Inhalt

Seit kleinauf ist Bryon glühender Neo-Nazi, der seine Gesinnung mit unzähligen Tätowierungen offen zur Schau stellt. Eines Tages lernt er auf einer Veranstaltung die charmante Julie mitsamt ihren drei kleinen Kindern kennen und verliebt sich auf Anhieb in sie. Zwar hatte seine Angebetete ebenfalls tiefe Wurzeln in der Szene, befindet sich aber bereits auf dem Weg zum Ausstieg. Bryon muss sich nun zwischen Familie und Kameraden entscheiden…

Fazit

Mit „Skin“ ist meine >Themenwoche< (u. A. Skinheads 88 – Ihr Hass ist ihnen heilig, Heart of a Lion, Scorpion – Brother. Skinhead. Fighter) in die nächste Runde gegangen und wiedermal blieb man nach der Sichtung mit gemischten Gefühlen und leichtem Unbehagen in der Magengrube zurück.

Erneut schreibt das Leben die besten oder nunja vielleicht die interessanteren Geschichten und die von Bryon gehört wohl zweifelsohne dazu. Gebannt habe ich damals die Dokumentation seiner wortwörtlichen Transformation verfolgt und war auf den zugehörigen Spielfilm recht gespannt. Gesagt sei direkt, dass das Werk nicht schlecht war und seine Wirkung nicht verfehlte, einen Platz in meinem Sammlungs-Olymp jedoch nicht behaupten konnte.

Ein wenig lag es im Sinn der Sache, dass man sich mit den Figuren nicht richtig identifizieren konnte und mir so eine höhere Bewertung fehl schlug. Im Gegensatz zu einem Dereck Vinyard (American History X) waren die präsentierten Typen – selbst unser gut agierender Hauptdarsteller Jamie Bell – nicht charismatisch genug. Man wurde weder von deren Auftreten, noch deren Verhaltensweisen mitgenommen, fühlte sich eher von den Proleten angewidert und konnte Dinge nicht ganz nachvollziehen – so authentisch sie auch tatsächlich waren. Die Sache mit „Vater“ und „Mutter“ waren befremdlich, von deren Drogenkonsum (was in der Szene nichts zu suchen hat) ganz zu schweigen.

Gut hingegen das Pacing und die gesamte Inszenierung. Obwohl die Handlung schon im Vorfeld bekannt war (und die Macher diesen Fakt zu keiner Zeit zu vertuschen schienen), war das Treiben spannend bzw. außerordentlich packend erzählt. Man konzentrierte sich somit mehr auf die Details und Hintergründe – so ansprechend sie halt auch waren oder eben nicht. Man schuf Kontur um diesen tätowierten Freak und zeigte seine Motivationen (in alle Richtungen) auf.

Für mich ist es immer wichtig, sich bei einem „normalen“ Film locker unterhalten zu fühlen oder bei einem Drama – wie diesem – richtig mit seinen Figuren mitfiebern zu können. „Skin“ saß da irgendwie zwischen den Stühlen, funktionierte aber unterm Strich dennoch recht gut. Es mag an Sympathie für den Hauptakteuer gefehlt haben, doch seine Wandlung wurde gut verständlich und vor allem sehr kurzweilig präsentiert. Am Ende haderte ich ein wenig mit meinem Mitgefühl, möchte den Streifen allen Interessierten aber dennoch ans Herz legen. Vor allem die Leistung von Bell ist schon eine Sichtung wert und die wahre Story hinter den „Verzierungen“ erst recht.

7,5/10

Fotocopyright: Ascot Elite Filmverleih