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Verona Beach wird beherrscht von den Bandenkriegen der verfeindeten Familien Montagues und Capulet. Auf einer Kostümparty lernt Romeo ausgerechnet die bezaubernde Julia aus dem realisierenden Hause kennen und lieben. Eine heimliche Ehe könnte Garant für den Frieden sein – oder die verzweifelte Lage noch schlimmer eskalieren lassen…

Fazit

Im Gegensatz zu anderen Kinobesuchern – die teils vorzeitig den Saal verließen – wusste ich bereits aus diversen Trailern und „Making Ofs“, was hier auf mich zukommt. Mit seiner extravaganten Optik und vor allem seiner ungewöhnlichen Sprachweise sticht dieses Werk von Luhrmann deutlich aus der breiten Masse hervor und markiert auch auch fast 25 Jahre nach seinem Erscheinen ein nicht zu unterschätzendes Highlight.

Am gestrigen Abend habe ich gestaunt, wie gut das damalige Konzept noch funktioniert und vor allem wie frisch der Titel noch immer wirkt. Die grellbunte „MTV-Optik“ (so die Bezeichnung bei Veröffentlichung) macht noch immer Einiges her und begeistert mit wilder Schnitttechnik, grandiosen Farben und einer überhaupt berauschenden Inszenierung. Gepaart mit einem unvergesslichen und jederzeit perfekt sitzenden Soundtrack entsteht ein Sog, dem man sich einfach nicht entziehen kann. Der audiovisuelle Reigen packt und lässt den Zuschauer mit seinen Akteuren bis zum bitteren Ende mitfiebern.

Apropos Mitfiebern. Obwohl die Handlung hinlänglich bekannt ist – und soviel sei verraten – nicht von der Vorlage abweicht, fesselt das Treiben gnadenlos an die Schirm. Man hängt an den Lippen der Akteure, die in altmodischer Versform artikulieren und einen vollkommen Kontrast zu den Aufnahmen liefern. Alles wirkt so surreal und dennoch wunderschön. Das neue Verona Beach bietet eine opulente Kulisse und die Neuverteilung bekannter Rollen passt bis ins Letzte.

DiCaprio (der gerade dank Titanic so richtig durchstarten konnte) überzeugte mit einer Performance, die seines gleichen sucht und schon damals höher dotiert werden musste. Überhaupt glänzten alle Darsteller mit ausgefallenen Kostümen und vor allem ihrem Spiel mit der ungewöhnlichen Ausdrucksweise. Es hatte etwas Sonderbares, aber nicht im Schlechten.

Großen Wert – neben der Akkuratheit der alten Texte, die noch immer überraschend gut zum aktuellen Geschehen passten – wurde auch auf die verschwenderische Ausstattung gelegt. Autos, deren Kennzeichen, speziell designte Waffen, etc. – so viele Details konnte das Auge bei der ersten Sichtung überhaupt nicht erfassen. So werden passenderweise Pistolen mit Schwertern interpretiert und die Figuren trugen sie in nahezu jeder Szene deutlich sichtbar am Leib. Sie wirkten sie Ritter der Neuzeit und fügten sich somit perfekt ins Gesamtbild ein.

Buz Luhrmann („Der große Gatsby„) lieferte mit seiner modernen Adaption von Shakespeare ein Meisterwerk ab, welches heute nichts von seiner Faszination verloren hat und vielleicht noch ein bisschen gereift ist. Die gewagte Machart ging vollends auf, die Darsteller waren überragend und die tolle Musik ist längst Kult. Hier stimmt von Vorn bis Hinten einfach Alles – und das findet man nicht häufig. Ein bisschen habe ich mit mir gehadert, doch am Ende ist die Höchstwertung drin.

10/10

Fotocopyright: 20th Century Fox