Aufgrund aktueller Sichtung wurde dieses Review aus dem Archiv übernommen und hier sauber formatiert. Möglichweise wurden einige Passagen überarbeitet und die Wertung nach aktuellen Maßstäben noch einmal korrigiert.
Inhalt
Der 16jährige Danny hat es nicht leicht im Leben. Erst hat er seinen Vater bei der Ausübung seiner Pflicht als Feuerwehrmann verloren und dann ist sein Bruder Derek wegen dem Mord an zwei Schwarzen ins Gefängnis gewandert.
Nun sitzt er bei seinem Schuldirektor im Büro und muss sich verantworten für einen Aufsatz über „Mein Kampf“. Seit er auf eigenen Beinen steht, versucht er Derek nachzueifern und ist ebenso ein Rassist geworden. Der Direktor verlangt einen neuen Aufsatz – diesmal über seinen Bruder, der gerade aus dem Knast entlassen wurde und die Behörden in Alarmbereitschaft vesetzt…
Fazit
Manche Filme verlieren nicht an Brisanz oder Aktualität – und „American History X“ ist da solch ein Sonderfall. Noch immer fasziniert das toll gezeichnete und grandios durch Edward Norton verkörperte Profil des Bösewichtes, der sich zum Guten wandelt und diesen Schritt auch wohl bedacht getätigt hat.
Im Gegensatz zu vielen Konkurrenten setzt der Film nicht Vordergründig auf Gewalt und die Elemente der rechten Szene an sich, sondern hinterleuchtet vielmehr die Motive seiner Figuren auf behutsame Weise. Derek war eigentlich zu keiner Zeit ein Unsympathisch und hatte definitiv seine Argumente für seinen eingeschlagenen Weg, samt seiner späteren Bekehrung – die hier keineswegs aufgesetzt belehrend wirkt. Seine Figur besitzt trotz rabiatem Auftritt viele Facetten, die exzellent dargestellt wurden. Der erst so schwache Sohn, der um seinen Vater trauert und dann das starke Familienoberhaupt samt Anführer einer ganzen Gang. Der Werdegang ist nachvollziehbar und vor allem glaubhaft ausgearbeitet – was den Reiz an dieser Produktion einfach nur erhöht.
Neben dem absolut beeindruckenden Norton muss sich auch kein Nebendarsteller verstecken. Besonders Edward Furlong („Terminator 2“, „Brainscan“) zeigte noch einmal ein Aufflackern seiner Leistung, bevor er wieder in mittelprächtigen Werken fast von der großen Bühne Hollywoods verschwand. Seine geistige Einsicht als Danny kam zwar etwas abrupt, aber immerhin in Ansätzen irgendwo verständlich. Die Macher wollten ihre Geschichte wohl in kompaktem Umfang zu Ende bringen und verkürzten einige Etappen des Ausstiegs bewusst. Geht aufgrund der brillanten Darstellung und den greifbaren Begründungen in Ordnung.
Ein tolle Stilmittel war die Erzählung auf zwei Ebenen. Man springt in teils wirklich schockierenden schwarz/weiß-Szenen immer mal wieder in die Vergangenheit, während die aktuellen Ereignisse in völlig übersättigten und nahezu strahlenden Farben dargestellt wurden. Dies stimmt den Zuschauer immer wieder passend ein, schraubt irgendwo durchaus an seinen Emotionen. Dazu passt der grobe, leicht körnige Look wie die Fast aufs Auge – in einem glatten 4K könnte ich mir den Streifen gar nicht vorstellen.
Dies ist nicht mein erstes Review zu „American History X“ – doch nach der letzten Sichtung am vergangenen Wochenende kam ich zu dem Entschluss, dass ein Update lange überfällig war. Noch immer fesselt das großartige Werk an den Bildschirm (oder mittlerweile auch an die Leinwand) und hat nichts von seinem Gänsehautfaktor verloren. Selten war ein Film so intensiv und selten ließ und ein Film dermaßen heftig mit selbst mit strittigen Figuren mitfiebern. Dieser Unterricht gehört nach all den Jahren definitiv noch immer in jedes gut bestückte Filmregal und die Höchstwertung ist noch immer bedenkenlos drin.
10/10
Fotocopyright: Warner Bros (Universal Pictures)
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