nach Amerika, um dort zu unterrichten und an weiteren Büchern zu arbeiten. Nachdem er das niedergebrannte Haus seiner Gastfamilie vorfindet, erhält er zum Glück Unterschlupf bei einer hilfsbereiten Frau und deren Tochter Dolly. Je länger er sich allerdings bei ihnen aufhält, desto hingezogener fühlt er sich zur kleinen Dame – die er liebevoll Lolita nennt…

Fazit

Damals wie heute ist „Lolita“ kein leichter Stoff und der Name steht als Sinnbild für eine verbotene Romanze. Die Adaption von 1997 jedoch entspricht einem eher normalen amerikanischen Kinofilm und gab sich trotz hoher Freigabe (wohl eher aufgrund der allgemeinen Thematik) vergleichsweise harmlos.

Der Fokus lag also hier weniger auf der Abbildung anrüchiger Romantik, vielmehr auf dem Zeichnen seiner Figuren – was sich grob auf Jeremy Irons und Dominique Swain (u.A. Im Körper des Feines) konzentrierte. Die beiden Darsteller haben ihre Sache insgesamt recht gut gemacht, vor allem passte den Chemie untereinander. Es fiel zwar trotz einiger Andeutungen schwer, die Motive von Humbert nachzuvollziehen, aber irgendwie musste das Konstrukt ja für sich funktionieren.

Das Geschehen war interessant, manchmal aber auch etwas langatmig gestaltet. Während der ruhige Auftakt noch schmerzfrei über die Bühne ging, hätten einige Passagen im letzten Drittel gerne mit mehr Schwung daher kommen können. Irons überbrückte mit seiner alleinigen Präsenz war ein paar kleinere Durchhänger, trotzdem hätte man hier und da etwas schneller auf den Punkt kommen müssen.

Einige Abzweigungen (grade im Schlusspart) schienen zudem seltsam und nicht hinreichend begründet. Es war überaus verständlich, dass Lolita sich irgendwann von ihrem reifen Liebhaber abwenden möchte, aber die dargestellte Konstellation mit der Flucht mit einem Fremden war erzählerisch nicht ganz ausgereift und pflanzte Fragezeichen in den Kopf. Vermutlich, weil auch hier die eigene Vorstellungskraft nicht für einige Dinge ausreichte.

Der Streifen war überwiegend sehr „weich gezeichnet“, was gut zur dargestellten Epoche und den Ereignissen passte. Das grobkörnige Bild meiner betagten DVD unterstrich diesen Look umso mehr und so wirkte das Geschehen stellenweise fast schon märchenhaft-verträumt. Der Soundtrack von Meister Ennio Morricone unterstrich dies zusätzlich und erweckte die 40iger/50iger harmonisch zum Leben.

„Lolita“ ist ein guter Film, der von tollen Hauptdarstellern und einer ganz eigenen Atmosphäre profitierte. Die Handlung besaß zwar kleinere Durchhänger, ging für deutlich über zwei Stunden jedoch weitestgehend auch in Ordnung. Manchmal jedoch haben mich einige Bestandteile und Motivation allerdings nicht ganz abgeholt und die Immersion spürbar beeinträchtigt, weshalb einfach keine höhere Wertung drin ist. Unterm Strich ein interessanter Titel, der aufgrund seiner Prämisse sicherlich bereits im Vorfeld nicht für Jedermann geeignet ist – so harmlos die Darstellung der verbotenen Liebe auch sein mochte.

Fotocopyright: Universum Film GmbH