Inhalt

Eine schwer verletzte Frau und ein Kind werden aufgegriffen und ins Krankenhaus gebracht. Ein Ermittler des LKA wird sofort hellhörig und vermutet eine Verbindung zu einem alten Vermisstenfall. Als er die Dame erblickt, scheint es sich entgegen aller Hoffnungen nicht um die Gesuchte zu handeln. Dennoch wird eine Kette von Ereignissen ausgelöst…

Fazit

Nach langer Zeit war „Liebes Kind“ endlich mal wieder eine Serie, die mich sofort gepackt und bis zum bitteren Ende nicht mehr vom Haken gelassen hat. Was zuletzt „Ahsoka“ oder „One Piece“ nicht geschafft haben, hat diese dagegen vergleichsweise kleine deutsche Produktion erreicht und am Ende kann es dafür nur eine warme Empfehlung geben – doch beginnen wir erst einmal mit der eigentlichen Besprechung.

Die Handlung orientiert sich mehr oder weniger lose an wahren Begebenheiten und besaß ihren eigenen markanten Erzählstil. Nach kurzer anfänglicher Verwirrung meint der Zuschauer früh die Kontrolle zu besitzen und scheinbar passende Lösungen schnell zur Hand zu haben. Er hat jedoch nicht mit den ausgefeilten Drehbuchautoren gerechnet, de uns immer wieder auf falsche Fährten lockten oder das vermeintlich überschaubare Szenario mit Bedacht immer weiter ausbauten.

Der Sprung zwischen Rückblenden und Echtzeit funktionierte hervorragend und überfrachtete zu keiner Zeit. Man behielt stets den Durchblick, wodurch letztlich auch unser „Puzzletrieb“ nicht abbrach und man stets mit eigenen Theorien zum Fall beschäftigt war. Das Gebotene war dabei so enorm spannend, dass man keine Sekunde verpassen wollte und beim kurzen Toilettengang tatschlich auf die Pause-Taste drücken musste.

Ankreiden möchte ich den Machern höchstens die Auflösung (welche ich hier nicht spoilern möchte!). Ich würde nicht sagen, dass diese nicht vollkommen an den Haaren herbeigezogen wurde und mit dem bisherigen Stil brach, doch ich gerne mehr Elemente aus meinen Theorien wiedergefunden hätte. Klar wollte man etwas Anderes und weniger berechnendes präsentieren, dennoch möchte ich am Ende mindestens einen halben Wertungspunkt für diese Variante vom (immer noch prächtigen) Ergebnis abziehen.

Die Darsteller – allen voran unsere jungen Talente – haben ihre Sache sehr gut gemacht. Musste man sich erst einmal kurz an die (im Nachhinein hervorragend geschriebenen) Figuren gewöhnen, stieg von Sekunde von Sekunde auch deren Glaubwürdigkeit. Sie besaßen allesamt Charisma und wirklich jeder von ihnen trug aus seine Weise zum runden Gesamtkonstrukt bei. Sie waren nicht eindimensional und deren Motivationen klar verständlich – obgleich man sie nicht immer auf den ersten Blick sofort identifizierte.

Weder zu lang, noch zu kurz. Mit sechs knackigen Episoden lud diese Serie zum „durchbinchen“ ein und ließ mitsamt einem leicht gewöhnungsbedürftigem Finale mit zufriedenen Gefühl zurück. Trotz einiger Parallelen (sowohl zu echten Ereignissen, als auch zu anderen Mitstreitern) machte die Produktionen einen frischen Eindruck und fesselte ohne jegliche Durchhänger an den Schirm. Das Gesamtpaket war überraschend toll und gehört jedem interessierten Netflix-User ans Herz gelegt.

8/10

Fotocopyright: Netflix