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Theaterdarsteller und Autor Fassbinder träumt vom großen Ruhm im Stil der großen Ikonen aus Hollywood. Er überredet seine Kollegen zu Auftritten in richtigen Spielfilmen und dreht trotz anfänglicher Misserfolge ein Werk nach dem Anderen weg. Er geht in seiner Arbeit auf, doch unter allem Stress bleiben Gefühle für seine Mitmenschen oft auf der Strecke…

Fazit

Ich kenne und schätze einige der Werke von Fassbinder sehr und war auf dieses Portrait seit den ersten Informationen äußerst gespannt. Die reale Vorlage bot genügend Material für unzählige Geschichten – und „Entfant Terrible“ pickt sich einige Stücke heraus und gibt interessante Einblicke in das Wesen eines waschechten Workaholics mit Kultcharakter.

Den Machern ist hoch anzurechnen, dass sich die Inszenierung recht speziell gibt und so das künstlerische Wesen der Sache unterstreicht. Die Darsteller agieren stets vor gemalten Studiokulissen und lassen es sich bei ihrem Spiel kaum anmerken. Der Spagat aus Theater- und Filmwesen ist extrem gut geglückt und hebt die Figuren mit ihrem zum Teil gewollt überzogenen Mimiken und Dialogen auf einzigartige Weise hervor.

Zwischen all der deutschen Prominenz stach insbesondere Oliver Masucci mit seiner grandiosen Leistung hervor. Zwar machten alle Beteiligten ihre Sache mehr als ansehnlich, aber Masucci war nicht zu übertrumpfen. Er sah dem Vorbild stellenweise zum Verwechseln ähnlich und durch seine Gestik und seine Sprechweise sorgte er für Begeisterung. Der Mann geht richtig in seiner Rolle auf und es war eine Freude ihm zuschauen zu dürfen.

Die Handlung setzt beim Übergang vom Theater zum Film an und präsentiert einzelne Station des Schaffens – bis zum frühen Tod des Genies. Fans finden sich sofort wieder, erkennen die damaligen Weggefährten und vor allem an welchen Projekten jeweils gearbeitet wurde. Ein paar der Werke werden mit Titel oder zumindest mit den Namen der dargestellten Hauptfigur erwähnt – und schnell kann man sich einen Reim darauf machen.

Der Unterhaltungswert ist trotz leichter Überlänge hoch. Durch das muntere Spiel der Akteure und der hohen Schlagzahl an Ereignissen wird es nie langweilig. Obwohl man genau weiß, wie das Drama letztlich enden wird, bleibt man jederzeit gespannt vor dem Schirm und freut sich über die vielen dargestellten Facetten. Es wird deutlich, wie sehr Fassbinder von seiner Arbeit besessen und wie er im Umgang mit seinen Mitmenschen war.

Wer sich auch nur ansatzweise für die Thematik interessiert, sollte unbedingt mal einen Blick wagen. „Entfant Terrible“ ist sicherlich nicht für Jeden geeignet, belohnt aber seine Zielgruppe mit einem kurzweiligen Portrait über einen Ausnahmekünstler mit Selbstzerstörungscharakter. Visuell prächtig in Szene gesetzt und vor allem mit einem genialen Masucci besetzt, hat mich der Titel vollkommen überzeugt.

8/10

Fotocopyright: Weltkino (Vetrieb LEONINE)