Kurzreview zur Singleplayer-Kampange

Was lange währt, wird endlich mit einem knappen Review abgestraft. Dem eher nativen Klang anderer Reviewer möchte ich mich hier in Kurzform anschließen und vom Kauf des aktuellen „Call of Duty“ abraten. Auch hier habe ich mich nur mit der Singleplayer-Kampagne beschäftigt, doch statt gewohnt hollywoodreifer Unterhaltung gab es zumeist nur Frust und Gefluche.

Die Präsentation war erneut über jeden Zweifel erhaben und gab keinen Grund zur Klage. Optisch sah das Spiel verdammt gut aus, gefiel mit hübschen Charaktermodellen und zuweilen auch eindrucksvollen Kulissen mit Weitsicht. Gepaart mit einem brachialen Sound war die Immersion eigentlich perfekt, bis das Gameplay dem verheißungsvollen Treiben einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.

„Call of Duty“ stand eigentlich immer für Schlauchlevels und kaschierte dieses Manko mit einer atemberaubenden Inszenierung, kinoreifen Scriptszenen und viel Krawum. „Modern Warfare III “ setzt jedoch auf ein paar offenere Abschnitte und krankt gehörig an dieser Neuerung. Während die normalen Level tatsächlich wie ein Film erschienen, fühlten sich die offenen Gebiete wie ein Multiplayer-Shooter mit Orientierungsproblemen und nervigen Fleißaufgaben an. Das brach bei besagter Immersion, aber auch aus spielerischer Sicht. So schienen die Gegnerhorden nahezu unendlich und zu oft machte sich unschöne Hektik breit. Der Spannungsbogen wich wildem Herumgerenne, man fühlte sich nicht mehr bei der Hand genommen (besonders was den roten Faden der Handlung betraf).

Auch die Balance zwischen den unterschiedlichen Aufgaben war schlecht verteilt. Während man einige Passagen durchaus noch hätte länger spielen können, zogen sich andere Missionen wie Kaugummi. Man muss wohl nicht zusätzlich erwähnen, dass die vielen Charaktere und der direkte Einstieg ins Geschehen (ohne große Rückblenden) für Serien-Unkundige sowieso zu hefigen Verwirrungen führen könnten. Selbst als Veteran muss man sich erst einmal wieder alle Figuren und deren Funktion ins Gedächtnis rufen.

Für mich war „Call of Duty“ eigentlich immer eine sichere Bank. Jedes Jahr bekam man eine kurzweilige Kampagne mit hohen Schauwerten und spaßiger Action geliefert, doch 2023 blieb mir diese Freude verwehrt. Während die Präsentation weiterhin gefiel, wurde ich mit den Neuerungen nicht warm und selbst eine kurze Spielzeit von rund 4 bis 5 Stunden wären bei fantastischen Gameplay noch locker zu verschmerzen gewesen. So bleibt „Modern Warfare III“ ein Tiefpunkt einer renommierten Reihe und wird hoffentlich durch einen besseren Nachfolger ganz aus dem Gedächtnis verdrängt.

Positiv

  • tolle audiovisuelle Präsentation
  • sehenswerte Charaktermodelle
  • stellenweise altvertraute Atmopshäre
  • ein paar kurzweilige Abschnitte

Neutral

  • kurze Spielzeit (rund 4 bis 5 Stunden)

Negativ

  • knappe Zeitlimits
  • schier unendliche Gegnerhorden
  • unfaire Passagen
  • offen gestaltete Missionen arg misslungen
  • benötigt viel Platz auf der Festplatte
  • Kontopflicht

Fotocopyright: Activision