Dracula – Die Auferstehung
Inhalt
Prinz Vlad hat sich immer als treuer Gefolgsmann seiner Kirche erwiesen, Schlacht und Schlacht gegen die andersgläubigen Barbaren gewonnen und nie Zweifel an seinen Taten aufkommen lassen. Als eines Tages jedoch seine Frau verstirbt, bricht er mit Gott und seinen bisherigen Überzeugungen. Zur Strafe wird er unsterblich und muss Jahrhunderte in Einsamkeit verbringen – bis er per Zufall von der scheinbaren Reinkarnation seiner Geliebten erfährt und dafür nach Frankreich reist…
Fazit
Angeblich wollte Luc Besson nie einen Horrorfilm machen, doch die Möglichkeit einer Dracula-Adaption hat den französischen Filmmeister wohl doch keine Ruhe gelassen und so präsentierte er uns nun seine Variante der altbekannten Thematik. Tatsächlich hat der Regisseur dem Treiben allerdings etwas Grusel entzogen und gemäß dem Originaltitel (Dracula: A Love Tale) die tragische Liebesgeschichte von Vlad und dessen Prinzessin in den Vordergrund gehoben.
Die Entscheidung hin zur Lovestory war in meinen Augen genau richtig, da wir auf der einen Seite genügend blutrünstige Varianten zu Dracula haben und man so einen Raum für opulente Bilder errichten konnte – was ein erfahrener Macher wie Besson eben zu nutzen und mit hübschen optischen Kreationen vollends zu überzeugen wusste.
Bereits beim Intro ließ man die Muskeln spielen. Wo ein Coppola in den 90igern direkt eine düstere Atmosphäre erschuf, wurde nun mit helleren Aufnahmen und viel herzerwärmenden Elementen gearbeitet. Zwar konnte man sich eine blutige Schlacht inkl. Enthauptungen auch nicht ganz verkneifen, doch irgendwie spielten diese Eindrücke nur eine untergeordnete Rolle im Anbetracht der lodernden Dramatik zwischen Prinz und Prinzessin.
Die Ausstattung war verschwenderisch und trug ihren Teil zur gelungenen Immersion bei. Tolle Kostüme, sagenhaft detaillierte Kulissen und ein schöner Soundtrack sorgten für Stimmung – die ganz im Sinne der Ausrichtung des Streifens angenehm kitschig und teils sogar romantisch angehaucht war, weniger finster und furchteinflößend – wie bei einem Dracula-Werk zunächst eher vermutet.
Caleb Landry Jones brillierte in der Hauptrolle und stahl allen anderen agierenden – inklusive einem gewohnt souverän auftretenden Christoph Waltz – die Schau. Er gab sich enorm Ausdrucksstark und verkörperter den liebeskranken Vlad in jeder Lebenslage mit einer gewissen Gänsehaut. Man konnte seine Emotionen greifen und glücklicherweise auch irgendwo verstehen.
Im Laufe der Jahrzehnte (man könnte fast Jahrhunderte schreiben) gab es viele Adaptionen des berühmten Vampir-Stoffes, doch Besson konnte dem Treiben noch einmal seinen eigenen Stempel aufdrücken, sich etwas von der klassischen Erzählung lösen und den Fokus mehr auf eine Liebesgeschichte richten. In meinen Augen ist das Experiment gelungen und der geeignete Zuschauer erhält einen modern ausschauenden, hervorragend besetzten und weitestgehend kurzweiligen Blutsaugerfilm ohne Schnörkel.
8/10
Fotocopyright: LEONINE


