Inhalt

New York im Jahr 1846. Auf den Straßen regieren die Gangs und die Auseinandersetzungen sind an Brutalität kaum zu überbieten. Bei einem dramatischen Duell zwischen gebürtigen Amerikanern und Einwanderern wird der Vater von Amsterdam grauenvoll umgebracht. Der noch viel zu kleine Junge schwört Rache, die er etliche Jahre später endlich eintreiben möchte…

Fazit

Was gibt es Schöneres, als an den Feiertagen mal wieder einen modernen Klassiker von Martin Scorsese zu schauen? Jedenfalls nicht viel und so habe ich nach etlichen Jahren mal wieder „Gangs of New York“ in den Player geworfen. Zunächst war ich erschrocken, obgleich der miesen Bildqualität (Blu-Ray Erstauflage), doch trotzdem schnell wieder in den Bann des Geschehens gezogen worden.

Scorsese erzählt einen Geschichtsunterricht, der bisher viel zu selten in derartiger Form stattfand. Wir wissen, dass es einige dunkle Passagen in der amerikanischen Vergangenheit gab, aber selten wurde solch eine Epoche gewählt und selten uns das wilde Treiben so eindrucksvoll wie hier präsentiert.

Durch seine trübe Optik, den rauen Kerlen und aufwendigen Kostümen lebt das 19te Jahrhundert sehenswert auf und selbst – eher aus dem Komödienfach bekannte – Darsteller blühen als harte Hunde richtig auf. Natürlich stehen Leonardo DiCaprio und Daniel Day-Lewis klar im Vordergrund, doch die Leistung Aller ist bemerkenswert. Man spürte, dass DiCaprio noch immer gegen sein „Titanic“-Image ankämpfte und das trieb ihn wahrscheinlich auch zu dieser Höchstleistung. Mit Augenhöhe mit einem brillanten Day-Lewis stehen die beiden Kontrahenten immer wieder im Mittelpunkt und die Stimmung ist stets zum Schneiden. Sie agieren zum Niederknien und geben dabei alles andere als nette „Sunnyboys“ ab.

Die schonungslose Inszenierung mit viel Blut, aber auch viel nackter Haut wirkt nie aufgesetzt, sondern unterstreicht den Umgangston zu dieser Zeit in diesen Verhältnissen. Alles wirkt korrupt, zerstritten und kaputt. Es ist erstaunlich, wie aus einer solchen Lage ein blühender Staat entstehen konnte.

Zuletzt hatte ich bei „Wonder Woman 1984“ die etwas zu lange Laufzeit kritisiert, doch bei „Gangs of New York“ hätte man locker noch weitere Zeit versinken können. Die dichte Atmosphäre ist einzigartig und die zu Grunde liegende Härte nie aufgesetzt. Dank grandioser Darsteller und spannendem Verlauf blieb erneut ein großartiger Gesamteindruck zurück!

8,5/10

Fotocopyright: Splendid Film/WVG