Aufgrund aktueller Sichtung wurde dieses Review aus dem Archiv übernommen und hier sauber formatiert. Möglichweise wurden einige Passagen überarbeitet und die Wertung nach aktuellen Maßstäben noch einmal korrigiert.
Inhalt
Julián ist Neo-Nazi und Kampfsportbegeistert. Der örtliche Boxclub möchte ihn und seine Freunde allerdings nicht haben, doch Julián versucht immer wieder von seinen Talenten als Fighter zu überzeugen und wenigstens allein zum Training zu dürfen. Er beeindruckt die Trainer dann derart, dass sie ihn trotz seiner Gesinnung ausbilden und auf Turniere schicken.
Fortan findet man Julián nach der Arbeit fast nur noch in der Boxhalle und die Distanz zu seinen Kameraden wird immer größer. Diesen schmeckt das natürlich gar nicht und insbesondere sein „Bruder“ kommt mit dieser Situation überhaupt nicht klar…
Fazit
Ich möchte jetzt nicht behaupten, dass es Boxfilme wie Sand am Meer gibt, doch mit Titeln wie Million Dollar Baby , Hurricane und natürlich der Rocky-Saga existieren schon einige hochkarätige Vertreter auf diesem Gebiet. Den Spaniern allerdings ist ein weiterer stinknormaler Genrebeitrag nicht genug und so würzen sie noch etwas American History X und vor allem jede Menge – zu Beginn noch unerwartete – Authentizität und Gänsehaut hinzu. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen und ging über weite Teile unter die Haut und animierte zum Nachdenken – noch weit über den Abspann hinaus.
Neben grandios und absolut glaubhaft inszenierten Boxkämpfen entfaltete sich ein Drama, welches sich gehörig gewaschen hatte. Die Nazis waren nicht einfach dumme, hohle Glatzköpfe, sondern modebewusste, smart auftretende Kerle die bei Weitem nicht so abstoßend wie üblich wirkten. Die Macher zeichneten hier ein präzises und glaubwürdiges Jugendbild und verzichteten auch bei der Symbolik auf unnötige Klischees. Man hat nie den Rahmen überspannt, dennoch den Schrecken der „Bruderschaft“ nicht gemindert. Bardem spielte dabei den großen Verführer mit nötigem Charme – ließ sich aber ebensoleicht entlarven und jederzeit durchschauen, was toll an den Zuschauer gebracht wurde. Mag auf den ersten Blick zwar etwas simple gestrickt sein, machte die Sache aber auch nicht unnötig komplex und machte uns vor allem nichts vor, was auch nicht vorhanden ist. Dem Tiefgang tat es eh keinen Abbruch.
Julián mag kein zweiter „Dereck Vineyard“ (American History X) sein, dennoch trat er sehr charismatisch auf und wurde perfekt von Álex González verkörpert. Ein Gesinnungswechsel ist immer eine heikle Sache und oft schwierig einzufangen oder gekonnt zu spielen – doch hier kamen zu keiner Sekunde Zweifel auf. Die krassen Wandlungen waren überraschend verständlich begründet und dank der ebenso grandios agierenden Mitdarsteller ein Fest für die Sinne. Das allgemeine Niveau aller Darsteller war extrem hoch und jeder trug seinen Teil zum Gelingen bei.
Boxfilme sind eigentlich weniger mein Ding, Subkulturen-Werke dagegen schon eher. Scorpion vermengt das Beste aus beiden Welten miteinander und präsentiert sich als echter Top-Titel, der Mehr als eine simple Sportgeschichte mit etwas Drama beinhaltet. Die Spanier gaben uns geniale Schauspieler, eine herausragende technische Umsetzung und eine effektive Handlung die bis zur letzten Minute an den Bildschirm fesselt. Für mich ein Must-Have in der Sammlung!
9/10
Fotocopyright: Alive – Vertrieb und Marketing/DVD
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