Inhalt
Bei der Flucht aus dem sibirischen Gefängnis fällt Kate Walker ein altes Bild in die Hände. Es zeigt eine junge Dame, die ihr verblüffend ähnlich sieht und ein neues Abenteuer lässt so nicht lange auf sich warten…
Gameplay
Genau wie bei den Vorgängern handelt sich sich beim nunmehr vierten Teil der bekannten Reihe um ein waschechtes Adventure, welches ich aufgrund seiner Steuerung schon fast in zwei Untergenre aufteilen möchte.
Mit der Maus fühlt sich das Geschehen wie ein klassisches Point-and-Klick-Adventure an, während das Gamepad eine direkte Steuerung der Protagonistin ermöglicht und das Treiben so etwas moderner anmuteten lässt. Fakt ist jedoch, dass beide Möglichkeiten ihre Vor- und Nachteile boten – weshalb ich ständig zwischen ihnen hin und her gewechselt habe.
So macht das nähere Untersuchen von Maschinen oder Dokumenten mit der Maus wesentlich mehr Spaß, während das Manövrieren von Kate mit dem Gamepad wesentlich exakter und schneller daher kam.
Im Gegensatz zu vielen Konkurrenten war Syberia 4 sehr gradlinig aufgebaut. Die Reihenfolge der Lokationen ist vorgegeben und die Rätsel meist vergleichsweise einfach. Oft liegen die Dinge recht nah beieinander und längere Laufwege bleiben uns hierdurch erspart.
Die Kopfnüsse an sich waren überwiegend sehr kreativ erdacht und schienen im Gesamtkontext auch nicht so enorm aufgezwungen wie bei anderen Titeln. Klar hielten einige Elemente (öffnen von Truhen) gewollt auf auf, doch es fühlte sich nicht so sehr nach Fleißarbeit an und machte dank der eingängigen Knobelleien durchaus Laune.
Interessant war auch das Spiel mit verschiedenen Zeitebenen. So mussten wir uns in einigen Situationen die Dinge in der Vergangenheit anschauen, um sie dann in der heutigen Zeit nachzubilden – beispielsweise Türcodes oder Schaltpläne. Wer schlau ist, fotografiert die Lage natürlich kurz mit den Handy ab und muss nicht während des Zockens ständig hin und her schalten.
Im Laufe der Spielzeit übernehmen wir jedoch nicht nur die Rolle von Kate, sondern steuern auch mal die junge Dana, ihrem Geliebten oder sogar Begleiter Oskar – der grundsätzlich immer gute Tipps oder flotte Sprüche auf Lager hatte.
Spielzeit
Mit rund 11 Stunden lag das Spielzeit für ein Adventure im guten Mittelfeld und das war auch vollkommen in Ordnung. Dadurch, dass es immer perfekt voran ging und man selten länger an einem Punkt verweilte, kam keine Langeweile auf und die interessante Handlung hielt sowieso bis zum Ende bei Laune. Man fühlte sich stets wie in einem tollen Roman, der an den richtigen Stellen auch mal zurecht dick auftraten durfte.
Präsentation
Die extrem hochwertige audiovisuelle Präsentation ist der der größten Stärken des Titels. Figuren und Kulissen schauen nicht nur eindrucksvoll aus, sondern glänzen mit serientypischen Merkmalen wie außergewöhnlicher Architektur oder den vielen „Steampunk“-Elementen. Es machte Spaß, ständig neue Details zu entdecken und sich von faszinierenden Konstruktionen beeindrucken zu lassen. In 4k mit maximalen Details kam es auf meinem System (Ryzen 7, Geforce 3060) gelegentlich zu kleineren „Nachlade-Rucklern“, aber bei Full-HD lief alles butterweich.
Akustisch gab es nicht nur eine hervorragende Sprachausgabe, sondern auch einen richtig guten Soundtrack mit einigen phänomenalen Stücken, wie die Hymne der Stadt Vaghen.
Positiv
- tolle audiovisuelle Präsentation
- geniales Art-Design
- spannende Handlung
- interessante Figuren
- brillante Metaphern
- perfekter Spielfluss
- launige Rätsel
- abwechslunsgsreiches Gameplay
- hochwertige deutsche Vertonung
Neutral
- recht gradlinig
- größenteils einfache Rätsel
Negativ
- hin und wieder grobe Texturen
- kleine nicht überspringbare Zwischensequenzen
Fazit
Schon seit Veröffentlichung des ersten Teils habe ich mich in die Reihe verliebt. Zwar hatte Syberia schon immer ein paar spielerische Macken, doch sein grandioses Design hat stets wohlwollend darüber hinwegschauen lassen.
Auch wenn Teil 3 (seinerzeit sogar als Collector`s Edition vorbestellt) nicht ganz an die erzählerische Klasse der Erstlinge herangekommen ist, habe ich den Titel ebenfalls gerne gespielt und war nach der Demo von Syberia 4 erneut in Vorfreude.
Ich kann nur sagen, dass sich das Warten für mich absolut gelohnt hat und man sich den Schwächen des direkten Vorläufers vollumfänglich angenommen hat. „The World before“ war ein fantastisches Adventure, welches ab der ersten Minute in seinen Bann zog und bis zum bitteren Ende kaum das Gamepad (oder die Maus) aus der Hand legen ließ.
Die Präsentation war atemberaubend, die Handlung packend und alles obendrein sehr filmreif inszeniert. Der Wandel zwischen den Zeiten hat hier hervorragend funktioniert und war ein ungeahnt wertvolles spielerisches Element.
Den eher gradlinigen Aufbau mit seinen größtenteils sehr leichten Rätseln habe ich zwar unter „Neutral“ eingeordnet, letztlich aber sehr begrüßt. Die Aufgabenstellungen waren meist sehr eindeutig und man wusste fast immer auf den ersten Blick, was genau zu tun war. Zudem sorgte die Einschränkung auf die aktuelle Lokation stets für gutes Voranschreiten und nicht dem mühseligen Abklappern dutzender Bildschirme.
Zwar erwiesen sich nicht überspringbare Dialoge als kleine „Strecker“, aber mehr als nur ein paar Sekunden hielten sie letztlich auch nicht auf und führen zu keinerlei Abwertung. Es mag vielleicht ein wenig blasphemisch klingen, doch für mich ist Syberia 4 noch vor „Elden Ring“ ein heißer Anwärter auf mein persönliches Spiel des Jahres und ich hoffe inständig um Fortführung der Serie. Für mich gehört das Ding in den Olymp der Adventures und definitiv zum Besten, was ich in der letzten Zeit zocken durfte.
Grafik: 9/10
Sound: 9/10
Gameplay: 8,5/10
Gesamt: 9/10
Fotocopyright: Microids
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