Inhalt

Und täglich grüßt das Murmeltier: Carter wacht jeden Morgen neben einer hübschen Frau auf, doch beim Verlassen der Wohnung wartet ein übel gelaunter Polizist mit niedrigen Toleranzpegel. Jedes Mal endet der Gang auf die Straße mit dem unausweichlichen Tod, doch Carter möchte die merkwürdige Zeitschleife irgendwie unterbrechen…

Fazit

In der Kürze liegt bekanntlich die Würze und genau dieses Rezept kann durchaus auch mal auf Filme zutreffen. „Two Distant Strangers“ verarbeitet dramatische, reale Ereignisse mit einer fast schon surrealen Umsetzung – die sich auf vielfältige Weise interpretieren lässt und durch viele kleine Details richtig zum Entdecken und mehrfacher Sichtung einlädt.

Anschaulich wird gezeigt, wie schnell manch vermeintlich harmlose Situation eskalieren kann und wie sehr sich völlig unterschiedliche Charaktere in einer ungünstigen Stresslage missverstehen können. Natürlich bleibt dabei nicht die Unverhältnismäßigkeit der Ordnungsmacht außer Acht und wie rasch dabei Jemand zu Schaden kommen kann.

Der Film beleuchtet hierbei mehrere Aspekte. Ist der Tod von Carter vorbestimmt und unausweichlich, oder wacht er irgendwann (in einer besseren Welt?) auf und es gibt keine Vorurteile (?) mehr? Wird er dann ganz normal weiterleben können oder ist diese Vorstellung nur ein Traum? Fragen über Fragen, über die man weitaus länger als über die eigentliche Filmlänge diskutieren vermag und ständig neue Ansätze findet.

Gut überdies auch die Ausleuchtung des „Bösewichtes“, der in einigen Abschnitten selbst fast wie ein Opfer wirkt. Wir erfahren ein wenig über seinen Background und warum ihm der Job als Respektsperson so wichtig ist. Seine Aussagen verzeihen zwar keine Gewalttat, geben aber einen kleinen Einblick in die Psyche und Motivationen solcher Menschen.

Die Anzahl der Darsteller und Schauplätze war extrem überschaubar, aber keineswegs ein Kritikpunkt. Vor allem die beiden Hauptfiguren haben eine hervorragende Leistung auf Augenhöhe abgeliefert und mit ihrem Spiel gepackt. Dabei zeigten sie in den unterschiedlichen Verläufen auch ein Reichtum an Facetten. Jeder einzelne Tag war unvorhersehbar und man war stets auf deren neues Verhalten gespannt.

In knapp einer halben Stunde schafft „Two Distant Strangers“, was andere in zwei Stunden nicht schaffen: zum Nachdenken zu animieren und für ein paar Minuten inne zu halten. Was zunächst absurd daher kommt, greift bei genauem Hinsehen ernsthafte Themen auf und fesselt an den Schirm. Diese kleine Perle ist zurecht ein Anwärter für einen Oscar und auf jeden Fall ein echter Geheimtipp – auch wenn er bis dato nur in englischer Sprache (inklusive deutscher Untertitel) bei Netflix vorliegt. Die Bilder sprechen sowieso für sich und seine Kernaussage überwindet alle Sprachdifferenzen.

8/10

Fotocopyright: Netflix