Inhalt

In naher Zukunft wird es möglich sein, Lebenszeit auf andere Personen zu übertragen und natürlich entfaltet sich damit rasch ein lukratives und nicht immer sauberes Geschäft. Einer der Vertriebler dieser revolutionären Technologie ist Max, der von seinen Provisionen recht gut leben kann und sich hierdurch auch etwas überheblich gibt. Als seine Frau jedoch unfreiwillig 38 Jahre ihrer Lebenszeit opfern muss, unternimmt er einen verzweifelten Rettungsversuch…

Fazit

Das Grundkonzept von „Paradise“ war zwar nicht grade neu, dennoch bietet die interessante und leicht beängstigende Prämisse durchaus Interpretationsfreiraum für viele Geschichten – die etwas anders, als beispielsweise „In Time“ verlaufen und neue Facetten mit sich bringen können. Dies haben die Macher genutzt.

Im Großen und ganzen ging man angenehm nüchtern und vergleichsweise realistisch an die Thematik heran und bot damit einen guten Einstieg zum Abtauchen im Szenario. Anders als bei den Mitstreitern aus Hollywood wirkte hier alles einen Ticken glaubhafter, greifbarer und verständlicher gezeichnet. Durch die Präsentationen von fiktiven Nachrichtensendungen, brüllenden Demonstranten und vergleichsweise normalen Lebenswandel der Hauptfiguren, kam so eine authentische und gar nicht mal so weit entfernte, unheilvolle Grundstimmung auf. Man konnte sich perfekt in die Dinge hineindenken, bekam schnell alle Vor- und Nachteile der „neuen Welt“ aufgezeigt. Moralische Diskussionen inklusive.

Die Geschichte war recht ansprechend erdacht und in weiten Teilen äußerst unterhaltsam präsentiert. Auch hier ging es zumeist eher kleinlaut zu und der Zuschauer konnte den Ereignissen gut folgen, sich stets eigene Gedanken zu den Vorgängen machen und die Motivationen der Charaktere wunderbar verstehen. Das Tempo war dabei stets in Ordnung, nur selten trübten kleinere Längen den überwiegend kurzweiligen Verlauf. Zum Ausgang des Filmes möchte ich hier nichts verraten, aber spätestens hier schielte man zur Konkurrenz und ließ sich ein paar Türchen offen. Das mag durchaus legitim sein, hätte für meinen Geschmack aber entschlossener und definitiver beendet werden müssen. Eventuell geplante Fortsetzungen hin oder her.

Glänzen konnte die deutsche Produktion nicht nur bei ihren – für unsere Verhältnisse – halbwegs prominenten Darstellern (u.A. Iris Berben, Kostja Ullmann), sondern bei den dezenten, aber gut gemachten Effekten und Details. Es gab immer wieder witzige Kleinigkeiten zu entdecken – oder Effekte, die wegen ihrer Schlichtheit und perfekter Integration erst auf den zweiten Blick ins Auge fielen. Das Gesamtbild wirkte nicht überladen und befremdlich, vielmehr passend realistisch – wie auch das bereits erwähnte Storytelling. Mehr Sci-Fi hat es auf keinen Fall gebraucht. Übrigens war der Bass so gewaltig, dass mein Heimkino selbst in ruhigeren Momenten ordentlich vibriert hat. Das war unerwartet und stellte den sogar vor einigen Tagen zuvor gesichteten „Transformers“ stellenweise völlig in den Schatten. Auch mit den Surround-Speakern wurde hier vorbildlich gearbeitet, Geräusche und Dialoge kamen supergenau aus den jeweiligen Richtungen.

Mit „Paradise“ haben wir endlich wieder einen soliden und keineswegs peinlichen Vertreter aus unseren Gefilden bei Netflix im Sortiment. Die Handlung war ansprechend und die Umsetzung weitestgehend sehr gelungen. Seine trockene, nüchterne Art hat sich angenehm aus der breiten Maße hervorgehoben und mich weitaus mehr als auf Hochglanz-polierte krachende Blockbuster aus der Traumfabrik angesprochen. Zu einer höheren Wertung hat mir allerdings der letzte Kick (und vielleicht auch ein versöhnlicheres Finale) gefehlt, aber eine Empfehlung geht dennoch raus.

7/10

Fotocopyright: Netflix