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Die letzten Tage der Menschheit scheinen gezählt. Überall erwachen die Toten und haben es auf uns abgesehen. Eine vierköpfige Gruppe wagt die Flucht mit einem Hubschrauber und landet auf dem Dach eines Kaufhauses. Da die Lage sowieso aussichtslos erscheint, beschließen sie erst einmal zu bleiben und den Konsumtempel von den Untoten zu säubern…

Fazit

Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Film mittlerweile schon gesehen habe – aber an zwei Händen könnte ich dies sicherlich nicht mehr abzählen. Über die Jahre haben sich diverse Videokassetten, DVDs und Blu-Rays von diesem Meisterwerk angesammelt – und endlich ist er runter vom Index und in einem offiziellen 4k-Mediabook erhältlich. Ein Grund auch endlich ein paar Worte zu diesem Werk zu verlieren zu dürfen.

Das Wort „Kult“ wird oft allzu inflationär verwendet, doch hier trifft es vollkommen zu. „Die Zombies im Kaufhaus“ (so ein ehemaliger deutscher Titel) definierte das Genre neu und setzt bis heute den Maßstab für Produktionen des Themas. Erstmals wirkte die Epidemie so gigantisch, wie glaubwürdig und furchteinflößend, das Setting ist von vorn bis hinten rund und die Spannungskurve gigantisch.

Damals wurde hautsächlich die derbe Gewaltdarstellung kritisiert, welche aus aktueller Sicht jedoch viel von ihrer Härte verloren hat. Die Effekte sind hoffnungslos veraltet, Puppen und schlechte Blutlachen klar als solche zu erkennen. Für mich hat dies jedoch nichts an seinem Charme eingebüßt und bringt den Hauch eines Independent-Filmes mit sich. Romero hat für dieses Werk gelebt und die Liebe ist an allen Ecken zu erkennen. Das Geschehen steckt voller Details, die oftmals erst nach weiteren Durchgängen zu entdecken sind und alles wirkt aus einen Guss.

Das Setting rund um das namensgebende Kaufhaus (zumindest bei uns) ist so simpel, wie genial gewählt und bietet Platz für jede Menge interessanter Beobachtungen. Sicherlich hat man mit dem Nachfolger („Day of the Dead“) den Fokus deutlicher auf das Erforschen der Untoten gelegt, aber „Dawn“ lieferte bereits deutliche Einblicke in die Ideen des Machers. So zieht es die Verstorbenen in den Konsumtempel – schlicht aus dem Grund, weil sie hieran in der Vergangenheit sehr positive Erinnerungen hatten und sie nicht zwangsläufig auf der Nahrungssuche sind.

Der Cast war perfekt und kleinere Cameo-Auftritte (Effekt-Spezialist Tom Savini aka „Sex-Machine“ aus „From Dusk till Dawn“) toll integriert. Es schien so, als ob man vielerorts improvisiert – dies aber megastark und glaubhaft. Einige Dialoge („Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist…“) sind herrlich ernst in Szene gesetzt und laden immer wieder unfreiwillig zum Grinsen ein.

Das Bild der 4K-Blu-Ray ist gut, aber vielleicht nur schwerlich von einer gescheiten normalen Blu-Ray zu unterscheiden. Der Film kämpft natürlich mit seinem Alter und der damals zur Verfügung stehenden Technik. Das Ausgangsmaterial lieferte bereits sehr viele Unschärfen – die wohl stellenweise gewollt, aber stellenweise vielleicht auch ungewollt daher kamen. Da ich den Titel aus der Vergangenheit (und unüberschaubaren Schnittfassungen) schon wesentlich schlechter erlebt habe, bin ich aktuell zufrieden. Der Ton ist klar und sauber, jedoch nur in Stereo.

Unterm Strich ist „Dawn of the Dead“ noch immer über jeden Zweifel erhaben und markiert noch immer die absolute Speerspitze im Horrorbereich. Die angestaubte Inszenierung gehört zum Kultstatus dazu und täuscht nicht über einige durchaus sozialkritische Komponente hinweg. Dieser Film ist definitiv kein sinnfreier Splatter, sondern ein aufregender Thriller, der sich der fiktionalen Thematik sehr realistisch und bedacht annimmt.

Die aktuelle 4k-Fassung („Argento-Cut“) mag nicht die längste, aber vielleicht die flüssigste Version darstellen und mit seiner exzellenten Musik auch ein breites Spektrum von Retro-Freunden erfreuen. Mancher Übergang mag durch die Schnitte nicht perfekt, aber immerhin sind die deftigen Abschnitte unzensiert und der Unterhaltungswert weiterhin brachial. Gebt euch unbedingt dieses – zurecht in die Geschichte eingegangenes – Stück Film und genießt den packenden Grusel bis zur letzten Sekunde. Schade, das Romero nie wieder an diese Qualität anknüpfen konnte und spätestens nach „Day of the Dead“ enttäuschendes Mittelmaß ablieferte. Was hatten wir damals für Hoffnungen, als er mit der „Resident Evil“-Verfilmung in Verbindung gebracht wurde… leider hatte es dann nur für einen Trailer zum Videospiel gereicht.

10/10

Fotocopyright: Koch Media GmbH