Scarface
Inhalt
Unter den vielen Flüchtlingen aus Kuba befindet sich auch Tony Montana, der sich dank eines verübten Auftragsmordes aus dem Lager freikämpft und fortan für einen Gangsterboss seine Dienste anbietet. Schnell steigt das ehrgeizige Narbengesicht auf, doch bald empfindet er die Denkweise seines Bosses als viel zu klein und er möchte dann selbst das Ruder übernehmen…
Fazit
“Scarface” ist die perfekte Anti-Parabel auf den amerikanischen Traum. Brian De Palma schilderte hier den (fiktiven) Aufstieg eines kleinen Einwanderers, der wirklich zum einfachen Tellerwäscher zum mächtigen Millionär aufgestiegen ist. In knappen drei Stunden wurde uns hier ein Brett serviert – welches über Jahre nachhaltig in Erinnerung blieb und sogar einen Teil der Popkultur mitgeprägt hat.
Die Figur “Tony Montana” ist Kult und wurde unvergleichbar genial von Al Pacino zum Leben erweckt. Zwar darf man die deutsche Synchronisation als absolut gelungen betrachten, doch grade im Originalton kommt der Gangster mit seinem kubanischen Akzent so richtig derbe rüber. Nie zuvor oder danach war Pacino besser – und das mag bei seinem überragenden Talent schon etwas bedeuten.
Verstecken muss sich aber auch der restliche Cast auf keinen Fall. Ob es nun Sidekick Manny (Steven Bauer), Geliebte Elvira (Michelle Pfeiffer) oder die zwielichtigen Freunde und Geschäftspartner von Montana waren – alles passte wie die Faust aufs Auge und wurde sorgfältig ausgewählt. Alle trugen ihren Teil zum Gelingen bei – woran bei diesem Epos allerdings auch die Autoren (u.A. Oliver Stone) dieses Meisterstücks verantwortlich waren.
Der Stoff basiert lose auf dem gleichnamigen Klassiker von 1932 und verwurstete dabei noch so manch andere Räuberpistole – ohne dabei auch nur eine Minute langweilig zu werden oder wie eine billige Kopie zu wirken. Hochspannung war zu jeder Zeit zugegeben, selbst wenn es nur um die Anwerbeversuche von Tonys vermeintlicher Traumfrau ging. Jede Sekunde war ein Hochgenuss und der Abspann flackerte viel zu früh über die heimische Leinwand.
Die traumhaften Bilder luden zum Versinken ein und das Pacing war hervorragend. Alle Station der Kariere des Narbengesichtes wurden unterhaltsam in Szene gesetzt, seine Charakterentwicklung nachvollziehbar gestaltet. Man konnte sich gut in unseren Kubaner hineindenken, auch ohne dessen teils brutalen und eiskalten Machenschaft zu befürworten.
Lange stand “Scarface” auf dem Index, doch selbst aus damaliger Sicht war dies eher ein schlechter Witz. Sicherlich mag das Teil ein wenig das Gangster-Leben glorifizieren (aber das machen ja die meisten Filme dieser Machart), aber in Sachen Gewalt ging es eher gemäßigt zu. Bei der ach so verrufenen Kettensägen-Szene gab es außer Geräuschen und ein paar Tropfen Blut nicht viel zu sein, höchstens beim Finale ging es ruppiger zur Sache – ein Grund zur Indizierung sehe ich hier aber nicht.
Für mich gehört “Scarface” schon seit Sichtung in frühster Jugend zu den besten Filmen aller Zeiten. Hier stimmt einfach alles und die Überlänge nervt in keinem Moment. Al Pacino verkörperte hier die Rolle seines Lebens und wird mit Sprüchen wie “Say Hello to my little Friend” wohl auf ewig in Erinnerung bleiben. Dieser Film gehört definitiv auf die Liste von Werken, die man unbedingt gesehen haben sollte – und wenn es einfach nur zum Mitreden ist.
10/10
Fotocopyright: Universal Pictures Germany GmbH


