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St. Pauli ist weit mehr als nur ein Stadtviertel, sondern ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt im Leben vieler Menschen. Insbesondere der Fußball genießt dabei einen hohen Stellenwert und verbindet Charaktere unterschiedlicher Gesinnung miteinander…

Fazit

„Gegengerade“ ist kein richtiger Spielfilm, vielmehr eine Millieustudie – die anhand fikitiver Charaktere einen guten Eindruck vom Leben auf St. Pauli, respektive der Liebe zum Fussballverein vermittelt und uns dabei überwiegend kurzweilig bei Laune hält.

Schon mit „Chaostage“ hat Regisseur Tarek Ehlail verständlich gemacht, welchen Stil er bei seinen Werken bevorzugt und dies bei diesem Titel mal wieder deutlich zum Ausdruck gebracht. Der Streifen fungiert zwar als richtiger Spielfilm, wirkt dabei aber recht dokumentarisch und blendet stets (mehr oder weniger gelungene) Zwischenkommentare ein, die diesen Stil auf eigenwillige Weise untermauern.

Die Charaktere mögen zwar etwas überzeichnet daher kommen, vermitteln aber einen guten Eindruck aus dem Kiez und waren weitestgehend sympathisch von ihrem Auftritt her. Alles besaß einen spröden, aber nicht von der Hand zu weisenden Charme und ermöglichte ein schnelles Abtauchen im Szenario.

Etwas schade jedoch die allgemeine „Zerstreutheit“ des Produktes. Ein roter Faden ließ sich nur mit etwas Mühe erahnen und eine richtige Handlung war kaum ersichtlich. Man verstand einzelne Elemente durchaus zu deuten und empfand deren Berücksichtigung als wichtig – trotzdem wirkte das Gesamtbild leicht unstimmig – woran die großartigen Darsteller (u. A. Mario Adorf, Moritz Bleibtreu) auch nichts ausgleichen konnten.

Es gab mehrere Handlungsstränge, die sich zwar allesamt irgendwo locker überschnitten, aber eine stramme Hauptstory, geschweige denn ein dazu passendes Finale war nicht auszumachen. Das Treiben endete zwar in großen Krawall, doch so richtig befriedigend war auch dies irgendwie nicht.

Mit ein wenig mehr Struktur, hätte „Gegengerade“ ein richtig guter Film werden können – so bleibt es nur ein kleiner Tipp für Genreliebhaber, die bereits sämtliche Konkurrenten in- und auswendig kennen, einfach auf der Suche nach neuer Kost aus der Szene sind. Ich wurde insgesamt zwar nicht schlecht unterhalten, doch eine echte Empfehlung kommt mir nicht über die Lippen bzw. in den Artikel. „Chaostage“ fand ich damals um einiges stärker, intensiver und mitreißender, „Gegengerade“ ist einfach okay.

6/10

Fotocopyright: KSM GmbH