Inhalt

Als Jugendlicher hat Karl zwei Menschen ermordet und fristet sein Dasein seither in einer Klinik. Durch seine geistige Behinderung musste er seine Strafe nie in einem Gefängnis absitzen und nun ist er breit in die Gesellschaft zurück zu kehren. Endlich in Freiheit, überfordert ihn die große weite Welt und so möchte der Geläuterte am liebsten wieder zurück in die Anstalt…

Fazit

Eine Geschichte über Schuld und Sühne, dazu mit einem einzigartigen Charakter ist schon ein interessantes Werk – bei dem Billy Bob Thornton nicht nur die Regie, sondern auch gleich den Part des Hauptdarstellers übernahm.

Der Film ist ruhig, aber das ist auch seine Stärke. Er nimmt sich einfach die Zeit, um seine Figuren zu beleuchten und ausführlich zu Wort kommen zu lassen. Geht man einigermaßen aufmerksam an die Sache heran, kann man sich erstaunlich gut in die Lage aller Beteiligten und vor allem von Karl hinein zu versetzen.

Thornton bewies nicht nur Gespür für eine gefühlvolle Inszenierung, sondern verkörperte den ehemaligen Mörder mit viel Charisma. Er kam ungewohnt groß und einschüchternd daher, zeigt hingegen oftmals eine zerbrechliche Seele. Die deutsche Synchronisation ist gewöhnungsbedürftig, nach einer gewissen Zeit nicht mehr allzu störend.

Die Geschichte ist trotz kleinerer Längen durchwegs spannend und lebt von einer unbehaglichen Grundstimmung. Karl mag zwar geläutert sein, dennoch wirkt sein Charakter arg unberechenbar und wie eine tickende Zeitbombe. Dies übt einen enormen Reiz auf den Betrachter aus und so wollte man durchgehend am Ball bleiben.

Besonders gut gefiel mir, dass alle Beteiligten ihre Ecken und Kanten besaßen und Karl nicht die einzige fragwürdige Gestalt in diesem Mikrokosmos war. Viele Personen verhielten sich nicht immer korrekt und vor allem dem Behinderten gegenüber nicht immer fair. Selbst wenn man Karl für schwer einschätzbar, gar suspekt hielt, rückte er oft ungerechtfertigt in die Opferrolle und trug die Sympathien dann wieder auf seiner Seite. Gelegentlich gab es sogar feinhumorige Einlagen, die meist recht herzlich daher kamen und sich durch ihre eigenwillige Machart prima in das Gesamtbild einfügten.

„Sling Blade“ ist vor allem schauspielerisch ein beeindruckendes Erlebnis, dass stellenweise ordentlich unter die Haut geht. Natürlich muss man auch hier etwas mit der Thematik anfangen und sich an den streckenweise gemächlichen Verlauf gewöhnen können, aber unterm Strich lohnt sich dieser kleine Aufwand allemal. Ein toller Film, der trotz seines ungewöhnlichen Inhaltes Hoffnung ausstrahlt und irgendwo berührt.

8/10

Fotocopyright: Miramax/STUDIOCANAL