Filmbesprechungen

Walpurgisnacht – Die Mädchen und der Tod

Inhalt

Deutschland im Jahr 1988. Im Harz wird ein totes Mädchen aus dem Westen gefunden und die örtlichen Polizisten gehen von einem Mord aus. Entgegen des Willens des lokalen Parteivorsitzenden kontaktieren sie das LKA in Wiesbaden – welches sogleich eine Ermittlerin in den Osten entsendet. Während sich die Beamten noch beschnuppern, ereignet sich ein weiterer Todesfall…

Fazit

Filme mit Ost/West-Problematik sind eigentlich weniger mein Ding, doch grade der ähnlich gelagerte “Freies Land” konnte mich absolut von sich überzeugen und ähnliche Hoffnung lag dann nun auch auf “Walpurgisnacht” – der als Zweiteiler in der Mediathek des ZDF zu finden ist.

Tatsächlich wurde hier eine ähnlich triste Grundstimmung (hier allerdings noch zu Zeiten der DDR und nicht knapp danach) generiert und der geeignete Zuschauer mit interessanten Twists bei Laune gehalten. Die Geschichte zog bereits nach wenigen Minuten in ihren Bann, Probleme bei der “Völkerverständigung” waren direkt im Kopf des Zuschauers präsent und selbstverständlich ein wichtiger Bestandteil des Gelingens.

Neben einer dichten Atmosphäre und interessanten Handlung, waren es aber auch die grandiosen Darsteller, die an den Bildschirm fesselten. Jede noch so kleine Nebenrolle wurde erstklassig besetzt und die Akteure lieferten stets ein Spiel auf Augenhöhe. Die meisten Personen gaben sich angenehm geheimnisvoll und undurchsichtig – aber niemals auf zu konstruierte Weise. Man spürte vielmehr die Angst etwas falsches zu sagen, schlichtweg nicht Opfer des Systems zu werden und deshalb lieber zu schweigen.

Technisch gab man sich ebenfalls keine Blöße. Die gewollt trostlosen Aufnahmen passten zum dramatischen Kriminalfall und eingestreute Musikstücke waren trefflich zur jeweiligen Situation – von denen es sogar ein paar wenig freudige gab. Jedenfalls wurde das Flair der späten 80iger exzellent eingefangen – auch was die kurzen Abstecher auf die Westseite betrafen.

Der Streifen kommt als Zweiteiler daher und aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass der zweite Part minimal schwächer, als der furiose Auftakt ausgefallen ist – sehr gut waren beide Happen aber dennoch. Vielleicht lag es daran, dass es gegen Ende mal einen kurzen Motivationsdurchhänger gab, doch das runde Finale stimmte wieder versöhnlich.

“Freies Land” von Christian Alvart bleibt das Maß aller Dinge, doch “Walpurgisnacht” muss sich dennoch nicht vor Kritikern verstecken. Zwar fühlte sich die Geschichte zuweilen arg konstruiert an und die Auflösung stieß ein bisschen vor den Kopf, doch insgesamt wusste die Produktion uneingeschränkt zu überzeugen. Die Stimmung war super, die Spannungskurve nonstop vorhanden, Ronald Zehrfeld und Jörg Schüttauf eine Klasse für sich.

8/10

Fotocopyright: ZDF/Pidax Film- und Hörspielverlag

Betreiber von hard-boiled-movies.de

2 Kommentare

  • Siebert

    Nichts gegen Entschleunigung, aber der 2. Teil schien auf einer verlangsamten Spur zu laufen, ich bin fast eingeschlafen. Ein krudes Ende, völlig unrealistisch noch dazu. Eine Westkommissarin, die eher als Sozialarbeiterin geeignet wäre, ohne jeden Schneid, (im Gegensatz zur Überführungsbeamtin oder dem Parteisekretär), die kaum die Zähne auseinanderkriegt, ständig in Tränen zerfließt oder still wie betend vor sich hin starrt. Und sorry- der Osten war 1988 herunter gewirtschaftet, aber so schlimm wie im Film, sah es nun auch wieder nicht aus.

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert